Die Bayern kicken den Pokalsieger raus
27. Oktober 2015Wolfsburg sei nicht eine Mannschaft, die wie das Kaninchen vor der Schlange agiere, hatte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking vor der Partie gegen den FC Bayern gesagt. Und meinte damit: das Team erstarre nicht vor Angst vor dem Gegner. Doch genau das passierte. Mehr noch. Die Schlange aß das Kaninchen gierig auf und schluckte es mit einem Rutsch runter. Und verdaute dann genüsslich in der zweiten Halbzeit. "Das Finale", wie Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola die Partie im Vorfeld bezeichnet hatte - eine eindeutige Angelegenheit. Mit 3:1 (3:0) setzte sich der DFB-Rekordsieger beim amtierenden Pokalsieger durch.
Das erste Tor war zugleich das schönste: In der 15. Minute legte Thomas Müller den Ball für Douglas Costa ab. Der Brasilianer schlug einen Haken nach links, ließ seinen Landsmann Luiz Gustavo stehen und zimmerte dann den Ball aus rund 25 Metern humorlos unter die Latte. Ein Statement.
Doppeltorschütze Müller
Nur fünf Minuten später jubelten die Gäste aus München erneut. Flügelspieler Kingsley Coman flankte von links in den Strafraum. Costas Schuss wurde noch geblockt. David Alaba bediente daraufhin auf der rechten Seite Thomas Müller. Der WM-Torjäger, wie gewohnt ruhig und abgeklärt, traf ins lange Eck (20.).
Der lange Schlacks machte dann gleich auch noch sein zweites Tor: Alaba flankte in der 34. Minute den Ball von links in den Sechzehner und Müller nahm ihn volley und jagte ihn ins Netz - 0:3. Danach war klar: der Vizemeister hat gegen den Rekordmeister mal wieder keine Schnitte. Ähnlich wie vor etwas mehr als einem Monat, am 6. Spieltag der Bundesliga, als der Rekordmeister den VfL mit 5:1 nach Hause schickte. Der Unterschied: Damals erzielte Robert Lewandowski alle fünf Tore - und das in nur neun Minuten - diesmal netzte der Pole nicht ein.
Schürrle mit dem Ehrentreffer
Die Bayern zu gut, die Wolfsburger zu schlecht. In den zweiten 45 Minuten ließen es die Gäste ganz ruhig angehen. Nur Arjen Robben, der in der 66. Minute für Coman ins Spiel gekommen war, dribbelte und dribbelte und dribbelte und war heiß auf ein Tor - er war jedoch nicht erfolgreich.
Der Ehrentreffer für den Gastgeber fiel in der letzten Spielminute - als die Bayern gedanklich schon unter der Dusche waren. André Schürrle, der in Wolfsburg bisher nur wenig Grund zu jubeln hat, mit einem Flachschuss ins lange Eck (90.). "Wir haben ein sehr starkes Positionsspiel. Wir sind sehr konzentriert. Und wir sind sehr hungrig", erklärte FCB-Kapitän Phillip Lahm den Erfolg gegenüber dem Fernsehsender Sky. Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking wirkte verärgert: "Über die erste Halbzeit müssen wir noch mal reden. So darf man nicht spielen. Wir wollten aggressiv spielen, aber das hat überhaupt nicht geklappt."
Blamage für Eintracht Frankfurt
Der DFB-Pokalsieger 2015 ist also raus. Auch für andere Bundesligisten war in Runde zwei bereits Schluss. Eintracht Frankfurt blamierte sich gegen einen Drittligisten. Die Mannschaft von Armin Veh verlor bei Erzgebirge Aue nach einer enttäuschenden Vorstellung 0:1 (0:0) und scheiterte damit wie schon beim Pokal-K.o. vor drei Jahren an Aue. Die Sachsen, für die Max Wegner das Siegtor in der 74. Minute erzielte, zogen dagegen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte ins Achtelfinale ein.
Auch der 1. FSV Mainz 05 ist nicht mehr im DFB-Pokal vertreten. Trotz Führung verlor der Bundesligist noch mit 1:2 (1:0) gegen 1860 München aus der zweiten Liga. Nach dem Tor von Florian Niederlechner (6.) musste Mainz in der zweiten Halbzeit mit nur zehn Mann spielen: Pierre Bengtsson sah nach einer Notbremse (45.) die Rote Karte. Die Überzahl nutzen die Münchener aus. Stefan Mugosa (70.) und Rubin Okotie (77.) drehten die Partie.
Aufsteiger auch im Pokal erfolgreich
Bundesliga-Neuling SV Darmstadt 98 überrascht nicht nur in der Liga positiv, sondern auch im Pokal: Die Lilien setzten sich im zweiten Bundesligaduell des Abends mit 2:1 (0:0) gegen Hannover 96 durch und überstanden erstmals seit 14 Jahren die zweite Pokalrunde. Aytac Sulu (74.) und Sandro Wagner (79.) waren für Darmstadt erfolgreich. Artur Sobiech traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich (75.)
Erstligist Hertha BSC musste zunächst in die Verlängerung, um dann letztlich doch erstmals seit vier Jahren das Achtelfinale im DFB-Pokal zu erreichen. Die Berliner setzten sich beim Zweitligisten FSV Frankfurt mit 2:1 (n.V.) durch. Die beiden Tore für die Hauptstädter erzielte Salomon Kalou. Herthas Marvin Plattenhardt (119.) sah kurz vor Schluss noch Gelb-Rot.
Unterhachung schockte ambitionierten RB Leipzig
Für die größte Überraschung aber sorgte die SpVgg. Unterhaching. Der Regionalligist siegte gegen den ambitionierten Zweitliga-Club RB Leipzig mit 3:0 (2:0). Markus Einsiedler (5.), Marco Rosenzweig (23.) und Thomas Steinheer (67.) sorgten für den deutlichen Erfolg.
Im Zweitliga-Duell deklassierte der 1. FC Nürnberg Fortuna Düsseldorf mit 5:1 (4:0). Guido Burgstaller (10.), Hanno Behrens (17.), Niclas Füllkrug (41.) und Tim Leibold (43.) trafen bereits vor der Pause. Der eingewechselte Danny Blum erhöhte in der 69. Minute auf 5:0, ehe Kerem Demirbay drei Minuten später der Ehrentreffer für die Gäste gelang.
Es gab noch eine Partie mit zwei Vereinen aus der 2. Liga. Der VfL Bochum setzte sich mit 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern durch - dank eines Eigentores von Christ Löwe in der 67. Minute.
Für alle, die noch nicht genug haben, gibt es unseren Liveticker zum Nachlesen.