ADAC-Pressechef tritt zurück
19. Januar 2014Eklat beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club: Angesichts der Manipulationsvorwürfe zum hauseigenen Autopreis "Gelber Engel" hat der Kommunikationschef des ADAC und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", Michael Ramstetter, sein Amt niedergelegt. Ramstetter gab auch alle anderen Funktionen bei dem Autoclub ab. ADAC-Sprecher Christian Garrels bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Bild am Sonntag".
Der Chefredakteur habe bei Gesprächen mit der ADAC-Führung am Freitag zugegeben, gefälschte Stimmzahlen bei der Leserwahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" veröffentlicht zu haben, schreibt das Blatt. Ramstetter habe seinen persönlichen Fehler eingeräumt und sein Fehlverhalten entschuldigt. Er bedauere, der Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben. Die ADAC-Spitze ordnete demnach eine interne Prüfung der Preisvergabe auch für die vergangenen Jahre an.
Künftig notarielle Aufsicht
Am Sonntag erklärte der Club, bei der Leserwahl sie nur die absolute Zahl der abgegebenen Stimmen, nicht aber die Rangfolge der Ergebnisse geschönt worden. Der ADAC betonte zugleich, dass weder die Geschäftsführung noch das Präsidium des ADAC zu irgendeinem Zeitpunkt über diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl unterrichtet gewesen sind.
Der Club weist ferner darauf hin, dass von allen neun Preiskategorien des "Gelben Engel" nur die durch Leserwahl ermittelte Preiskategorie "Lieblingsauto" betroffen sei. Zudem werde man alle Vorwürfe lückenlos aufklären und für die Abstimmung zum "Lieblingsauto" beim "Gelben Engel" 2015 "ein notariell überwachtes Verfahren" entwickeln, das den hohen Transparenzansprüchen des ADAC gerecht werde, heißt es in einer Presseerklärung.
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Dienstag unter Berufung auf interne Dokumente des ADAC über Vorwürfe berichtet, wonach die Umfrage unter den Lesern der Zeitschrift "Motorwelt" manipuliert worden sei. Demnach stimmten deutlich weniger Leser bei der Wahl ab, als vom ADAC offiziell angegeben. Der VW Golf, der zum diesjährigen Lieblingsauto der Deutschen gekürt wurde, habe zehn Mal weniger Stimmen erhalten als behauptet.
Bei der Wahl zum Lieblingsauto konnten sich die Club-Mitglieder online oder per Coupon für eines von 259 Fahrzeugen entscheiden. Acht weitere Preise wurden etwa in den Kategorien Innovation und Umwelt oder Familienauto verliehen. Der "Gelbe Engel" sei auch weiter einer der wichtigsten Maßstäbe für die Automobil- und Zulieferindustrie, sagte Garrels einen Tag vor der Preisverleihung.
Auch Geschäftsführer unter Druck?
Die aktuellen Vorgänge werfen nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen auch ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des Clubs. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer der Nachrichtenagentur dpa. In der Öffentlichkeit genießen diese Tests ein hohes Ansehen und Vertrauen. "Wenn sie beim Gelben Engel lügen, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen", betonte Dudenhöffer. Im System des ADAC laufe grundsätzlich etwas falsch. Der Autoexperte führt dies vor allem auf fehlende Kontrollmechanismen in dem Verband und einer fehlenden Corporate Governance, Regeln für eine gute Unternehmensführung, zurück.
Droht eine Vertrauenskrise?
Der ADAC ist mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland. Er droht nun in eine Vertrauenskrise zu schlittern. Denn nach dem ersten Bericht über Manipulationen hatte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair am Donnerstag bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf vor den geladenen Gästen noch von "Unterstellungen und Unwahrheiten" gesprochen. Obermair hatte sogar gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden.
kle/kis (dpa, afp)