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737-MAX-Desaster bringt Boeing Rekordverlust

24. Juli 2019

Die Krise um die nach zwei Abstürzen mit Flugverboten belegte Baureihe 737 MAX hat Boeing tief in die roten Zahlen gebracht. Im zweiten Quartal fiel ein Rekordverlust an.

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Boeing 737 MAX
Bild: Getty Images/S. Brashear

Das weltweite Startverbot für die Unglücksmaschine 737 MAX nach zwei Abstürzen mit vielen Toten hat beim Flugzeugbauer Boeing zu einem Milliardenverlust geführt. Im zweiten Quartal verbuchte Boeing wegen einer Rückstellung über knapp fünf Milliarden Dollar 2,9 Milliarden Dollar Nettoverlust. "Das ist ein entscheidender Moment für Boeing", erklärte Boeing-Chef Dennis Muilenburg am Mittwoch in Chicago. Das Unternehmen halte seine Werte Sicherheit, Qualität und Integrität hoch, während es daran arbeite, die 737 MAX wieder in Dienst zu stellen.

Weltweit darf das wichtigste neue Modell von Boeing seit März nicht mehr fliegen, nachdem in Äthiopien und in Indonesien neue Maschinen dieses Typs kurz nach dem Start abgestürzt waren. Dabei kamen alle 346 Menschen an Bord der Flugzeuge ums Leben.

Boeing arbeitet an einem Update der als Unfallursache vermuteten Sicherheitssoftware. Mit der Rückstellung will der US-Konzern Entschädigungen für seine Kunden und Kosten der Produktionsausfälle abdecken. Zu den Großabnehmern der 737 MAX gehören in Europa Ryanair und TUI. Zur Entschädigung von Angehörigen der Opfer sieht Boeing 50 Millionen Dollar vor.

Der Umsatz des Flugzeugherstellern sank von April bis Juni um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 15,75 Milliarden Dollar. Die Auftragsbücher seien allerdings gut gefüllt mit mehr als 5500 Flugzeugen im Wert von 390 Milliarden Dollar, teilte Boeing weiter mit.

Boeing Dennis Muilenburg
Kann derzeit nur vertrösten: Boeing-Chef Dennis Muilenburg Bild: picture-alliance/AP Images/John Gress/Reuters via AP

Kein Ausblick aufs Geschäftsjahr

Einen neuen Jahresausblick gab das Unternehmen nicht, weil noch nicht sicher ist, wann die 737 wieder abheben darf. Die US-Kunden von Boeing rechnen damit bis Ende des Jahres. Ryanair stellt sich darauf ein, die ersten Maschinen dieser Baureihe im Frühjahr in Empfang zu nehmen, weil neben der US-Behörde FAA auch die europäische Luftfahrtaufsicht EASA die Zertifizierung ausführlich prüfen will.

Die Krise um die 737 ist nicht das einzige Problem von Boeing. Auch das neue Großraumflugzeug 777 kann erst mit Verzögerung im kommenden Jahr ausgeliefert werden, weil es Probleme mit den Triebwerken von General Electric gibt. Zu den Bestellern gehört auch die Lufthansa. Außerdem verschob Boeing auch den Baubeginn des neuen Mittelstreckenjets NMA. Dieser sei nicht nur ein wichtiges Konkurrenzprodukt für Airbus, sondern auch ein möglicher Ersatz für die 737, hieß es in Branchenkreisen.

Anleger bleiben (noch) gelassen

Bislang beläuft sich die Schadensbilanz aus dem 737 MAX-Desaster laut dem Finanzdienst Bloomberg auf 8,3 Milliarden Dollar - und das Ende dürfte noch lange nicht erreicht sein. Jüngst hatte die Ratingagentur Fitch vor weiteren Belastungen gewarnt. Boeing wird verdächtigt, die 737 Max wegen des harten Konkurrenzkampfs überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Konzern bestreitet dies zwar, hat aber Pannen eingeräumt. Erste Untersuchungsberichte deuteten auf eine fehlerhafte Steuerungssoftware als Absturzursache hin.

Die US-Fluggesellschaften mit solchen Jets - Southwest, American und United Airlines - hatten zuletzt angekündigt, die Flieger bis Anfang November aus den Flugplänen zu streichen. Deshalb entfallen täglich Hunderte Flüge, und den Airlines entstehen zusätzliche Kosten. Boeing drohen darum auch hohe Entschädigungszahlungen.

Trotz allem bleiben Anleger bislang relativ gelassen. Boeings Aktien sind seit Jahresbeginn um knapp 16 Prozent gestiegen. Das ist zwar deutlich schlechter als der Branchendurchschnitt, aber dennoch ein starkes Plus. Auch der hohe Quartalsverlust sorgte vorbörslich nur für leichte Kursabschläge. Letztlich fielen die Zahlen deutlich besser als erwartet aus. Analysten weisen zudem ohnehin immer wieder darauf hin, dass Fluggesellschaften kaum an Boeing vorbeikommen, da es nur Airbus als Alternative gibt und beide auf Jahre ausgebucht sind.

hb/dk (rtr, dpa)