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Öffentlichkeit ansprechen

Die Fragen stellte Christina Grolmuss22. April 2007

Die "Save Darfur Coalition" aus den USA hat sich an eine deutsche PR-Agentur gewandt, um auf die Krisenregion Darfur aufmerksam zu machen. Christof Fischoeder von "Weber Shandwick" erläutert seine Arbeit für diese NGO.

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Christof Fischoeder, Standortleiter einer PR-Agentur in BerlinBild: Christof Fischoeder

DW-WORLD.DE: Setzt "Save Darfur" mit dieser Vorgehensweise möglicherweise einen neuen Trend?

Christof Fischoeder: Das kann ich nicht sagen. Ich habe 1998 angefangen für PR-Agenturen zu arbeiten. Von Anfang an gehörten auch NGOs (Nichtregierungsorganisationen, Anm. d. Red.) zu meinen Kunden, von einem Trend kann ich also nicht sprechen. Eine gewisse Professionalisierung der Arbeit ist sicherlich notwendig, um einen bestimmten politischen Willen durchzusetzen - gerade wenn man über weltweite Tätigkeiten redet, wie bei der "Save Darfur Coalition". Denn nicht jede NGO kann weltweit in vollem Umfang agieren. "Save Darfur" ist eine amerikanische Organisation, die in Amerika durchaus Unterstützer hat. Es gibt dort ein sehr großes Netzwerk und ein großes Spendenaufkommen. Die Organisation hat aber gesehen, dass sie allein mit amerikanischem Bürgerengagement nicht weit kommt, denn die Sudan-Krise ist ein globales Thema. Also sucht sie einen Weg, ihre Ziele auch weltweit publik zu machen und greift auf professionelle Unterstützung zurück.

Wie gehen die NGOs in den USA vor? Sind dort Kontakte zu PR-Agenturen alltäglich?

Das weiß ich nicht. Ich nehme aber an, dass Kontakte zu PR-Agenturen wie auch hierzulande zur alltäglichen Arbeit gehören. Einer meiner ersten Kunden war eine kirchlich getragene NGO. Diese hat im Rahmen von Spendenakquise, Kommunikationsunterstützung und bei Vorbereitungen von Events mit großer Selbstverständlichkeit auf die Agenturleistungen zurückgegriffen. Meist ist es so, dass NGOs nur über relativ kleine Stäbe von Freiwilligen verfügen. Somit stehen sie vor der Herausforderung bestimmte Leistungen auf gleich bleibend hohem Niveau anbieten zu können. Für "Save Darfur" ist das Problem grundsätzlicherer Natur, weil Save Darfur versucht, ein globales Engagement aufzubauen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Pressearbeit in den USA anders läuft als in Deutschland oder Europa. Daher besteht bei der Kampagnenplanung Beratungsbedarf für NGOs, da sie über bestimmtes Know How regionaler Medienmärkte einfach nicht verfügen.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen NGOs und PR-Agenturen in anderen europäischen Ländern aus?

Nach meinen Erfahrungen würde ich davon ausgehen, dass die Zusammenarbeit zwischen NGOs und PR-Agenturen auch in anderen Ländern zum Alltag gehört.

Sie haben seit 1998 für verschiedene PR-Agenturen gearbeitet. Mit wie vielen NGOs haben Sie schätzungsweise in dieser Zeit zu tun gehabt?

Vier bis sechs. "Save Darfur" ist der größte Etat, den ich bisher betreut habe, auch wenn wir hier in Deutschland nur einen kleinen Teil der weltweiten Unterstützung leisten. Wir machen Medien-Monitoring und versuchen die Sprecher von "Save Darfur" in Kontakt mit Journalisten zu bringen. Für andere Institutionen habe ich auch andere Kommunikationsinstrumente genutzt, beispielsweise Anzeigen-Kampagnen in unterschiedlichen Medien. Wenn man sich die Berliner Agenturszene ansieht, fällt auf, dass viele gesellschaftspolitisch agierende Institutionen ganz selbstverständlich auf die Leistungen von Agenturen zurückgreifen. Bestimmte Aspekte der Kommunikationsarbeit gehören einfach nicht zum Arbeitsalltag von NGOs.

Warum wird das Thema Darfur Ihrer Meinung nach von den Medien so vernachlässigt?

Als wir anfingen uns für "Save Darfur" zu engagieren, war das Thema in Deutschland sehr schwierig zu platzieren. Wir hatten auf der politischen Seite diverse Auslandseinsätze der Bundeswehr, die schon sehr kontrovers diskutiert wurden. Ein weitergehendes Engagement in Darfur wurde auch eher negativ gesehen. Die Situation in Darfur war wohl für viele Menschen einfach nicht transparent genug. Man konnte nur schwer beurteilen, was da wirklich stattfindet und wie wichtig es ist, den Menschenrechtsverletzungen in Darfur Beachtung zu schenken. Das hat sich mittlerweile geändert. Und zwar durch eine Änderung der politischen Wahrnehmung hin zu mehr Engagement in dieser Krisenregion. Zudem gab es im Jüdischen Museum in Berlin eine Woche lang eine Ausstellung zu dem Thema. Von daher haben wir jetzt die glückliche Situation, dass das Thema Darfur von den Medien nun etwas stärker aufgegriffen wird.

Christof Fischoeder ist Standortleiter der PR-Agentur "Weber Shandwick" in Berlin.