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Attentat auf Schwedens Außenministerin

10. September 2003

Ein unbekannter Attentäter hat Schwedens Außenministerin Anna Lindh mit einem Messer schwer verletzt. Das Attentat weckt im liberalen Schweden traumatische Erinnerungen an den Mord an Premier Olof Palme 1986.

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Attacke im KaufhausBild: AP

Nach Polizeiangaben musste die 46-jährige Sozialdemokratin mit Verletzungen an Arm, Bauch und Brust im Karolinska-Krankenhaus von Stockholm operiert werden. Ministerpräsident Göran Persson nannte den Gesundheitszustand seiner sozialdemokratischen Parteikollegin "ernst".

Plötzliche Attacke

"Dies ist eine ungeheure Tragödie und ein Angriff auf unsere Demokratie", sagte Persson weiter und kündigte die vorläufige Einstellung seiner Kampagne für den Euro vor der schwedischen Volksabstimmung über den Beitritt zur Währungsunion am Sonntag (14. September 2003) an. Persson verweigerte ebenso wie Polizeisprecher jeden Kommentar zu möglichen politischen Motiven oder Hintergründen.

Lindh, die als derzeit als Schwedens populärste Politikerin gilt, war am Nachmittag privat und ohne Leibwächter im NK-Kaufhaus in der Stockholmer City einkaufen gegangen. Augenzeugen berichteten, dass sich plötzlich ein etwa 1,80 Meter großer und mit einer Militärjacke bekleidete Mann vor zahlreichen Augenzeugen auf sie stürzte und kurz darauf mit Blut durchtränkter Kleidung flüchten konnte.

Ist der Euro das Problem?

Die Sozialdemokratin Lindh ist in der Regierung eine der stärksten Befürworterinnen eines Beitritts zur Euro-Zone, über den die Schweden am Sonntag in einem Referendum befinden. Die beliebte Politikerin ist seit 1998 Außenministerin. Sie ist mit einem früheren Minister verheiratet und hat zwei Kinder. Ministerpräsident Göran Persson reagierte nach Angaben eines Mitarbeiters geschockt auf das Attentat. Als er davon erfahren habe, sei er sofort nach Stockholm zurückgekehrt. Persson hatte bei einer Veranstaltung in Karlstadt für die Einführung des Euro geworben.

Erinnerung an Olof Palme

In Schweden, einem Land mit einer verhältnismäßig geringen Kriminalitätsrate, bewegen sich Politiker häufig ohne Personenschutz. Das verhindert aber keine Attentate: 1986 war der damalige schwedische Ministerpräsident Olof Palme von einem Attentäter in Stockholm erschossen worden. Er war ohne Leibwächter auf dem Heimweg vom Kino. Der Mörder wurde bislang nicht gefasst.

"Für die Schweden bringt dies all die schrecklichen Erinnerungen von Olof Palme zurück ins Bewusstsein", sagte der Vorsitzende der schwedischen Grünen-Partei, Peter Eriksson. "Dies könnte bedeuten, dass schwedische Politiker künftig überall von Leibwächtern begleitet werden müssen."

Bestürzung in (Nord-)Europa

EU-Parlamentspräsident Pat Cox äußerte sein "Bedauern über diesen sinnlosen Angriff, der ihre vielen Freunde in Europa schockiert hat". Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana bezeichnete das Attentat als "geisteskranken Akt".

Der finnische Ministerpräsident Matti Vanhanen sagte, die Gesellschaft dürfe "nicht akzeptieren, dass jemand den politischen Entscheidungsprozess mit Gewalt beeinflusst". Sein norwegischer Amtskollege Kjell Magne Bondevik merinnerte daran, "dass Politiker, auch in unserem kleinen, friedlichen Teil der Welt verwundbar sind." Der dänische Außenminister Per Stig Moeller zeigte sich "schockiert über den gewaltsamen und unsinnigen Angriff". (arn)