Menschenrechten eine Stimme geben
Auf einer Veranstaltung im Funkhaus der Deutschen Welle am 19. Januar stellte sie zudem die Bedeutung des Internets und der darauf basierenden Neuen Medien – auch für Afrika – heraus.
DW-Intendant Erik Bettermann forderte an gleicher Stelle eine „internationale Medienallianz für Menschenrechte“. Insbesondere unabhängige Auslandssender seien „ein bedeutender Faktor im Bemühen, den Menschenrechten in noch mehr Ländern dieser Welt Gewicht und Durchsetzung zu verschaffen“. Ausgehend von einer gemeinsamen Wertebasis und in der Welt verankert durch jahrzehntelange verlässliche Arbeit, seien Sender wie die Deutsche Welle, BBC Worldservice oder Radio France Internationale „mächtige Instrumente, um den Menschenrechten eine Stimme zu verleihen“. Ihre Bedeutung für die Information über Menschenrechte und ihre Umsetzung werde hierzulande nach wie vor oft unterschätzt.
Die Diskussion auf dem Podium, moderiert von der Kölner Journalistin Monika Hoegen, stellte die Menschenrechtsthematik, verbunden mit der Frage nach der Rolle der Medien, in den Zusammenhang mit Bildung und Entwicklung in Afrika. Was dem Menscherecht auf Meinungs- und Pressefreiheit zwangsläufig einen zentralen Stellenwert einräumte. Am Beispiel der Situation in Simbabwe, geschildert vom seit 2007 in deutschem Exil lebenden Journalisten Itai Mushekwe, wurde deutlich: Die Möglichkeiten, von außen auf das diktatorische Regime von Robert Mugabe einzuwirken, sind sehr begrenzt. Internationale Medien könnten, so der aus Harare stammende Mushekwe, „nichts Entscheidendes ausrichten“. Und dass es vereinzelt Beispiele vermeintlich freier Berichterstattung in Simbabwe selbst gebe, verbuchte Mushekwe einzig als allzu offensichtliche „diktatorische Kosmetik“.
Der Resignation des afrikanischen Kollegen setzte Ute Schaeffer, Leiterin der Afrika-Redaktionen der Deutschen Welle, die bildungs- und entwicklungspolitische Ausrichtung des deutschen Auslandssenders entgegen. Sie verwies auf feste Programmplätze, die Menschenrechtsthemen in ihren Angeboten eingeräumt würden, und forderte zugleich eine entsprechende „politische Gewichtung und gezielte Investitionen“, um die entscheidenden Zielgruppen auf dem afrikanischen Kontinent noch besser zu erreichen. Denn, so Schaeffer, „Menschenrechtsthemen werden von unseren Partnern in Afrika stark nachgefragt“.
Barbara Lochbihler, Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International, lenkte den Fokus auf die Inlandsmedien und deren Umgang mit Menschrechtsthemen, die „nur sehr schwer aktiv zu platzieren“ seien. Einzig die Macht der Bilder verschafften offenbar der Thematik Aufmerksamkeit, was Lochbihler zugleich bedauerte. Sie erinnerte etwa an Bilder von Folteropfern in US-Gefangenenlagern. Däubler-Gmelin nannte die Beispiele Obdachlosigkeit und Verwahrlosung von Kindern; diese Themen würden hierzulande zwar aufgegriffen, aber insbesondere in privaten Medien vor allem „unter Sensationsaspekten“.
Allenthalben Defizite und positive Ansätze zugleich, wie die Diskussion, die auch die unterschiedlichen Blickwinkel – Medien und Politik, Europa und Afrika – verdeutlichte. In Deutschland zeige sich die Öffentlichkeit zwar sehr motiviert, sich für die Sache der Menschenrechte einzusetzen, die Kenntnis der konkreten Inhalte sei jedoch erschreckend gering, wie die AI-Generalsekretärin, gestützt auf eine aktuelle Erhebung, konstatierte. Lochbiehler: „Nach dem Push, den die Thematik durch die Olympischen Spiele in China vorübergehend erfahren hat“, sei dieses Ergebnis der Studie zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ernüchternd. Podiumsteilnehmer und Publikum zeigten sich in der anschließenden Diskussion einig: Bis zur nächsten Erhebung hierzulande muss viel getan werden, damit sich die Menschen in Deutschland nicht nur für die Menschenrechte aussprechen, sondern diese auch kennen.
Die Podiumsdiskussion zum Thema „Mehr schlecht als menschenrecht – Medien als Mittler von Menschenrechten“ war eine Veranstaltung im Rahmen der „Bonner Plattform Internationale Zusammenarbeit“. Eingeladen hatten die Deutsche Welle und die KFW Entwicklungsbank.