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24. Juli 2007Gesundheitsministerin Suzanne Aho kennt den Teufelskreis aus Traditionen, Armut, mangelnder Bildung und schlechten Entwicklungschancen. Sie weiß, dass viele Kinder in Togo nicht zur Schule gehen. Vor allem Mädchen und Frauen haben keinen Zugang zu Bildung: Über 60 Prozent der Frauen in Togo können weder lesen noch schreiben.
Viele Mädchen, die nicht zur Schule gegangen sind, bereuen das später. So auch die junge Bedienung aus einer Bar in Tsévié: „Meine Eltern hatten kein Geld, um mich zur Schule zu schicken. Ich kann weder schreiben noch lesen und ich habe erst verstanden wie wichtig das ist, als ich einen Scheck bekam, den ich nicht lesen konnte. Ich habe mich sehr geschämt.“ Eine Einstellung, die Essi teilt, ein arbeitsloses Mädchen: „Da ich nicht zur Schule gehen konnte, würde ich, wenn ich ein Kind hätte, alles, wirklich alles tun, damit es zur Schule geht. Denn heutzutage ist man aufgrund der ganzen neuen Technologien darauf angewiesen, lesen und schreiben zu können.“
Mangos pflücken statt Mathe büffeln
Mehr noch als die Tradition spielen wirtschaftliche Faktoren eine wesentliche Rolle für einen Schulabbruch. Denn die meisten Eltern in Togo leben von der Landwirtschaft. Sie bauen Reis, Maniok und exotische Früchte wie Ananas, Kokosnuss, Mango und Papaya an. Ihre Kinder lassen sie lieber auf dem Feld arbeiten, als sie zur Schule zu schicken. Mensah Akoueté, Leiter der katholischen Schule in Gbatopé, weiß um die schwierige Lage: „Die Eltern kommen vor dem Unterricht zu uns und bitten um Erlaubnis. Weil sie nicht in Anwesenheit der Kinder fragen können, kommen sie alleine, um uns zu sagen, dass sie die Kinder auf dem Feld brauchen.“
Der ausschlaggebende Grund für den vorzeitigen Schulabbruch vieler Kinder sei allerdings das Schulgeld, berichtet Hyacinthe Ahebla, Direktor der Realschule in Tsévié. Schließlich mache das Schulgeld häufig den Großteil eines durchschnittlichen Monatseinkommens in Togo aus. „Fast jeden Tag kommen Mütter zu uns, die uns weinend bitten, ihr Kind weiter am Unterricht teilnehmen zu lassen und versprechen, dass sie das Geld später bringen.“ Doch mit dem Schulgeld ist es nicht einmal getan. Die Eltern öffentlicher Schulen müssen immer öfter zusätzliche Beträge bezahlen, um die Gehälter der Lehrer zu decken. Denn die Schulen haben finanzielle Probleme.
Bildung für alle mit Hilfe von außen
Ein Schulsystem ohne Gebühren – das scheint vielen die einzige Lösung zu sein. Das denkt auch Yao Bagnabana, Generalsekretär des Obersten Rates des staatlichen Bildungswesens in Togo: „Wir haben eine Bildungsreform durchgeführt, die eine gebührenfreie Schulbildung prinzipiell empfiehlt – wenn die Mittel dazu vorhanden sind.“ Doch die wirtschaftliche Lage in Togo ist schlecht. Der Staat gibt die wenigen vorhandenen Mittel hauptsächlich zur Sicherung der Macht aus, das heißt für Militär, Polizei oder staatliche Medien. Damit der staatliche Plan „Bildung für alle“ trotzdem umgesetzt wird, unterstützt UNICEF das Land nach allen Kräften.
Daneben gibt es viele Nichtregierungsorganisationen, wie die britische Organisation "Plan", die von 15 Geberländern finanziert wird. Sie versucht, die finanziellen Möglichkeiten der Familien im Dorf zu verbessern, um sicherzustellen, dass sie das Schulgeld bezahlen können. Dabei geht es uns um eine nachhaltige Entwicklung, sagt Stéfanie Conrad, die amtierende Stellvertreterin von Plan Togo. Man wolle die Familien nicht in eine Abhängigkeit bringen. „Deswegen bezahlen wir auch nicht die Schulgebühren für eine Familie. Es ist besser, die Leistung der Familien insgesamt zu steigern, so dass sich ihre landwirtschaftliche Produktivität verbessert oder Märkte für ihre Waren geschaffen werden können."
Es gibt also Hoffnung auf Bildung für alle, und Hoffnung für die Zukunft von Togo.
Autorinnen: Mireille Dronne, Désiré Komou, Nathalie Bamana
Redaktion: Peter Koppen