Zweiter Vatileaks-Prozess beendet
10. November 2012Das Gericht im Vatikan befand den 48-jährigen Claudio Sciarpelletti der Beihilfe beim Diebstahl von geheimen Unterlagen durch den bereits verurteilten Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, für schuldig. Die Strafe wird für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt, in denen sich der Informatiker keines weiteren Vergehens schuldig machen darf.
Mildernde Umstände
Die Anklagebehörde hatte vier Monate Haft beantragt. Das Gericht machte jedoch mildernde Umstände geltend. Sciarpelletti habe sich kooperativ gezeigt hatte und sei nicht vorbestraft. Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert. Der Computerexperte arbeitet weiter für den Vatikan und wird wohl auch nicht entlassen.
Ermittler hatten in Sciarpellettis Schreibtisch einen an Gabriele adressierten Umschlag gefunden. Darin befanden sich Kopien von Papieren, die der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi von Gabriele erhalten hatte und in seinem Enthüllungsbuch "Seine Heiligkeit" veröffentlichte.
Der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. war im Oktober zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte den Diebstahl und die Weitergabe vertraulicher Dokumente gestanden. Der 46-Jährige hatte in seinem Prozess erklärt, er habe aus Liebe zu seiner Kirche und zum Papst gehandelt. Missstände hätten ihn getrieben, er habe seiner Kirche helfen wollen. Es wird erwartet, dass ihn das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in Kürze begnadigt.
Der Geheimnisverrat durch einen engen Mitarbeiter des Papstes hatte weltweit großes Aufsehen erregt. Zahlreiche Medien spekulierten über ein Komplott gegen Benedikt oder einen Machtkampf hinter den Mauern des Vatikans. In Anlehnung an das Enthüllungsportal Wikileaks hatte die Affäre Schlagzeilen als "Vatileaks" gemacht. Mit dem jetzt abgeschlossenen zweiten Prozess ist der Fall jetzt juristisch aufgearbeitet. Die Spekulationen über mögliche Hintergründe blieben: Spekulationen.
wl/pg (dpa, afp, dapd, rtr)