Yahoo soll Chinas Internet-Polizei unterstützt haben
7. September 2005Der Journalist Shi Tao hatte in einer E-Mail über Beschränkungen der Pressefreiheit in China berichtet. Außerdem hatte er eine Anordnung der Regierung ins Internet gestellt, die jedes Gedenken zum 15. Jahrestag des Tiananmen-Massakers von 1989 verbot.
Nun muss Shi Tao laut "Reporter ohne Grenzen" für zehn Jahre ins Gefängnis - wegen "Verrats von Staatsgeheimnissen". Auf die Spur des Journalisten sei der chinesische Staatssicherheitsdienst mit Hilfe des Suchmaschinen- und E-Mail-Anbieters Yahoo gekommen. Die Hongkonger Yahoo Holdings Ltd. habe dem Staatssicherheitsdienst unter anderem geholfen, an Shis E-Mail-Adresse zu kommen.
Yahoo: "Wir prüfen"
"Wie weit geht es (Yahoo) noch, um Peking zu gefallen?", fragt Reporter ohne Grenzen in einer Erklärung. Ohne die Kooperation des Unternehmens sei die Verhaftung nicht möglich gewesen. Eine Sprecherin von Yahoo Holdings wollte dazu nicht Stellung nehmen. Die Firma verkündete lediglich, die Angelegenheit werde überprüft.
Es ist nicht der erste Fall, in dem einem der großen US-Internetunternehmen eine zu enge Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden vorgeworfen wird, um deren Wohlwollen zu erlangen - schließlich ist China ein boomendes Online-Land. Eine Unterstützung der chinesischen Zensur wurde außer Yahoo auch schon Google und Microsoft mit seinem Dienst MSN vorgehalten.
Kampf um einen heißen Markt
Die drei Portale kämpfen um den rasant wachsenden Markt in China, das zum zweitgrößten Internet-Nutzer weltweit nach den USA aufgerückt ist. Im August 2005 kaufte Yahoo einen 40-Prozent-Anteil am chinesischen Unternehmen Alibaba.com für eine Milliarde US-Dollar (rund 800 Millionen Euro), was die bisher höchste Auslandsinvestition in Chinas Internet-Sektor war. (reh)