Kommentar: Bayer bei Monsanto am Ziel
14 de septiembre de 2016Das Böse wohnt jetzt in Leverkusen. Natürlich kann man die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto durch den deutschen Bayer-Konzern auch so sehen. Denn Monsanto ist umstritten wegen seiner aggressiven Geschäftspraktiken, seiner gentechnisch veränderten Produkte und weil es den Unkrautvernichter Glyphosat herstellt. Das Mittel steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Dennoch ist es in der Europäischen Union zum Einsatz zugelassen. Das ist eine Menge Holz für die Kritiker einer zügellosen Agrarindustrie. Die können jetzt also direkt in Leverkusen vor den Werkstoren aufmarschieren.
Die Nummer Eins der Welt sind wir
Denn dort hat der künftig weltgrößte Anbieter für Saatgut und Pflanzenschutzmittel seinen Sitz. Die Nummer Eins in der Welt zu werden, das genau war das Ziel der sehr ehrgeizigen Übernahmepläne von Werner Baumann, der noch nicht einmal ein halbes Jahr an der Spitze der Bayer AG steht. Dafür war man in Leverkusen bereit, sehr tief in die Tasche zu greifen. 66 Milliarden Dollar in bar, das ist nicht nur eine Menge Geld, es ist das größte Bar-Angebot in der Wirtschaftsgeschichte. Üblicherweise werden solche Mega-Deals per Aktientausch umgesetzt. Und weil wir gerade bei Superlativen sind: Es ist größte Übernahme, die je ein deutsches Unternehmen gestemmt hat. Und es ist der bisher größte Deal des Jahres.
Muss das alles sein?
Natürlich muss die Frage erlaubt sein: Ist das die Sache wirklich wert? Man holt sich einen "bad guy" ins Haus, der auch noch eine Unmenge Geld kostet. Und klar, das Geld muss Bayer ja erst mal wieder verdienen. Denn in Leverkusen sitzen sie nicht, wie beispielsweise bei Apple, auf einem Geldkoffer. Aber anders herum gefragt: Ist es nicht auch mal wieder eine gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland, dass ein Konzern aus dem Deutschen Aktien-Index in seiner Branche weltweit die Nummer Eins ist? Der Deal hätte ja auch anders laufen können. Den Schweizer Bayer-Konkurrenten Syngenta verleiben sich zum Beispiel gerade die Chinesen ein.
Was werden wir morgen essen?
Auch die Zukunft der Landwirtschaft ist digital, "digital farming" ist das passende Modewort dafür. Schließlich nimmt die Weltbevölkerung immer weiter zu, es gilt, immer mehr hungrige Mäuler zu stopfen. Und das in Zeiten, in denen die Folgen des Klimawandels vielerorts Ernten bedrohen oder gar vernichten. Da sollte es erlaubt sein, auch über neuere Formen des Anbaus nachzudenken. Wenn nun Bayer bei Monsanto das Sagen hat, ein Konzern also mit Sitz in einem Land, in dem der Einsatz von Gentechnik weitgehend verboten ist, dann sollte das wohl doch Auswirkungen auf das Portfolio des neuen Riesen haben. Womöglich schafft es der neue Konzern durch die Bündelung seiner Fähigkeiten, bessere Antworten zu geben, wie man Milliarden Menschen satt bekommt, ohne die Schöpfung völlig zu degenerieren. Dann hätte sich jeder einzelne der vielen Milliarden Dollar auf jeden Fall gelohnt.