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Aktivisten und Lobbyisten vereint

Thomas Bärthlein, z. Zt. Bombay20. Januar 2004

Nicht-Regierungsorganisationen sind die Hauptakteure auf dem Weltsozialforum. Sie verstehen sich als Gegenmacht zu Konzernen und Politikern, die einem freien Welthandel den Weg ebnen wollen. Ein Hintergrundbericht.

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Die Feindbilder der NGOs heißen beispielsweise Coca Cola und NestléBild: AP

Nicht-Regierungsorganisationen, kurz: NGOs, prägen das Weltsozialforum wesentlich stärker als Gewerkschaften oder politische Parteien. In Bombay feiern viele NGOs das Scheitern des jüngsten Ministertreffens der Welthandelsorganisation (WTO). Im mexikanischen Cancún hatte die WTO keine weitere Liberalisierung des Welt-Agrarmarkts beschlossen, weil sich viele Länder des Südens weigerten, in anderen Bereichen Zugeständnisse zu machen.

Solidarität der Schwachen

Die NGOs waren in Cancún ebenfalls vertreten. Sie arbeiteten sehr effektiv zusammen, zum Beispiel im Netzwerk "Our World is not for Sale" ("Unsere Welt ist nicht zu verkaufen"). Ronnie Hall, bei der Umweltorganisation "Friends of the Earth" für internationalen Handel zuständig, erklärt den Erfolg in Cancún auch mit dem medienwirksamen Auftreten der NGOs: "Alle Organisationen, die bei 'Our World is not for Sale' mitmachen, treten öffentlichkeitswirksam auf und beziehen radikale Positionen. Das ist sehr wichtig, weil es die WTO-Delegationen aus den Entwicklungsländern darin bestärkt, dass sie von den Bürgerbewegungen draußen unterstützt werden. Dann können sie an ihren Positionen festhalten."

Deswegen sei das Ministertreffen in Cancún abgebrochen worden, während sich bei früheren Ministertreffen die Entwicklungsländer oft von ihren stärkeren Handelspartnern in der WTO in die Ecke drängen ließen.

Internationale Netzwerke

"Our World is not for Sale" ist informell organisiert. Es gibt keinen einzelnen Sprecher für das gesamte Netzwerk. "Es ist sehr schwer genau zu sagen, wie groß das Netzwerk ist, und einige Gruppen sind viel aktiver als andere. Wir denken, es gibt an die 300 Organisationen oder soziale Bewegungen." Sie reichen von kleinen nationalen Organisationen bis zu großen internationalen Vereinigungen. "Via Campesina" zum Beispiel repräsentiert Millionen von Menschen weltweit. Wobei "Via Campesina" wiederum eine Art Netzwerk ist, ein Zusammenschluss von Bauernbewegungen in aller Welt.

Weltsozialforum in Bombay
Weltsozialforum in BombayBild: AP

Diese Massenbewegungen arbeiten in "Our World is not for Sale" Hand in Hand mit professionellen Lobbyisten, die sich mühelos Insider-Informationen aus den Verhandlungen besorgen können und darauf reagieren.

Diese Mischung ist sicher ein Geheimnis der neuen Stärke der NGO-Netzwerke, meint Walden Bello von den Philippinen: "Ich glaube, wir haben erreicht, dass es viel weniger ideologische Polarisierung gibt - nach dem Motto: WIR sind die Aktivisten und IHR seid die Lobbyisten. Wir haben verstanden, dass es eine Arbeitsteilung gibt, und Lobbyisten und Aktivisten respektieren einander." - Und beraten in Bombay gemeinsam, wie die NGO-Netzwerke am wirksamsten das nächste WTO-Ministertreffen - wahrscheinlich Ende 2004 in Hongkong - begleiten werden.