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KonflikteNahost

Zehntausende Muslime protestieren gegen Israel

13. Oktober 2023

Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel wird das attackierte Land in der muslimischen Welt geschmäht. Auch in Europa registrieren Sicherheitsbehörden wachsenden Antisemitismus.

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Irak anti-Israel Demo in Bagdad
Tausende Iraker demonstrieren auf dem Tahrir-Platz in Bagdad - viele von ihnen mit palästinensischen FlaggenBild: Ahmad Al-Rubaye/AFP/Getty Images

In mehreren Staaten des Nahen und Mittleren Ostens haben Tausende Menschen gegen Israel und die Vereinigten Staaten protestiert. In der iranischen Hauptstadt Teheran schwenkten Demonstranten die iranische, die palästinensische und die Hisbollah-Flagge. Etliche von ihnen trugen Transparente mit Aufschriften wie: "Nieder mit Amerika" und "Nieder mit Israel".

Iran Solidaritätskungebung mit den Palästinensern in Teheran
Pro-palästinensische Demonstration in der iranischen Hauptstadt TeheranBild: Rouzbeh Fouladi/ZUMAPRESS.com/picture alliance

In Jordanien und im Irak nahmen ebenfalls mehrere Tausend Menschen an Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser teil, bei denen Schmähungen ausgestoßen wurden. Auf dem zentralen Tahrir-Platz in der irakischen Hauptstadt Bagdad zertraten Demonstranten eine auf dem Boden liegende israelische Flagge. Viele Teilnehmer skandierten Slogans wie: "Nein zur Besatzung! Nein zu Amerika!" Zu diesem Protest hatte der radikale irakische Schiitenführer Muktada al-Sadr aufgerufen. Der einflussreiche Geistliche gehört zwar der Opposition an, doch die irakische Regierung heißt die Proteste ausdrücklich gut.

Proteste in Pakistan zum Konflikt in Gaza
Pro-palästinensische Demonstranten in der pakistanischen Stadt Quetta schwenken die Flagge der islamistischen Partei Jamiat Ulema-e-IslamBild: Banaras Khan/AFP/Getty Images

In Pakistan versammelten sich landesweit Zehntausende Muslime nach dem Freitagsgebet, um ihre Solidarität mit den Palästinensern auszudrücken. In Bangladesch gingen Tausende Menschen auf die Straße. Bei landesweiten Kundgebungen in der mehrheitlich muslimischen Nation schwenkten Teilnehmer palästinensische Flaggen. Sie riefen unter anderem: "Stoppt die Unterdrückung der Palästinenser!" und "Wir wollen ein unabhängiges Palästina". Zudem forderten sie Muslime rund um die Welt auf, für die Palästinenser einzustehen.

Schlimmstes Blutbad seit der Staatsgründung

Die militant-islamistische Hamas, die von den USA, der EU, Israel und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, hatte am vergangenen Samstag bei einem Großangriff auf das israelische Grenzgebiet das schlimmste Blutbad unter Zivilisten seit der israelischen Staatsgründung angerichtet. Mehr als 1300 Menschen wurden auf israelischer Seite getötet, rund 150 wurden von den Terroristen als Geiseln verschleppt. Durch Gegenschläge der israelischen Luftwaffe auf Ziele der Hamas im Gazastreifen wurden nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde über 1700 Menschen getötet, unter ihnen auch Zivilisten.

Irak Moqtada Sadr
Der radikale irakische Schiitenführer Muktada al-Sadr (Archivbild)Bild: Qassem al-Kaabi/AFP/Getty Images

In Teilen der muslimischen Welt, aber auch von zahlreichen pro-palästinensischen Demonstranten in westlichen Ländern wurden die Terrorattacken auf Israel gefeiert. So sprach die iranische Führung von einem "Erfolg", wies zugleich jedoch eine direkte Beteiligung zurück. Die Islamische Republik unterstützt die Hamas seit langem militärisch und finanziell. Ebenso gilt der Iran als wichtigster Rückhalt der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon, die sich in den vergangenen Tagen vereinzelte Gefechte mit den israelischen Streitkräften lieferte.

Hisbollah: "Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir handeln"

Die Hisbollah wird von den USA, Deutschland und mehreren sunnitischen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft. Die EU listet lediglich ihren bewaffneten Flügel als Terrorgruppe. Der stellvertretende Generalsekretär der Hisbollah, Naim Ghassem, sprach der Hamas seine Unterstützung aus. "Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir handeln", sagte er vor Hunderten Anhängern in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Beobachter in Israel fürchten, die Hisbollah, die militärisch weitaus stärker ist als die Hamas, könnte Israel von Norden aus massiv attackieren.

Demonstrationen gegen Israel

In mehreren europäischen Staaten sehen Sicherheitsbehörden unterdessen eine wachsende Gefahr antisemitischer Kundgebungen und gewaltsamer Vorfälle. Das Bundeskriminalamt (BKA) rechnet laut einem internen Lagebericht mit einer Protestwelle gegen "jüdische Einrichtungen und Gebetshäuser" in Deutschland.

"Erhöhte Gefährdungslage" in Deutschland

Auch "Gewalttaten gegen israelische Ziele" auf deutschem Boden seien nicht auszuschließen, heißt es in dem Papier, aus dem der "Kölner Stadt-Anzeiger" zitiert. Das BKA habe derzeit jedoch keine konkreten Hinweise auf Anschlagsplanungen. Das Bundesinnenministerium geht von einer "erhöhten Gefährdungslage" aus, wie ein Sprecher erklärte. Die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern will noch an diesem Freitag hierüber beraten.

Schutz jüdischer Einrichtungen in Hannover
In Deutschland wurde der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen verstärkt - hier die Synagoge in HannoverBild: Julian Stratenschulte/picture alliance/dpa

In Großbritannien mussten mehrere jüdische Schulen aus Sicherheitsgründen vorübergehend schließen. Die Metropolitan Police in London teilte mit, die Zahl antisemitischer Vorfälle in der Hauptstadt habe seit der Terrorattacke auf Israel stark zugenommen. "Die Anspannung ist hoch", betonte die Met. "Wir werden weder Hassverbrechen dulden (...) noch die Verherrlichung von Terror."

Frankreich: Größte jüdische Gemeinde in Europa

In Frankreich gingen trotz eines allgemeinen Verbots pro-palästinensischer Demonstrationen Tausende Menschen in Paris zu einer Solidaritätskundgebung auf die Straße, die von der Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern aufgelöst wurde. In Rennes, Toulouse und Lille gab es gleichfalls kleinere Demonstrationen. Mindestens zehn Menschen kamen in Polizeigewahrsam.

FRankreich Solidaritätskungebung mit den Palästinensern in Paris
Verbotener Protest in Paris: Demonstranten am Donnerstag auf dem Sockel der Statue der RepublikBild: Dimitar Dilkoff/AFP/Getty Images

Präsident Emmanuel Macron mahnte in einer Fernsehansprache: "Wir dürfen (...) keiner Form von Hass nachgeben." In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinde Europas mit schätzungsweise einer halben Million Menschen. Zugleich wohnen in dem Land mit fast 70 Millionen Einwohnern mehr als fünf Millionen Muslime, von denen viele ihre Wurzeln in den Maghrebstaaten haben.

jj/qu/hf (dpa, afp, rtr)