Acht Jahre Haft für Spion beim BND
17. März 2016Etwas dilettantisch und naiv fing der Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) seine Agentenkarriere an: In unverschlüsselten E-Mails diente er sich dem US-Geheimdienst CIA und dann auch dem russischen Geheimdienst an. Doch das genügte offenbar, um sechs Jahre lang für die CIA arbeiten zu können. Das Münchner Oberlandesgericht sprach den 32-Jährigen Markus R. nun des Landesverrats und der Verletzung von Dienstgeheimnissen schuldig und verurteilte ihn zu acht Jahren Haft. Ihm wurde zudem das Wahlrecht aberkannt.
Damit blieb das Gericht unter der Forderung der Anklage: Die Bundesanwaltschaft hatte für den Mann zehn Jahre Haft wegen Landesverrats in besonders schweren Fällen gefordert. Die Verteidigung hingegen hatte auf eine deutlich niedrigere Strafe plädiert, ohne ein konkretes Strafmaß zu nennen. Er sei kein Top-Spion, sondern habe aus persönlichen Motiven gehandelt. Der junge Mann habe die Tragweite seines Handelns nicht überschaut, sagte sein Karlsruher Anwalt Klaus Schroth. Er habe darin ein "spannendes Spiel gesehen, wie Räuber und Gendarm". Die Anwälte werteten das Vorgehen des Mannes nicht als Landesverrat, sondern lediglich als geheimdienstliche Agententätigkeit.
Der gelernte Bürokaufmann hatte zwischen 2008 und 2014 mehr als 200 teils streng geheime oder brisante Dokumente des deutschen Auslandsgeheimdienstes an die CIA weitergegeben und dafür mindestens 80.000 Euro kassiert. Vor Gericht legte er ein Geständnis ab. Als Motive gab er Langeweile, Frust und Unterforderung an seinem Arbeitsplatz an.
Besonders brisant: Unter den weitergegebenen Dokumenten war eine Datenbank mit Tarn- und Klarnamen deutscher Agenten im Ausland. Markus R. soll dabei auch das Leben einer BND-Quelle im Ausland gefährdet haben.
2014 diente er sich zudem per Email dem russischen Geheimdienst an und lieferte drei BND-Dokumente, darunter laut Anklage ein "sehr hochwertiges". Vor Beginn der Zusammenarbeit mit den Russen beendete er den Kontakt jedoch von sich aus wieder. In seinem Schlusswort vor Gericht bat Markus R., der seit Juli 2014 in Untersuchungshaft sitzt, um Verzeihung: "Für das, was ich getan habe, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen bei allen Leuten, die es betrifft."
stu/rb (afp, dpa)