Zaha Hadid - Architektin mit Visionen
Zaha Hadids Pläne galten lange als unbaubar - bis sie das Gegenteil bewies. Ihre Baukunst ist mutig und wirkt futuristisch. Nun ist die Stararchitektin im Alter von 65 Jahren verstorben. Ein Rückblick auf ihr Werk.
Amazone des Bauens
Sie war die erste Architektin, die Bauten auf Weltniveau geschaffen hat. Die irakisch-britische Stararchitektin Zaha Hadid erlag am Donnerstag überraschend in Miami einem Herzinfarkt. Sie wurde 65 Jahre alt. Mit ihren spektakulären Bauwerken hat sie in der Architektur eine neue Formensprache geprägt und ihre Utopien in Beton verewigt.
Ein Schiff wird kommen
Mit dem Innovation Tower, oder auch "Jockey Club Innovation Tower", in Hongkong schuf Zaha Hadid ein Haus für die Forschung. Der elegant geneigte Hochhauskomplex mit seinen fließenden Formen, der stellenweise an ein Kreuzfahrtschiff erinnert, ist seit 2013 Heimstatt der Polytechnischen Universität . Die Bauherren träumten von einem "Leuchtfeuer des Designs in Asien".
Durchbruch mit dem Erstlingswerk
Spektakuläreres Erstlingswerk: Für die Betriebsfeuerwehr des Möbelherstellers Vitra im badischen Weil am Rhein baute Zaha Hadid 1993 die "Vitra Firestation". Die Schwere des Sichtbetons verwandelt sich durch die Anordnung von Wänden und Ebenen in dynamische Leichtigkeit. Hadids Pläne hatten bis dahin als unbaubar gegolten. Jetzt nahm ihre Karriere Fahrt auf.
Denkmal für einen Diktator?
Ein fließender Baukörper als Sinnbild für die Erneuerung und Modernisierung der Gesellschaft? In Aserbaidschans Hauptstadt Baku baute Zaha Hadid das spektakuläre "Heydar Aliyev Cultural Centre". Präsident Ilham Aliyev wollte seinem – von Menschenrechtlern als Diktator kritisierten – Vater und Vorgänger ein Denkmal setzen.
Architektur mit grandiosem Ausblick
Für Reinhold Messners neues Museum hat Zaha Hadid den Fels aushöhlen lassen. Sie schuf unterirdische Räume mit Aussichtsbalkons und Wänden, die dem berühmten Gipfelstürmer "viele weiße Haare" bescherten. Messner nannte das im Sommer 2015 eröffnete Messner Mountain Museum deshalb ironisch seinen "15. Achttausender".
Zeitmaschine in die Ewige Stadt
Beton, Glas, Stahl, unmögliche Kurven, übereinandergestapelte Betonschläuche, Kuben und Quader, filigrane Säulen. Zaha Hadid hat in Rom das MAXXI gebaut, ein Museum für zeitgenössische Kunst. Es wirkt selber wie eine begehbare Skulptur. Betritt man das Gebäude, scheint der Boden zu schwanken. Jeder Schritt eröffnet eine neue Perspektive auf die Architektur und die Stadt. Eine großartige Erfahrung!
Neues Kunsterlebnis in Rom
Um das Kunstmuseum MAXXI tobte ein heftiger Streit. Es gab Bauverzögerungen. Die Kosten explodierten. Am Ende ging es gut aus, und das MAXXI verhalf den Römern zu einem neuen Lebensgefühl. Auf dem Bild ist zu erkennen, wie sich in den Fenstern das umliegende Viertel spiegelt. Die Ewige Stadt erstrahlt dank Hadid im Glanz der Moderne.
Das Ende des rechten Winkels
Im römischen MAXXI überzeugt die Ästhetik des Seriellen, des Ungeraden und Leichten, sichtbar etwa in dieser Deckenkonstruktion über einem Treppenhaus. Zaha Hadid hat das alte Militärgelände vom "Zwang des rechten Winkels befreit", jubelten Architekturkritiker. Auch eine Bibliothek, ein Café, ein Restaurant und eine Buchhandlung ergänzen das Angebot für die Besucher.
Futuristische Ausblicke
Futuristisch mutet auch der zentrale Platz der "Galaxy Soho" an: Kein rechter Winkel, sondern fließende Formen und schwungvolle Linien prägen den Büro- und Gewerbekomplex, den Zaha Hadid 2012 im Herzen Pekings errichten ließ. Die Architektur besteht aus vier Türmen. Sie sind durch Stege und Fußgängerbrücken miteinander verbunden.
Architektur für die Autoindustrie
Offenheit und Transparenz sollte das neue Zentralgebäude im Leipziger BMW-Werk ausstrahlen. Zaha Hadids Entwurf verbindet Bürokomplex und Produktionshallen. Er beherbergt den Haupteingang zum Werk sowie Betriebsrestaurant, Labore und Werkstätten. Für ihren Entwurf erhielt Hadid den Deutschen Architekturpreis.
Ausnahmefrau in einer Männerdomäne
Zaha Hadid galt als kratzbürstig, aber genial. Damit eroberte sie die Männerdomäne der Architektur und landete im Olymp der Baukünste. Als erste Frau erhielt sie 2004 den "Nobelpreis der Architekten", den Pritzker-Preis. 2009 wurde ihr der hochdotierte Praemium Imperiale verliehen. Die im irakischen Bagdad geborene Hadid starb am 31.03.2016 an einem Herzinfarkt.