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ARD Musikwettbewerb

19. September 2011

In diesem Jahr feierte der ARD-Musikwettbewerb seinen 60. Geburtstag. Seit er 1952 zum ersten Mal in München stattfand, sind 810 Preisträger aus dem Wettbewerb hervorgegangen.

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Weltstar Jessye Norman. (AP Photo/Joerg Sarbach)
Weltstar Jessye Norman gewann den ARD Musikwettbewerb 1968Bild: AP

Berühmte Musiker wie die Sängerin Jessye Norman oder der Sänger Thomas Quasthoff, aber auch der Trompeter Maurice André, der Oboist Heinz Holliger oder die heute gefeierte Pianistin Mitsuko Uchida nutzten in ihrer Zeit den ARD Musikwettbewerb als Sprungbrett für ihre Karriere. Dennoch gibt es keine Garantie, dass ein Preisträger bei diesem Wettbewerb anschließend auch wirklich Erfolg hat. "Springen" von diesem Sprungbrett, so der ehemalige künstlerische Leiter Christoph Poppen, muss dann noch jeder selber. Aber es ist eine gute Gelegenheit.

Immer noch ist dieser Traditions-Wettbewerb ein "Leuchtturm" unter den Wettbewerben, wie der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, zu Beginn des letzten Preisträger-Konzertes am 16. September sagte. Seit 60 Jahren organisiert der Bayerische Rundfunk diese Talentbörse, bei dem die Kandidaten unter anderem mit dem Münchner Kammerorchester, dem Münchner Rundfunkorchester und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks musizieren.

Mit wechselnden Fächern

In diesem Jahr standen in München die vier Fächer Orgel, Klavier, Trompete und Oboe auf dem Programm. Und insgesamt überzeugten besonders die jungen, aber schon erfahrenen Wettbewerbs-Teilnehmer. Der Orgelwettbewerb hatte zuletzt vor zwölf Jahren beim ARD Musikwettbewerb stattgefunden und war schon insofern etwas Besonderes. 19 Organisten und Organistinnen gingen hier an den Start. Und Jury-Mitglied Martin Haselböck konnte über die Leistungen der jungen Musiker nur staunen. "Man kann durchaus sagen", sagte Haselböck, "dass hier ein allgemeines Niveau erreicht ist, dass es vor zehn Jahren bei den Wettbewerben noch nicht gegeben hat."

Nach 40 Jahren wurde erstmals wieder ein erster Preis im Fach Orgel vergeben. Den ersten Preis gewann der 22jährige Michael Schöch, der selbst vor 40 Jahren der glückliche Gewinner in München war. Schöch beherrscht die Kuhn-Orgel der Münchner Musikhochschule ebenso wie die große Klais-Orgel in der Münchner Philharmonie am Gasteig oder die historische Barock-Orgel der Basilika von Ottobeuren. Darüber hinaus ist er auch als Pianist aufgefallen. Er gehört zu den Schülern des bekannten deutschen Pianisten Gerhard Oppitz.

Michael Schöch, aktueller Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb in der Kategorie Orgel. Copyright: Siggi Müller
Michael Schöch, wie einst sein Lehrer, gewann einen 1. PreisBild: Siggi Müller

Künstlerische Eigenständigkeit

Michael Schöch hätte also auch beim Klavier-Wettbewerb teilnehmen können. Alle drei Preisträger in diesem Fach sind Studenten der Musikhochschule Hannover, auch wenn sie aus der Ukraine, Korea und den USA stammen.

Alexej Gorlatch, aktueller Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb, Kategorie Klavier. Copyright: Siggi Müller
Alexej Gorlatch ist Student bei Karl-Heinz KämmerlingBild: Siggi Müller

Der erste und der dritte Preisträger studieren bei Karl-Heinz Kämmerling. Typisch für dessen pädagogischen Ansatz, sagte Alexej Gorlach, der den ersten Preis gewann, ist es, "dass alles vom Kopf ausgeht. Man arbeitet nicht an der Technik als solche. Man geht immer von der Idee aus, von dem, was ein Musikstück darstellt, was ein Musikstück einem sagt." Dieses Prinzip setzte Gorlach mit Beethovens drittem Klavier-Konzert im Finale sowie beim Preisträger-Konzert um. Kritiker und Publikum erlebten einen authentischen Pianist mit einer individuellen künstlerischen Stimme, die man als "anrührend", "beredt" und "erregend" beschrieben hat.

In den Fächern Oboe und Trompete des ARD Musikwettbewerbs standen zwei junge Musiker vorn, die besonders kommunikativ musizierten und direkt mit Publikum und Orchester agierten. Im Oboen-Konzert von Richard Strauss ließ der junge Franzose Philippe Tondre die Töne aus der Oboe heraustanzen und das Instrument fast wie eine menschliche Stimme klingen. Zusammen mit Ivan Podyomov gewann er einen zweiten Preis. Der erst 22-jährige Oboist Philippe Tondre, der mit 19 Jahren bereits Solo-Oboist beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR wurde, stimmt mit dem berühmten Oboisten Albrecht Mayer überein, wenn er sagt, dass die Oboe eine "vox  humana", sei, "eine Verlängerung unseres Korpus’, unserer Stimme".

Philippe Tondre, aktueller Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb 2011. Copyright: Dorothee Falke
Philippe Tondre beherrscht den "singenden" TonBild: Dorothee Falke

Kontakt zum Publikum

Der Spanier Manuel Blanco Gómez-Limón, der den ersten Preis im Fach Trompete gewann, liebt es ebenso wie Philippe Tondre, mit dem Publikum zu spielen. Für ihn, der bereits seit fünf Jahren beim Orquestra Nacional de España als Solo-Trompeter spielt, waren diese Tage in München ein echter Türöffner für seinen Wunsch, Solist zu werden: "Das schönste für mich ist es, den Kontakt zum Publikum zu spüren. Ich mag es, beim Spiel den direkten Blick zu spüren, in die Augen der Menschen zu schauen und zu sehen, wie sie lächeln. Ich liebe die Musik, und ich liebe mein Instrument, die Trompete." Und die Liebe zu seinem Instrument zeigte er im Preisträger-Konzert, wo er im berühmten Trompeten-Konzert von Johann Nepomuk Hummel vor allem durch seinen atmend-flexiblen Trompeten-Ton begeisterte.

Autor: Tim Koeritz

Redaktion: Rick Fulker