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Weltwährung der Zukunft?

12. Januar 2012

China und Japan wollen ihren bilateralen Handel künftig direkt in Yuan abwickeln. 2010 ging es dabei um umgerechnet 260 Milliarden Euro. Könnte der chinesische Yuan neben dem Dollar zur zweiten Weltwährung werden?

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Bündel Renminbi-Banknoten (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Am Ende könne alles ganz schnell gehen, schrieb der Ökonom Barry Eichengreen von der Universität Berkeley bereits vor zwei Jahren. Der US-Dollar habe Anfang des 20. Jahrhunderts gerade einmal zehn Jahre gebraucht, um von einer unbedeutenden Regionalwährung zur Weltwährung aufzusteigen. Ähnliches, so seine Prophezeiung, könne in diesem Jahrzehnt der chinesische Yuan durchmachen: "Auch wenn man die Zeitspanne in Frage stellen kann - ob Shanghai wirklich 2020 ein internationales Finanzzentrum sein wird und der Yuan eine erstrangige internationale Währung - kann man an der Richtung nicht zweifeln." Vor gut zwei Wochen nun hat ein Abkommen zwischen Japan und China seine Thesen erneut beflügelt.

"Bedeutender politischer Schritt"

Toyota-Vizepräsident Kazuo Okamoto neben dem Luxuswagenl Lexus LS460 (Foto: AP)
Japanische Firmen wollen von dem Währungsabkommen profitierenBild: AP

Peking und Tokio haben am zweiten Weihnachtsfeiertag 2011 vereinbart, ihre Geschäfte künftig direkt in chinesischen Yuan abzuwickeln. Die zweit- und die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt haben im Jahr 2010 immerhin Waren im Wert von umgerechnet rund 260 Milliarden Euro ausgetauscht. Japanische Firmen dürfen außerdem in chinesische Wertpapiere investieren. "Das ist ein bedeutender politischer Schritt", sagt Hosuk Lee-Makiyama vom "European Centre for International Political Economy", einem Forschungsinstitut für internationale Handelspolitik in Brüssel. "Damit nimmt man japanischen Firmen das Währungsrisiko." Bisher mussten japanische Unternehmen, wie auch Firmen aus anderen Ländern, jede Zahlung an chinesische Unternehmen zuerst in Dollar umtauschen und dann von Dollar in Yuan. Jede Kursschwankung in der Zwischenzeit beinhaltete ein Risiko für das Unternehmen.

Bereits seit einiger Zeit unternimmt China Schritte, um seine Währung Yuan, die auch Renminbi (Volkswährung) heißt, auf den Weltmärkten zu etablieren. Seit 2010 dürfen in Hongkong Wertpapiere in chinesischen Yuan ausgegeben werden. Einige Nationalbanken, in Nigeria und Brasilien etwa, haben bereits Teile ihrer Devisenreserven in Yuan angelegt. "Die Internationalisierung des Yuan findet vor unseren Augen statt", sagt eine Investmentbankerin in Hongkong. "Der Fall Japan illustriert das."

"Nicht weit von der vollen Konvertibilität"

Zwei chinesische Bauarbeiter gehen am Sitz der chinesischen Zentralbank vorbei (Foto: AP)
Chinas Zentralbank hält den Yuan noch an der LeineBild: AP

In Zukunft sollen auch London und Singapur Yuan-Papiere ausgeben dürfen. Die chinesische Zentralbank will den Rahmen, in dem der Yuan schwanken darf, nach und nach erweitern. "Der Trend geht zur Liberalisierung", bekräftigte der chinesische Zentralbankchef Zhou Xiaochuan vor kurzem in einem Interview. "China ist gar nicht so weit entfernt von einer vollen Konvertibilität." Das würde bedeuten, dass jede Kapitalanlage von anderen Währungen in Yuan umgewandelt werden kann und die Währung zu Marktpreisen gehandelt wird.

Noch allerdings ist nicht absehbar, wann aus dem derzeitigen Trend die volle Konvertibilität wird. Obwohl China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist und als Exportnation ein wichtiger Partner auf den globalen Märkten, spielt seine Währung auf den internationalen Kapitalmärkten bisher keine große Rolle. Nicht einmal an einem Prozent des weltweiten Devisenhandels ist der Yuan beteiligt. China scheut sich, den Yuan freizugeben. Es will verhindern, dass zu viel spekulatives Kapital in den chinesischen Markt eindringt.

Die Wechselkurse für den Yuan werden deshalb nicht durch die Märkte, sondern die chinesische Zentralbank festgelegt. Sie definierte einen Rahmen, in welchem der chinesische Yuan im Verhältnis zum Dollar schwanken darf. Geld zwischen dem Ausland und China zu transferieren, erfordert einigen bürokratischen Aufwand. Investitionen chinesischer Unternehmen im Ausland und ausländischer Unternehmen in China müssen jeweils doppelt genehmigt werden. Einmal muss das Geschäft als solches erlaubt werden, und dann muss die Zentralbank noch einem Umtausch von Yuan in Dollar zustimmen.

"Zwei Babyschritte"

"Den Renminbi zu internationalisieren, würde bedeuten, die chinesischen Finanzmärkte vollständig für ausländische Investoren zu öffnen", schränkt deshalb auch der US-Ökonom Barry Eichengreen ein. Der Staat müsste sich aus der Kreditvergabe der Banken zurückziehen. Staatsbetriebe und Lokalregierungen müssten strengeren Budgetregeln unterworfen werden und China müsste darauf verzichten, mit einem niedrigen Yuan die Exporte zu stimulieren. Kurz: "Es würde fundamentale Änderungen in Chinas Entwicklungsmodell voraussetzen", schreibt Eichengreen.

Bis vorsichtige Sparer tatsächlich die alten Dollarnoten unter dem Kopfkissen hervorkramen und in die bunten Scheine mit dem Mao-Konterfei umtauschen können, wird also wohl noch etwas Zeit vergehen. "Das Abkommen mit Japan bedeutet nur zwei Babyschritte auf einer hundert Meilen langen Straße", sagt Hosuk Lee-Makiyama.

Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Matthias von Hein