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Abschied von der Queen

Kay-Alexander Scholz26. Juni 2015

Nun ist sie wieder weg. Die Queen hat Berlin verlassen. Aber zuvor durften ihr Berliner und Touristen vor dem Brandenburger zum Abschied winken. Es war nur eine kurze Begegnung, aber für einige trotzdem erfolgreich.

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Queen Elizabeth in Berlin am Brandenburger Tor (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/H. Hanschke

Mit Wasserfontänen beginnt der letzte Akt des Staatsbesuches der Queen in Berlin. Erst links, dann rechts schießt das Wasser in die Höhe. Denn kurz bevor die Queen aus dem Hotel Adlon kommt, werden die beiden Springbrunnen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor angestellt. Begleitet von vielen "Ohhs" und "Ahhs" der Schaulustigen hinter den Absperrungen und auf den voll besetzten Balkonen und Terrassen der umliegenden Gebäude. Darunter die französische Botschaft und die Akademie der Künste. Nur die amerikanische Botschaft zeigt sich verschlossen, nicht ein Fenster ist geöffnet. Sicherheit geht anscheinend vor. Dennoch warten viele Mitarbeiter hinter den getönten Scheiben auf einen königlichen Moment.

Der tiefkirschrote Bentley, das extra eingeflogene Berlin-Auto der Queen, steht schon eine Weile bereit. Zwei Sicherheitsleute spekulieren, ob die Queen gleich einsteigen wird, um dann durchs Brandenburger Tor zu fahren. Oder, ob es vorher noch einen längeren Spaziergang über den Platz zu den Fans geben wird. Das sei wohl alles eine Frage der Sicherheit.

Hoffen auf ein gutes Foto!

Vielleicht aber auch eine Frage des Alters. Die 77-jährige Hannelore M. aus Berlin lobt die Queen für ihr umfangreiches Reise-Programm. Sie habe schon so viel absolviert, da sei es nicht so schlimm, wenn es jetzt kein Bad in der Menge mehr gebe. Sie selbst sei hier, um ein Foto zu schießen. Das habe sie schon beim letzten Berlin-Besuch der Queen im Jahr 2004 versucht, aber keinen Erfolg gehabt. Nun soll es klappen, obwohl sie am Stock laufen muss und so wohl kaum Chancen hat, sich in die erste Reihe zu drängeln. Noch ist Zeit für ein kurzes Gespräch über das deutsch-britische Verhältnis. Die Briten gehörten von ihrer Mentalität mehr zu Deutschland und Europa als die Südeuropäer, die schließlich eine ganz andere Mentalität hätten, kommentiert sie die Brexit-Diskussion, die den Staatsbesuch begleitet hat.

Über 70-Jährige sind ansonsten kaum unter den Schaulustigen, dafür erstaunlich viele junge Leute und sogar Kinder - wie eine Schulklasse aus Bayern. Schon seit Weihnachten hätten sie sich auf den Klassenausflug zur Queen nach Berlin vorbereitet, erzählt die Lehrerin Andrea N. stolz. Sie haben extra T-Shirts bedruckt, auf dem Rücken steht "Bei der Queen in Berlin", vorne steht "Class 6B".

Extra nach Berlin gereist: Eine stolze Lehrerin und ihre aufregten Schüler (Foto: DW/Scholz)
Extra nach Berlin gereist: Eine stolze Lehrerin und ihre aufgeregten SchülerBild: DW/K.-A. Scholz

Die Jungs und Mädchen finden das cool hier. Weil, schließlich sei die Queen ja prominent. Sie hätten auch schon viel über sie gelernt. Bei der Frage nach dem Alter klappt's dann aber doch nicht so ganz mit dem gelernten Wissen. Aber die Lehrerin ist ganz stolz, dass sie es geschafft hat, diese ganz besondere Klassenfahrt zu organisieren. Wieder zuhause werden sie - bei Tee und selbst gebackenen Scones - sicherlich noch lange davon schwärmen.

Nur eine kurze Begegnung

Dann ist es soweit: Die Queen kommt in einem hellgelben Kostüm aus dem Hotel. Schickgemachte Jungs und Mädchen stehen in der ersten Reihe Spalier und schwenken Fähnchen. Ihre Eltern dahinter halten die Kameras und Handys hoch. Passend zum Kostüm hat die Queen einen leuchtend gelben Blumenstrauß in der Hand.

Queen Elizabeth in Berlin mit Schaulustigen (Foto: Reuters)
Kurzes Bad in der Menge: Elizabeth IIBild: Reuters/H. Hanschke

Fast im selben Moment holen zwei schwarz gekleidete Herren mit Zylinder auf dem Hoteldach die Royal Standard, die offizielle Flagge von Elisabeth II. ein. Vier Tage lang hatte sie über der Stadt geweht und vom hohen Besuch gekündet.

Die Queen geht lächelnd an den Menschen vorbei, wechselt ein paar Worte. Als ihr ein riesiger Teddy entgegen gehalten wird, hält sie inne, spricht kurz mit der Frau, winkt aber ab. Dann läuft sie weiter, nicht mehr als die 100 Meter bis zum Bentley, reicht dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, zum Abschied die Hand, steigt schon ein. Das Auto fährt im Schritttempo über den Platz, die Schaulustigen rennen mit hochgehaltener Kamera hinterher und jubeln. Und schon ist die Queen durchs Tor gefahren. Eine halbe Stunde war für diesen Programmpunkt eigentlich vorgesehen - es ging dann viel schneller.

Queen Elizabeth im Auto vor dem Brandenburger Tor (Foto: Reuters)
Bye bye, Queen!Bild: Reuters/H. Hanschke

"Das war jetzt das Sahnehäubchen meines Berlin-Besuchs," sagt eine Frau, gestern sei sie noch beim AC-DC-Konzert gewesen. Bekannte daheim hätten sie animiert, doch auch mal bei der Queen vorbeizuschauen. Rockmusik am Abend und dann die Königin nach dem Frühstück? Das passe schon zusammen, sagt sie, modernes Leben halt.

Die Berlinerin mit dem Gehstock zeigt stolz ihre Kamera - dieses Mal hat sie ein Foto machen können. Die Schüler fanden das "aufregend", es sei doch anders, einen Promi zu erleben als immer nur in Zeitschriften auf einem Foto zu sehen.