Ölbohrstopp im Paradies
Das Arctic National Wildlife Refuge in Alaska ist das nördlichste Naturschutzgebiet der USA. Ex-Präsident Trump wollte hier Öl- und Erdgasbohrungen durchführen lassen. Sein Nachfolger Biden hat diese Pläne nun gestoppt.
Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss
Einsam und unberührt schlängelt sich der Sheenjek River durch das Naturschutzgebiet im äußersten Nordosten Alaskas. Auf knapp 80.000 Quadratkilometern bietet das Reservat einen Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, etwa für Eis- und Grizzlybären, Karibus, Wölfe oder Adler. Das Gebiet wurde bereits 1960 erstmals unter Naturschutz gestellt und 1980 auf seine heutige Größe erweitert.
Paddeln im Paradies
Das Naturschutzgebiet ist nur dünn besiedelt und extrem unzugänglich. Es gibt in der gesamten Region gerade einmal zwei Dörfer mit rund 400 indigenen Einwohnern. Jedes Jahr besuchen zwischen 1200 und 1500 Touristen das Gebiet. Straßen oder Wege gibt es so gut wie nicht - oft kommt man nur noch mit dem Kajak oder dem Schlauchboot voran.
Bräsige Bartrobbe
Im Norden umfasst das Arctic National Wildlife Refuge auch einen großen Küstenstreifen am Arktischen Meer; er ist Heimat zahlreicher Fisch- und Vogelarten. Auch diese Bartrobbe aalt sich gemütlich in der arktischen Sonne - Wärme tanken bei Temperaturen, die auch schon mal minus 40 Grad Celsius erreichen können.
Blick in eine ungewisse Zukunft
Bei derartigen Temperaturen fühlen sich diese Eisbärenmutter und ihr Junges pudelwohl. Doch auch das Reservat ist von den Folgen des Klimawandels bedroht: Die Permafrostböden unter der Arktis tauen immer schneller - und das ruft seit einiger Zeit auch die Befürworter von Öl- und Gasbohrungen auf den Plan.
Gras statt Öl
Unzählige Karibus grasen in der Tiefebene vor den Bergen der Brooks Range. Die größte Herde der hier beheimateten so genannten Porcupine-Karibus umfasst rund 160.000 Tiere. Doch unter dem Grasboden werden bis zu 16 Milliarden Barrel Öl vermutet. Um die Ausbeutung dieser Ölvorräte wurde schon in den 1970er Jahren, vor allem aber seit der Jahrtausendwende, immer wieder gestritten.
Eisige Einsamkeit
Fast die Hälfte der Fläche des Gebietes ist als Wilderness Area ausgewiesen - also als Region, die dem Zugriff des Menschen dauerhaft entzogen bleiben soll. In der Abgeschiedenheit Alaskas wollte auch George W. Bush schon nach Bodenschätzen suchen lassen. Bereits 2008 versuchte er, Nutzungsrechte in diesem Gebiet zu vergeben und argumentierte dabei mit der Energiesicherheit der USA.
Vorbei mit der Ruhe?
Die Republikaner und die Ölindustrie versuchen immer wieder, das rohstoffreiche Gebiet für Bohrungen zu erschließen. 2017 unternahm Donald Trump den vorerst letzten Anlauf - gegen den erheblichen Widerstand zahlreicher Umweltorganisationen. Noch 2020 versteigerte seine Regierung Zehn-Jahres-Lizenzen für die Ölförderung auf elf Flächen des Reservats.
Prüfende Blicke
Diese Entscheidung kassierte sein Nachfolger Joe Biden jetzt wieder ein - wenn auch nur vorläufig. Erst sollen die Bohrvorhaben nochmal umfassend geprüft werden, bevor endgültig entschieden werden soll, ob die Lizenzen freigegeben, annulliert oder mit Einschränkungen versehen werden. Noch heißt es also abwarten: Vollends aufatmen können diese Moschusochsen im Wildlife Refuge jedenfalls noch nicht.