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Bin Laden weiter unauffindbar

16. Dezember 2001

Die Terrororganisation El Kaida steht offenbar vor dem Ende. Von ihrem Chef Osama bin Laden fehlt derzeit aber jede Spur.

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Die Suche nach Osama bin Laden läuft auf Hochtouren.Bild: AP

Die von Osama bin Laden geführte Terrororganisation El Kaida ist in Afghanistan nach übereinstimmender Einschätzung von US-Außenminister Colin Powell sowie der Ostallianz offenbar besiegt. Powell sagte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Fox am Sonntag auf die Frage, ob El Kaida in Afghanistan besiegt sei, "das scheint der Fall zu sein". Nun müsse das mutmaßliche Terroristen-Netzwerk auch in anderen Teilen der Welt zerstört werden, fügte er hinzu. Ob sich bin Laden selbst noch in Afghanistan aufhält ist nach Angaben von Powell unklar.

Ostallianz: Tora Bora gefallen

Zuvor hatte bereits die mit den USA verbündete Ostallianz erklärt, die Bergfestung von Tora Bora sei eingenommen worden. Tora Bora galt als die letzte verbliebene Bastion von El Kaida. Powell zeigte sich überzeugt, dass US-Truppen auch den für die Terroranschläge vom 11. September verantwortlich gemachten Extremistenführer Osama bin Laden ergreifen würden: "Wir werden bin Laden heute oder morgen zu fassen bekommen."

Rumsfeld skeptisch

Dagegen mahnte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld während eines Kurzbesuch in Afghanistan erneut zur Vorsicht. Rumsfeld sagte, er habe Zweifel, dass die Kämpfe um Tora Bora praktisch beendet seien. Der amerikanische Verteidigungsminister sprach auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul mit Hamid Karsai, dem designierten Chef der neuen Übergangsregierung. Vor US-Truppen bekräftigte Rumsfeld, für einen Angriff auf die USA müsse es eine Strafe geben. Ihre Aufgabe sei noch lange nicht erfüllt, sagte er den Soldaten.

Zahlreiche El Kaida-Kämpfer getötet

Nach Darstellung des Kommadeurs der Anti-Taliban-Truppen, Hadschi Mohammed Saman, sind die Kämpfe in den Bergen von Tora Bora nach der Eroberung der letzten El Kaida-Stellungen eingestellt worden. Nun werde das Gebiet "gesäubert". Rund 200 El Kaida-Kämpfer seien getötet und weitere 35 gefangen genommen worden. Über den Aufenthaltsort von El Kaida-Chef Osama bin Laden sei nichts bekannt, sagte Saman.

Rätselraten über bin Ladens Aufenthaltsort

Nach übereinstimmenden Berichten von US-Medien hatte das amerikanische Militär in der vergangenen Woche einen Funkspruch über einen Sender mit kurzer Reichweite abgefangen, in dem bin Laden Befehle gegeben habe. Es sei wahrscheinlich, dass er sich nach wie vor in der Region im Osten Afghanistans aufhalte, hieß es.

Unterdessen berichtete der US-Sender Fox unter Berufung auf Kommandeure der Anti-Taliban-Truppen, es werde vermutet, dass sich bin Laden und seine engsten Gefolgsleute während der Verhandlungen über eine Feuerpause aus Tora Bora abgesetzt hätten. Nach britischen Medienberichten sind rund 500 El-Kaida-Kämpfer noch auf der Flucht. Pakistanische Grenzwächter hätten in den vergangenen vier Tagen mindestens 40 El-Kaida-Flüchtlinge festgenommen, 31 davon allein am Freitag, meldeten pakistanische Zeitungen am Sonntag.

In einem pakistanischen Krankenhaus wurde ein französischer Taliban-Kämpfer arabischer Abstammung festgenommen. Insgesamt etwa 80 bis 100 Franzosen hätten mit den El Kaida-Truppen gekämpft, sagte der 21-Jährige nach Angaben der französischen Zeitung "Le Journal du Dimanche".

Hinweise auf Massenvernichtungswaffen

Das US-Militär fand in einer Einrichtung nahe ihrem Stützpunkt bei Kandahar Materialien und Dokumente, die möglicherweise auf chemische, biologische und und radioaktive Waffen hindeuten. Der Fund rund fünf Kilometer östlich von Camp Rhino "umfangreich und bedeutend", sagte Rumsfeld nach CNN-Angaben. "Möglicherweise finden wir etwas Interessantes." Bin Laden hatte vor Wochen mit dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gedroht.