Zypern lockert Kapital-Beschänkungen
12. April 2013Das Finanzministerium in Nikosia teilte mit, fortan seien Überweisungen innerhalb des Landes von bis zu 300.000 Euro erlaubt. Zugleich wurde die Grenze für Überweisungen von Unternehmen ins Ausland ohne vorherige Untersuchung auf 20.000 Euro von 5000 Euro angehoben. Reisende könnten beim Verlassen der Insel außerdem nun 2000 statt 1000 Euro in Bargeld mitnehmen. Andere Kapitalbeschränkungen wie das Limit für Bargeldabhebungen am Automaten von 300 Euro pro Tag blieben dagegen unverändert.
Zypern hatte die Kapitalbeschränkungen am 28. März erlassen, um einen Banken-Run zu verhindern und einen massiven Abfluss finanzieller Mittel ins Ausland zu unterbinden. Hintergrund waren die Verhandlungen über ein Rettungspaket für das von einer Staatspleite bedrohte Euro-Mitgliedsland.
Noch größere Geldnöte
Am Donnerstag kam eine neue Hiobsbotschaft aus Zypern: Für seine Rettung braucht der Mittelmeerstaat deutlich mehr Geld. Statt 17,5 Milliarden Euro seien 23 Milliarden Euro notwendig, teilte die Regierung in Nikosia mit. Mehr Geld von den Euro-Partnern werde es aber nicht geben, hieß es umgehend aus deutschen Regierungskreisen.
Ende März hatte Zypern von Euro-Staaten und Internationalem Währungsfonds (IWF) zehn Milliarden Euro an Notkrediten zugesagt bekommen. Die Differenz zum damaligen Gesamtbedarf von 17,5 Milliarden Euro sollte das Land selbst aufbringen. Nikosia wollte dies unter anderem durch eine Beteiligung von Bankkunden an der Rettungsaktion erreichen. Nun steigt die Eigenbeteiligung auf mehr als 13 Milliarden Euro - und damit wohl auch der Zwangsbeitrag der Sparer.
Der zyprische Rettungsplan sieht vor, dass die Kunden der Laiki-Bank einen Großteil ihrer Sparguthaben verlieren, weil die zweitgrößte Bank zerschlagen wird. Auch die Sparer der Bank of Cyprus werden einen Teil ihrer Einlagen einbüßen. Guthaben von unter 100.000 Euro sollen aber unangetastet bleiben. Die Groß-Einleger könnten allerdings stärker als bisher vorgesehen bluten müssen, hieß es in Berlin. Auch müssten die Steuern stärker erhöht, die Privatisierungen ausgeweitet und die Goldreserven angezapft werden.
Euro-Finanzminister prüfen Rettungsplan
Auf dem Treffen der Finanzminister der Eurogruppe an diesem Freitag und Samstag in Dublin soll das Programm nun soweit konkretisiert werden, dass der Bundestag kommende Woche darüber abstimmen kann. Auch wenn in Zypern selbst der Ärger groß ist. "Dieses Programm war nicht unsere Entscheidung, wir hatten keine Wahl", sagte der neue Finanzminister Charis Georgiades dem "Handelsblatt". Auf die Wirtschaft komme wegen der verordneten Radikalkur eine "Schocktherapie von enormen Dimensionen" zu.
Das Ausmaß läßt ein Arbeitspapier der EU-Kommission erahnen: Die Wirtschaft des Mittelmeerstaats bricht demnach in diesem Jahr um 8,7 Prozent ein und schrumpft 2014 nochmal um weitere 3,9 Prozent.
kle/qu (rtr, afp, dpa)