Yuan im Visier der Spekulanten
3. Februar 2016Die chinesische Wirtschaft ist direkt zu Beginn des Jahres in Turbulenzen geraten. Der Handel an den Börsen musste zwei Mal ausgesetzt werden, um Panik an den Märkten zu verhindern. Der Wert des chinesischen Yuan (auch Renminbi genannt), fiel im Vergleich zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren. Und zu Beginn der Woche fiel auch der Einkaufsmanagerindex für die Industrie auf den niedrigsten Wert seit Mitte 2012 - das verstärkte die Sorgen, dass die schwächelnde Wirtschaft des Landes eine harte Landung zu erwarten hat.
In der Hoffnung, die Märkte vor dem an diesem Wochenende beginnenden Neujahrsfest zu beruhigen, hat die chinesische Notenbank den Yuan zuletzt gestützt. Aber die Frage bleibt: In welche Richtung entwickelt sich Chinas Wirtschaft? Und Investoren interessiert vor allem: Wohin entwickelt sich Chinas Währung?
Wetten gegen den Yuan
Nach Informationen des Wall Street Journal haben mehrere US-amerikanische Hedgefonds schon damit begonnen, große Summen auf den Fall des Yuan zu wetten. Kyle Bass, Gründer von Hayman Capital Management, hat 85 Prozent des von ihm verwalteten Geldes in Geschäfteinvestiert, "die sich auszahlen werden, wenn der Yuan und der Hong Kong Dollar in den nächsten drei Jahren an Wert verlieren", so die Zeitung. Bass erwarte, dass der Yuan in dieser Zeit um bis zu 40 Prozent fallen wird.
Auch Investment-Legende George Soros hat bestätigt, gegen den Yuan und andere asiatische Währungen zu wetten. Soros machte 1992 ein Vermögen damit, gegen das britische Pfund zu spekulieren. Für China sei "eine harte Landung praktisch unausweichlich", sagte Soros auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vor zwei Wochen.
Soros und Bass hoffen, mit ihren Aussagen Unterstützung für ihren Kurs gegen den Yuan zu erhalten. Denn je mehr solcher Wetten platziert werden, desto größer wird der Druck auf die Währung. Allein im letzten Halbjahr sind Chinas Währungsreserven um 500 Milliarden US-Dollar (458 Milliarden Euro) geschrumpft.
Ein mächtiger Gegner
Doch die Zentralbank sitzt immer noch auf 3,3 Billionen US-Dollar. Sobald Sie Teile dieser Reserven verkauft, schwächt das den Dollar und stärkt den Yuan. Chinas Politiker sind zuversichtlich, mit diesen immensen Reserven Spekulanten wie Soros auf Abstand halten zu können. "Gegen Chinas Währung in den Krieg ziehen? Haha!" - so lautete dann auch die Schlagzeile in der Auslandsausgabe von Renmin Ribao, dem Sprachrohr der Kommunistischen Partei.
"Viele am Markt glauben immer noch, dass China seine Währung weiter abwerten wird", meint Gary Cohn, Präsident und Geschäftsführer von Goldman Sachs, in Davos. "Aber wir glauben, die Abwertung wird sehr langsam und geplant verlaufen. Es wird nicht wie in der Schweiz laufen, die über Nacht die Währungsbindung aufgegeben hat."
Im Januar 2015 hatte die Schweizer Notenbank die Bindung des Franken an den Euro gelöst. Für die Zentralbank war es zu teuer geworden, den Kurs des Franken künstlich niedrig zu halten. Der stieg daraufhin um bis zu 30 Prozent.
In China könnte jetzt das genaue Gegenteil passieren: Die Wirtschaft ist im letzten Jahr um 6,9 Prozent gewachsen - der niedrigste Wert seit 25 Jahren. Ohne die Intervention der Zentralbank würde der Yuan gegenüber dem Dollar vielleicht noch mehr an Wert verlieren. Einige Experten argumentieren jetzt, ein schwacher Yuan sei im Interesse Chinas, weil dadurch Exporte billiger würden und die Wirtschaft stimuliert werde.
Gibt es bald Kriege um Währungen?
"Aber die chinesische Notenbank hat sich zuletzt nicht nur auf den Wechselkurs von Yuan und Dollar konzentriert", sagt Fang Xinghai, Mitglied der Leitungsgruppe für Finanzen und Ökonomie des Zentralkomitees. "Früher hatte China gegenüber dem Dollar eine gleitende Parität angestrebt", sagte Xinghai in Davos. Dabei wird ein relativ fester Wechselkurs nur gelegentlich in kleinen Schritten angepasst.
"Jetzt arbeiten wir dagegen mit einem Währungskorb", ergänzte Fang. "Das sagen wir nicht einfach so, wir meinen das ernst und machen das auch." Dabei wird versucht, den Yuan-Kurs gegenüber mehreren Währungen in einem gewissen Gleichgewicht zu halten, vor allem die der wichtigsten Handelspartner Chinas: US-Dollar, japanischer Yen, Euro und südkoreanischer Won.
Die chinesische Währung war "gegenüber diesem Währungskorb sehr stabil; nicht nur jetzt, sondern auch in den letzten Monaten", sagte Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF).
"Angesichts der großen Reserven und Puffer" könne China seine großen Herausforderungen "ohne weiteres meistern, wenn es die richtigen Entscheidungen trifft", gab sich Lagarde zuversichtlich.
Chinesische Politiker verdienten Anerkennung für ihren Weg zu einer Wirtschaftsordnung, die mehr auf inländischem Konsum basiere, sagte Ray Dalio, Gründer und Vorsitzender von Bridgewater Associates. Die US-Investment-Firma verwaltet aktuell 169 Milliarden Dollar.
In Anbetracht der lahmenden Weltwirtschaft, niedriger Zinsen und der lockeren Geldpolitik vieler Notenbanken erwarte er allerdings mehr Schwankungen auf den Währungsmärkten, nicht weniger.
"Weil es bei den Zinssätzen kaum noch Spielraum gibt, werden die Wechselkurse verändert", sagte Dalio in Davos. "Und das deutet auf Währungskriege hin, nicht partnerschaftliche Zusammenarbeit."