Lage der Autoindustrie
14. Januar 2013Frohe Kunde für den Volkswagen-Konzern: Die Wolfsburger Autobauer schneiden in einer aktuellen Umfrage unter Experten der internationalen Automobilbranche ganz besonders gut ab. "Volkswagen führt die Liste der Unternehmen an, die laut den Befragten das größte Wachstum haben", sagt Mathieu Meyer, Leiter des Automobilbereichs der renommierten Beratungsfirma KPMG. Der Fachmann traut es VW durchaus zu, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen und bis zum Jahr 2018 zur weltweiten Nummer Eins aufzusteigen.
Vorerst weist Volkswagen die größten Wachstumsraten auf. Den zweiten Platz auf der Liste der internationalen Autokonzerne mit den besten Wachstumschancen belegt laut KPMG-Umfrage mit BMW ebenfalls ein deutsches Unternehmen.
Vier chinesische Konzerne vorne dabei
Hinter VW, BMW und dem japanischen Toyota-Konzern landet das aufstrebende koreanische Markenpaar Hyundai/Kia auf Rang vier. Neben den üblichen Verdächtigen aus Deutschland, Japan und Südkorea befinden sich unter den zehn Autobauern mit den besten Wachstumsaussichten allein vier chinesische Unternehmen. Ihre im Westen noch weitgehend unbekannte Namen lauten BAIC, SAIC, FAW und Geely. Der indische Tata-Konzern, zu dem die Luxusmarken Jaguar und Land Rover gehören, schafft es ebenfalls in die Top Ten.
"Von den zehn Unternehmen, die das größte Wachstumspotential besitzen", erläutert Mathieu Meyer, "sind acht Unternehmen in Asien. Und davon wiederum der größte Teil in China. Das sind sicherlich die Unternehmen, die das größte Wachstumspotential in den nächsten fünf bis zehn Jahren haben werden."
BRIC top – Europa flop
Viele Branchen-Insider gehen davon aus, dass vor allem in Europa Produktions- und Verkaufszahlen in den kommenden fünf Jahren zurückgehen werden. Der stärkste Rückgang wird in Italien und Spanien erwartet.
Ganz anders die Schwellenländer: Dort rechnen die Fachleute mit wachsenden Produktions- und Verkaufszahlen, allen voran in China, Indien, Brasilien und Russland. Fahrzeuge, die in den BRIC-Staaten vor allem für die heimischen Märkte produziert werden, erreichen bis zum Jahr 2018 laut KPMG-Studie die Qualitätsstandards entwickelter Länder. Damit steht dem Export dorthin nichts mehr im Wege.
Osteuropa als Brücke
Die Befragten gehen davon aus, dass der Einstieg nach Europa im Wesentlichen über Osteuropa erfolgen wird. "Dass also chinesische Unternehmen oder indische Unternehmen Osteuropa als Brücke für den westeuropäischen Markt nutzen werden, während auf dem amerikanischen Kontinent chinesische und indische Unternehmen eher Mexiko nutzen werden als Brückenkopf", so Meyer.
Eine große Herausforderung für die Hersteller stellen die - je nach Region - sehr unterschiedlichen Wünsche der Kunden dar. In den entwickelten Industrienationen verlangen die Kunden nach kleineren, umweltfreundlicheren Fahrzeugen. Das stärkste Wachstum sehen die Befragten entsprechend im Segment der Kompakt-, Klein- und Kleinstwagen.
Schwellenländer setzen auf Status
Solche Fahrzeuge werden natürlich auch weiterhin in den Entwicklungsländern nachgefragt. "Aber ein sehr großes Wachstum in Schwellenländern", weiß der KPMG-Fachmann, "sehen wir auch im Bereich der statusbetonten Fahrzeuge, wie beispielsweise den SUVs. Da klafft letztendlich die Entwicklung zwischen den Schwellenländern und den Entwicklungsländern auseinander."
Ein weiteres beherrschendes Thema für die gesamte Automobilbranche ist die wachsende Bedeutung von Mobilitätsdienstleistungen. So rechnen drei Viertel der Befragten damit, dass sich Alternativen zum klassischen Autobesitz - wie Car Sharing und Mietvarianten - in absehbarer Zeit durchsetzen dürften. Über die Hälfte der Experten geht davon aus, dass Autos künftig verstärkt in kombinierte Mobilitätskonzepte mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingebunden werden.
Verbrennungsmotor weiter an der Spitze
Die wichtigste - und gleichzeitig die am schwierigsten zu beantwortende - Frage, die die Branche umtreibt, ist die nach der künftig dominierenden Antriebstechnologie. Nach dem Hype um Elektroantriebe in der jüngsten Vergangenheit setzen inzwischen wieder mehr Fachleute darauf, dass in den kommenden fünf Jahren verstärkt Geld in die weitere Verbesserung der Verbrennungsmotoren fließen wird.