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Gedenken an Massaker von Srebrenica

11. Juli 2013

18 Jahre nach dem Völkermord an 8000 Muslimen in Srebrenica sind noch immer nicht alle Opfer gefunden und identifiziert. In einer bewegenden Trauerfeier wurden 400 Opfer beigesetzt. Auch "das Baby der Familie Muhic".

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Bosnische Frau trauert um Angehörigen (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zehntausende Angehörige, zahlreiche Politiker und Diplomaten haben am Donnerstag bei strömendem Regen der Ermordung von bis zu 8000 Muslimen nahe Srebrenica im Osten Bosniens gedacht. In der Gedenkstätte Potocari vor den Toren der Stadt wurden die 400 Särge von erst jüngst identifizierten Opfern zur Bestattung vorbereitet. Die Särge wurden in grüne Tücher gehüllt, der Farbe des Islam. Bislang sind 5137 Opfer des Massakers dort beerdigt worden. Über 2000 werden noch immer vermisst.

UN-Blauhelme aus den Niederlanden hatten im Jahre 1995 die Stadt kampflos den bosnisch-serbischen Soldaten überlassen. Und die hatten tausende Muslime zusammen getrieben, verschleppt und brutal ermordet. Die sterblichen Überreste waren von den Streitkräften unter General Radko Mladic in Massengräbern verscharrt worden. Die Identifizierung vieler Opfer gestaltet sich nach wie vor schwierig. Von einigen Getöteten sind nur einzelne Knochen übrig geblieben.

Bosnier weinen an den Särgen ihrer Angehörigen (Foto:Reuters)
Bosnier weinen an den Särgen ihrer AngehörigenBild: Reuters

Opfer endlich identifiziert

Unter den am Donnerstag beigesetzten Opfern befanden sich 44 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Amor Masovic, der seit über zwei Jahrzehnten das Institut für Vermisste leitet, wohnte der Exhumierung "des jüngsten Opfers des Genozids" bei. Das Mädchen war kurz nach seiner Geburt im Juli 1995 auf der UN-Basis in Potocari gestorben. Es wurde jetzt neben seinem Vater beerdigt, der bei dem Massaker umgekommen war.

Ich habe persönlich die sterblichen Überreste des Babys eingesammelt, dessen Knochen dünn wie Nadeln waren", erzählte Masovic der Zeitung "Dnevni avaz". Die Familie habe "nichts weiter als ein paar Gramm Knochen im Reagenzglas" bekommen. Für viele ist das Mädchen einfach "das Baby der Familie Muhic".

Am 18. Jahrestag kann Munira Subasic sich endlich von ihrem Sohn verabschieden. "Achtzehn Jahre später habe ich nur zwei Knochen, die meinem Sohn gehören, die ich beisetzen kann. Ich kann nicht wieder so lange warten, bis sie die anderen Körperteile finden", erzählt sie der AFP.

Zehntausende gedenken der getöteten Muslime.(Foto:DW Partner)
Zehntausende gedenken der getöteten Muslime.Bild: Klix.ba

Auch Zumra Krdzic verlor viele Angehörige. "Die Liste der Menschen, die ich verloren habe, liest sich länger als ein Buch".

UN-Kriegstribunal klagt an

Das Massaker wurde vom UN-Tribunal als "Völkermord" eingestuft. Vor dem UN-Kriegstribunal in Den Haag müssen sich der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und der General Mladic für den Genozid verantworten, der als das schwerste Kriegsverbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Mladic war 2011 in Serbien verhaftet worden, Karadzic bereits 2008. Bislang sind 38 ehemalige Offiziere der bosnisch-serbischen Polizei und des Militärs wegen Völkermordes sowohl vom Internationalen Gerichtshof als auch von Bosniens eigenem Gerichtshof verurteilt worden.

Aus Den Haag kam am Donnerstag die Meldung, dass der Teil-Freispruch für Karadzic aufgehoben worden sei. Die Berufungsrichter teilten mit, dass sich der Serbenführer doch für Völkermord an mehreren Orten verantworten müsse. Die Anklage wegen Srebrenica bleibt bestehen. Zusätzlich soll es nun etwa um die Morde im damaligen Gefangenenlager Omarska 1992 gehen.

da/sc (afp, dpa, ap)