Ärztestreik verschärft Krise in Simbabwe
2. Januar 2019Das Parirenyatwa Hospital in der Hauptstadt Harare ist ein nationales Überweisungszentrum. Gewöhnlich ist hier reger Betrieb. Heute ist es jedoch seltsam ruhig und fast verlassen: Seit Simbabwes Ärzte für bessere Arbeitsbedingungen streiken, werden hier nur noch Notfälle behandelt. Andere Patienten werden immer verzweifelter.
Die 67-jährige Violet Chimbiro, die an Darmkrebs leidet, musste das Krankenhaus enttäuscht und unter Schmerzen verlassen. Die Medikamente, die sie braucht, sind in öffentlichen Krankenhäusern nicht mehr verfügbar. Man sagte ihr, sie müsse die Medikamente selbst kaufen, aber das ist nicht so einfach.
Private Gesundheitseinrichtungen fordern Zahlungen in Fremdwährung, insbesondere in US-Dollar, die für Normalbürger schwer zugänglich sind. Apotheker weigern sich, die lokalen Anleihen zu akzeptieren, die in den letzten drei Monaten an Wert verloren haben. Für Violet Chimbiro bedeutet das, dass sie nicht das Medikament bekommt, das sie dringend braucht. "Meine Kinder können mir nicht helfen, weil sie keine US-Dollar verdienen", sagt sie der DW. "Die Rezepte häufen sich nur an. Ich behalte sie einfach, da ich das Geld nicht habe."
"Die Patienten sterben, während wir zusehen"
Die streikenden Ärzte sagen, dass der öffentliche Gesundheitssektor in Simbabwe jahrelang vernachlässigt worden sei. In einem Gespräch mit der DW sagt Doktor Allan Dimingo, die Entscheidung, zu streiken, sei ihnen nicht leicht gefallen, doch die Arbeitsbedingungen für ihn und seine Kollegen seien "schrecklich". Er fügt hinzu, dass Ärzte weniger als 30 Prozent der Medikamente zur Verfügung hätten, die auf Simbabwes Liste mit grundlegenden Medikamenten, der Essential Drugs List (EDLIZ), aufgeführt sind. "Das ist inakzeptabel", sagt Dimingo.
Die Regierung hält den Streik für illegal. Nachdem ein Arbeitsgericht im Dezember zugunsten der Regierung entschieden hatte, erhielten die Ärzte ein 12-stündiges Ultimatum, um an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Doch daran hielten sie sich nicht.
Mehr als 500 Ärzte wurden daraufhin ohne Bezahlung suspendiert. Einer von ihnen, Prince Butau, beschreibt die psychische Belastung und das Dilemma, mit dem die Ärzte tagtäglich zu kämpfen hätten. "Wir können wieder zur Arbeit kommen, aber wir werden nichts tun können, weil es nichts gibt, womit wir den Patienten helfen können. Wir betreuen die Patienten, aber die Patienten sterben, während wir zusehen. Wir können nicht einfach ruhig bleiben, sondern wir müssen der ganzen Nation und der Welt sagen, was hier los ist."
Ende in Sicht?
Simbabwes Vizepräsident, der ehemalige Armeegeneral Constantino Chiwenga, sorgte im April 2018 für eine Kontroverse, als er Krankenpfleger entließ, die für eine bessere Bezahlung streikten. Nun droht er den Ärzten mit disziplinären Anhörungen, sollten sie nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Er wirft den Ärzten vor, mit dem Leben der Patienten zu spielen. "Man spielt nicht mit seinen Patienten, mit einem Menschen, der auf dem Sterbebett liegt. Unsere Verfassung besagt, dass es ein Recht auf Leben gibt", sagt Chiwenga.
Während die Verhandlungen zur Beendigung der Pattsituation weitergehen, scheint sich die Regierung zu bewegen. Einige knapp bemessene medizinische Geräte sind inzwischen geliefert und Medikamentenbestände teils wieder aufgefüllt worden.