Arcandor lehnt Karstadt-Fusionspläne ab
19. Mai 2009Der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor ist gegen die Fusion von Karstadt und Kaufhof. Das würde weder Karstadt noch Arcandor im Moment weiterhelfen, sagte der Chef des Arcandor-Konzerns, Karl-Gerhard Eick. Das Unternehmen brauche Zugeständnisse von Lieferanten und Vermietern der Warenhäuser und darüber hinaus Staatshilfen. Einen entsprechenden Antrag will Eick noch in dieser Woche vorlegen.
Genau das hat Deutschlands größten Handelskonzern Metro aufgeschreckt. Metro-Chef Eckhard Cordes befürchtet Wettbewerbsverzerrungen, wenn der Konkurrent Arcandor Staatshilfen bekommt. Deshalb hat Cordes vorgeschlagen, Karstadt und die Metro-Tochter Kaufhof zusammenzulegen.
Angst um Jobs
Arcandor geht jedoch davon aus, dass eine Fusion erheblich mehr Stellen kosten würde als eine Sanierung im Alleingang. Unternehmenssprecher Gerd Koslowski meinte, wahrscheinlich würden in diesem Fall ein Drittel bis ein Viertel der Filialen geschlossen. Auch die Gewerkschaft Verdi lehnt einen Zusammenschluss ab. Cornelia Haß, Sprecherin des Verdi-Bundesvorstandes, sagte, die Pläne von Metro-Chef Cordes erinnerten eher an "Rosinenpickerei" als an ein seriöses Angebot.
Arcandors Wunsch nach Staatshilfen stößt in der Bundesregierung jedoch auf erheblichen Widerstand. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, dämpfte schon mal die Hoffungen: Die Bundesregierung werde nicht jedem Unternehmen Bürgschaften oder Kredite gewähren können. "Staatsgeld kann nur bekommen, wer durch die Finanzkrise in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist und ansonsten ein tragfähiges Geschäftsmodell hat."
Schlechte Zeiten für Konsum-Dinos
Und genau da hakt es bei Arcandor und anderen großen Handelskonzernen. Die 70er Jahre waren ihre große Zeit. Damals lag ihr Marktanteil noch bei stolzen 12 Prozent. Doch über die Jahrzehnte ist er stark geschrumpft und erreicht gerade mal etwas über drei Prozent. Vom Knopf bis zum Bügelbrett alles unter einem Betondach - das kommt beim Kunden nicht mehr besonders gut an. Der lässt sich lieber in Shoppingmalls mit Glitzerambiente zum Kaufen verführen. Und wenn er dort nichts findet, geht er ins Fachgeschäft oder zum Discounter, aber nicht ins Warenhaus.
Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hatte diese Entwicklung erkannt und versucht, das Ruder rumzureißen. Er hat die Immobilien verkauft, um Schulden abzubauen, und mehr auf Luxus gesetzt als auf Durchschnitt. Doch das Konzept ist gescheitert. Der jetzige Konzernlenker Karl-Gerhard Eick probierte die Rolle rückwärts, hob den familienorientieren Mittelstands-Kunden wieder ins Blickfeld, aber auch das bescherte dem Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von 4,2 Millionen Euro.
Staatshilfe contra Insolvenz
Arcandor braucht also Geld. Das Unternehmen muss bis Mitte Juni Gespräche mit seinen Gläubigerbanken unter Dach und Fach bringen. Allein in diesem Jahr muss der Konzern 960 Millionen Euro refinanzieren. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hofft, dass Arcandor dies allein regelt - ohne staatliche Unterstützung. Denn die Krisenhilfen des Bundes seien nicht dazu gedacht, Managementfehler abzufedern. Arcandor-Chef Eick hält dagegen: "Wenn wir die Bürgschaft nicht bekommen, steht Arcandor vor der Insolvenz. Das ist die zwangsläufige Alternative." (cd/det/afp/ap/dpa/rtr)