1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gemeinsam gegen HIV

Silke Wünsch12. März 2007

40 Millionen HIV-Infizierte weltweit, jedes Jahr drei Millionen AIDS-Tote und jährlich fünf Millionen Ansteckungen: das sind grobe Schätzungen, die nicht oft genug betont werden können, um Bewusstsein zu schaffen.

https://p.dw.com/p/9zM1
Kinder halten eine große AIDS-Schleife bei der Eröffungsveranstaltung der zweitägigen Konferenz der deutschen EU-Präsidentschaft "Verantwortung und Partnerschaft - Gemeinsam gegen HIV/AIDS" in Bremen (Quelle: AP)
Konferenz der deutschen EU-Präsidentschaft "Verantwortung und Partnerschaft - Gemeinsam gegen HIV/AIDS"Bild: AP

Unter dem Motto "Verantwortung und Partnerschaft - gemeinsam gegen HIV/AIDS" treffen sich vom 12. bis 13. März die Gesundheitsminister der EU-Länder und ihrer Nachbarstaaten sowie Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen in Bremen. Dabei geht es nicht nur um die Ausbreitung von Aids in den EU-Mitgliedstaaten, sondern auch um weltweite Strategien zur Bekämpfung der Seuche. Schließlich spielt auch der Faktor Migration eine Rolle bei der weltweiten Ausbreitung von HIV/Aids.

Aids teilweise außer Kontrolle

AIDS ist nach wie vor präsent, und das nicht nur in Asien oder Afrika, wo in manchen Gebieten fast jeder zweite das Virus in sich trägt. Auch in Osteuropa ist die Zahl der Infizierten erschreckend hoch; in der Ukraine und in Russland gibt es in den letzten Jahren den weltweit höchsten Anstieg von Neuinfizierungen. "Das erfüllt uns natürlich mit großer Sorge. Die Epidemie ist mit Sicherheit in einigen Gebieten der Welt völlig außer Kontrolle", sagt Bernhard Schwartländer von der WHO.

Deutschland will sich mit hohem finanziellen Einsatz an der internationalen AIDS-Prävention beteiligen. 400 Millionen Euro hat Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul letzte Woche zugesagt. Auch andere reiche Länder steuern große Summen bei. Doch wenn man das in Relation zu dem Geld sieht, das man beispielsweise in den Kampf gegen den Terrorismus steckt, sind diese Summen eher gering. "Es ist natürlich frustrierend, wenn die Geberländer ihren Verpflichtungen einfach nicht nachkommen", so Bernhard Schwartländer von der WHO. "Und wir müssen ganz klar sagen: Zehn Milliarden klingt natürlich nach viel, doch wenn man sich das mal global anschaut, sind das lächerliche Beträge."

Aids in Afrika tabu

Kinder im Aids Hospiz in Addis Abeba (Quelle: AP)
Kinder im Aids Hospiz in Addis AbebaBild: AP Photo

Europa ist für Hunderttausende von Flüchtlingen die große Hoffnung - für Flüchtlinge, die vor allem aus Ländern mit einer hohen Rate von HIV-Infizierten kommen. Die Gefahr ist groß, dass diese Menschen die Krankheit weiter verbreiten - und das oft ohne ihr Wissen. Denn das Thema AIDS bleibt in Afrika weiterhin Tabuthema. Das bestätigt auch die HIV-positive Lilien aus Uganda, die vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen ist: "Ja, es ist ein Tabu. Es gibt Leute, die wissen nicht, was Aids ist, und es wird darüber nicht geredet. Sie glauben, es gibt kein HIV."

Das alles, gepaart mit der zunehmenden Sorglosigkeit im Umgang mit AIDS hier in Europa, ist schon fast ein Garant dafür, dass man AIDS kaum noch stoppen kann. Die Bundesregierung möchte sich verstärkt für eine AIDS-Beratung für Migranten einsetzen. In vielen städtischen Gesundheitsämtern gibt es bereits Beratungsstellen für die ausländischen Mitbürger - aber mit einem Gespräch allein ist es nicht getan. "Das verlangt nach neuen Kommunikationsformen, nach neuen Denkweisen und nach Wissen um fremde Kulturen", sagt Sven-Christian Finke vom Vorstand der deutschen Aidshilfe.

Broschüren allein reichen nicht aus

Und mit diesem Wissen könnten die AIDS-Berater hier in Deutschland viel spezifischer an die Menschen herangehen. Denn die Aufklärung in den betroffenen Ländern funktioniert nicht einfach mit Vorträgen und Informationsbroschüren. Da muss man schon kreativer werden. Silke Klumb ist Referentin für Migranten bei der deutschen Aidshilfe und weiß, wie man die Menschen zum Beispiel in Afrika erreichen kann: "Wir erarbeiten Informationsmaterial mit Migrantinnen und Migranten zusammen. Wir haben auch eine CD mit Präventionsbotschaften gemacht, Musik, kurzen Lebensgeschichten von Menschen mit HIV und Aids, um auch ein bisschen zur Entstigmatisierung beizutragen. Die laufen auf Partys, die kann man in Afro-Shops mitnehmen."

Doch nur von Deutschland aus funktioniert das nicht. Man muss die Menschen vor Ort gewinnen und über kulturelle Barrieren hinweg davon überzeugen, dass nur durch bedingungs- und tabulose Aufklärung die weltweite Ausbreitung der tödlichen Krankheit eingedämmt werden kann. "Dafür müssen wir die Kooperation mit großen Migrationsorganisationen gewinnen", so Silke Klumb. "Nur wenn auch die wirklich bereit sind zu sagen: ja, HIV ist auch unser Thema, nicht nur das von Aidshilfe und Bundesregierung - dann kann daraus was werden."