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"Moderne Sklaverei" für die Fußball-WM

27. September 2013

Alarmierende Zustände in Katar: Laut eines Zeitungsberichts sollen die Bedingungen auf den Baustellen für die WM 2022 besorgniserregend sein. Mehr als hundert Gastarbeiter starben allein in diesem Jahr.

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Drei Arbeiter fischen vor der Skyline von Doha Müll aus dem Meer (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zahlreiche Todesfälle, Zwangsarbeit und menschenunwürdige Bedingungen: Der Bau der Stadien, Hotels und der Infrastruktur für die Fußball-WM 2022 in Katar fordert nach Recherchen der britischen Tageszeitung "Guardian" einen sehr hohen Preis. Allein zwischen dem 4. Juni und dem 8. August sollen demnach insgesamt 44 nepalesische Gastarbeiter auf den WM-Baustellen wegen Herzversagens oder Arbeitsunfällen gestorben sein. Sie sollen wie "moderne Sklaven" behandelt worden sein und unter katastrophalen Bedingungen gelebt haben. Die Zeitung beruft sich auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar.

Der Weltfußball-Verband FIFA zeigte sich "besorgt" über die Berichte und kündigte an, die Verantwortlichen aus dem Wüstenstaat zu kontaktieren. Die Informationen sollen außerdem beim Treffen des Exekutivkomitees Anfang Oktober diskutiert werden, teilte die FIFA auf Twitter mit. Auch das Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft (OK) hat "entsetzt" auf die Vorwürfe reagiert. "Wie jeder, der die Bilder und Videos sieht und den entsprechenden Artikel liest, sind wir entsetzt über den Befund des Guardian-Berichts. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Arbeiter in Katar oder sonstwo so behandelt werden", teilte das WM-OK mit.

Ausbeutung für den Spitzenfußball

Auf Grundlage des Zeitungsberichts hat der Internationale Gewerkschaftsbund ITUC ausgerechnet, dass bei unveränderten Arbeitsbedingungen mindestens 4000 Gastarbeiter ihr Leben gelassen haben werden, ehe das erste WM-Spiel angepfiffen wird. Gründe für die vielen Todesfälle sollen unter anderem Zwangsarbeit bei Temperaturen von 50 Grad, die Verweigerung von Trinkwasser und die unhygienischen Bedingungen in den überfüllten Unterkünften sein. Außerdem hätten die Gastarbeiter, deren Pässe eingezogen worden seien, keinen Lohn erhalten.

Rund 30 Gastarbeiter waren jüngst in die Botschaft ihres Heimatlandes geflüchtet und hatten von den Zuständen auf den Baustellen berichtet. Dabei handelt es sich offenbar nicht um Einzelfälle. Auch die indische Botschaft in Katar vermeldet 82 getötete Gastarbeiter in den ersten fünf Monaten dieses Jahres und 1460 Beschwerden über unwürdige Arbeitsbedingungen.

ITUC-Generalsekretärin Sharan Burrow erhob zudem schwere Vorwürfe gegen die FIFA. Anstatt die Not der meist aus Indien und Nepal stammenden Migranten zu lindern, gebe es eine "Verschwörung" zwischen der FIFA und den katarischen Verantwortlichen. "Wenn es die FIFA wirklich ernst meint, würde sie mit ihrer Macht für menschenwürdige Arbeitsverhältnisse sorgen oder den Gastgebern die WM entziehen", sagte Burrow. Die FIFA habe bereits in einer Sitzung im November 2011 versprochen, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Doch die aktuellen Berichte zeigten deutlich, dass sie "versagt" habe, urteilte Burrow.

Erneut schlechte Nachrichten aus Katar

Die aktuellen Negativschlagzeilen sind nicht die ersten rund um das umstrittene WM-Turnier im Wüstenstaat. Derzeit untersucht die FIFA-Ethikkommission unter Vorsitz von Chefermittler Michael Garcia die Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe an das Land. Streit gibt es auch um den Termin der Veranstaltung. Die WM soll aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer nun in die Wintermonate verlegt werden, was insbesondere auf starken Widerstand in England stößt.

nis/cw (afp, sid, dpa)