Streit ohne Sieger
8. Oktober 2008Vier Wochen vor der Präsidentschaftswahl setzten sich Obama und McCain bei der TV-Debatte am Dienstagabend (07.10.2008, Ortszeit) in Nashville/Tennessee vor allem mit der Finanzkrise und dem Irak-Krieg auseinander - in scharfem Ton, aber weitgehend ohne persönliche Angriffe.
Nach dem Urteil der Kommentatoren gelang es keinem der beiden Kontrahenten, als klarer Sieger aus dem Duell hervorzugehen. Eine Umfrage des Nachrichtensenders CNN sah deutliche Vorteile für Obama, für die Auguren des konservativen Senders Fox News lag dagegen McCain klar vorn.
Finanzkrise war Top-Thema
Das vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung wichtigste Thema der 90-minütigen Debatte war die weltweite Finanzkrise. Hier versuchte McCain offensiv und mit neuen Vorschlägen gegen Obama zu punkten, der zuletzt in Wählerumfragen mit einem komfortablen Vorsprung von etwa acht Prozent führte.
Das Duell, bei der die Kandidaten Fragen aus dem Publikum und via Internet beantworteten, war im Vorfeld von den Republikanern als wichtige Chance McCains angesehen worden, das Blatt noch zu wenden.
McCain verspricht Hilfe
Der 72-jährige McCain schlug ein Hilfsprogramm im Umfang von 300 Milliarden Dollar vor, mit dem die Regierung die faulen Hypotheken privater Hausbesitzer aufkaufen solle. Damit sollten die Menschen vor dem Verlust ihrer Häuser bewahrt werden.
Das werde sehr teuer, sei aber die einzige Chance, die Wirtschaft wieder zu stabilisieren. "Dies ist mein Vorschlag, es ist nicht Senator Obamas Vorschlag", betonte er.
Zugleich hält der Senator von Arizona angesichts der schwierigen Wirtschaftslage eine Kürzung von Sozialleistungen für notwendig.
Obama: Finanzkrise ist Werk der Republikaner
Obama bezeichnete die Finanz-Probleme als ein "endgültiges Urteil über acht Jahre verfehlter Politik" des republikanischen Präsidenten George W. Bush, die auch McCain unterstützt habe. McCain habe sich stets für Deregulierung eingesetzt, und nichts dagegen tun wollen, "dass die Märkte verrückt spielen".
McCain konterte dagegen, Obama habe von den maroden staatlich geförderten Immobilien-Giganten Fannie Mae and Freddie Mac hohe Wahlspenden bekommen und gleichzeitig im Senat eine bessere Kontrolle der Unternehmen verhindert.
Auf Fragen, wen sie im Fall eines Wahlsieges als Finanzminister berufen würden, erwähnten sowohl Obama als auch McCain den Milliardär Warren Buffett als Kandidaten. Eine Festlegung lehnten sie aber ab.
Streitpunkt Steuern
Zu einem heftigen Schlagabtausch in der Belmont Universität kam es auch über die Steuerpolitik. So hielt McCain seinem Rivalen vor, er wolle im Falle eines Wahlsieges die Steuern für 60 Prozent der Kleinunternehmer erhöhen. Insgesamt habe der Demokrat als Senator in 95 Prozent aller Fälle für Steuererhöhungen oder gegen Kürzungen votiert.
Obama seinerseits bekräftigte, wer 200.000 Dollar oder weniger im Jahr verdiene, könne im Fall seiner Präsidentschaft mit Steuerkürzungen rechnen. Steuererhöhungen gebe es nur für jene, die mehr als 250.000 Dollar verdienten.
Irak-Krieg beenden?
McCain beschuldigte Obama, bei den Abstimmungen über den Wehretat des Irakkriegs die Sicherheitsbedürfnisse des Landes nicht verstanden zu haben. Er hielt Obama zudem vor, der von ihm geplante Rückzug aus dem Irak komme einer Niederlage gleich.
Obama warf McCain indes krasse Fehlurteile bei der Entscheidung für den Irakkrieg vor. "Wir müssen den Irakkrieg beenden, damit wir unsere Arbeit in Afghanistan erledigen können", sagte Obama und forderte die Verstärkung der US-Truppen in Afghanistan und einen Sieg gegen die Terrororganisation El Kaida.
Iran darf keine Bombe haben
Im außenpolitischen Teil der Debatte stellte Obama darüber hinaus McCains Seriosität in Frage und erinnerte ihn daran, dass er im vergangenen Jahr öffentlich "Bomb, bomb, bomb Iran" gesungen und zur Vernichtung Nordkoreas aufgerufen habe. Zuvor hatte McCain Obama vorgehalten, er habe törichterweise mit einem Angriff gegen Pakistan gedroht.
Beide Kandidaten versicherten aber, sie würden als Präsident mit allen Mitteln verhindern wollen, dass der Iran eine Nuklearmacht werde. (mas/gri)