Südkorea: Zahl der MERS-Fälle steigt
4. Juni 2015In Südkorea herrscht Angst vor MERS. Aus Furcht vor einer Ansteckung tragen inzwischen zahlreiche Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Einrichtungen Atemmasken. Mehr als 700 Schulen und Kindergärten wurden vorsorglich im ganzen Land geschlossen, nachdem fünf weitere Menschen an dem Middle East Respiratory Syndrom (MERS) erkrankt sind. Die Zahl der Infizierten habe sich damit auf 35 erhöht, teilte das Gesundheitsministerium in Seoul mit. Mehr als 1600 Menschen, die sich angesteckt haben könnten, sind unter Quarantäne gestellt.
Sorge bei den Nachbarn
Auch in den südkoreanischen Nachbarländern ist die Beunruhigung offenbar groß. Etwa 7000 Urlauber - die meisten von ihnen aus Taiwan und China - hätten ihre Reise nach Südkorea storniert, erklärte die südkoreanische Tourismusbehörde. Oft sei der MERS-Ausbruch als Hauptgrund genannt worden.
Erste Todesfälle
Am Dienstag hatten die Behörden die ersten beiden Todesfälle des Landes durch das MERS-Virus gemeldet. Eine 58-jährige Frau sei einem Atemversagen erlegen, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Bei dem zweiten Todesopfer handelte es sich um einen 71-jährigen Mann, der Ende Mai erkrankt war. Das Virus war erstmals in Südkorea vor zwei Wochen bei einem 68-Jährigen Mann nachgewiesen worden, der von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war.
Virologe: Nicht hochansteckend
In seiner jetzigen Form sei das Virus nicht als hochansteckend anzusehen, erklärt Christian Drosten, der das Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn leitet. Er rechne nicht damit, dass MERS unbemerkt in der koreanischen Bevölkerung zirkuliere, sagt Drosten im DW-Interview. Da es sich bei den meisten neuen Fällen um Krankenhausinfektionen handele, vermutet er ein Problem mit den Hygienemaßnahmen.
MERS wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen. Das Land ist nach wie vor am stärksten betroffen, die Infektion hat sich mittlerweile aber in vielen Ländern auf der ganzen Welt verbreitet. Bei dem Virus handelt sich um einen neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren, zu denen auch das SARS-Virus zählt. Symptome der Erkrankung sind unter anderen grippeähnliche Beschwerden wie Fieber und Husten, in schweren Fällen Lungenentzündung und Nierenversagen.
sp/stu (afp, dpa, rtr)