Commerzbank halbiert Rücklagen
7. August 2014Der schnelle Abbau von Altlasten und die teure Modernisierung des Privatkundengeschäfts haben der Commerzbank im zweiten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Auch im gesamten ersten Halbjahr 2014 schnitt Deutschlands zweitgrößtes Geldinstitut nach Angaben vom Donnerstag sowohl operativ als auch unter dem Strich deutlich besser ab als ein Jahr zuvor. Die Ukraine-Krise und die Sanktionen gegen Russland werden nach Angaben der Bank keine gravierenden Folgen für die Bilanz haben.
Fortschritte machte die Commerzbank bei der Stärkung ihrer Kapitalpuffer. "Insgesamt haben wir damit ein gutes Ergebnis erzielt", erklärte Konzernchef Martin Blessing. Im Zwischenbericht stimmt er jedoch auf Gegenwind ein: "Die noch vor uns liegenden Monate des laufenden Jahres werden aufgrund der für Finanzinstitute anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen weiter herausfordernd sein."
Gewinnentwicklung besser als erwartet
Im zweiten Quartal erwirtschaftete das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut 100 (Vorjahreszeitraum: 40) Millionen Euro Überschuss. Der operative Gewinn stieg auf 257 (74) Millionen Euro. Das war besser als von Analysten erwartet. Die Bank profitierte vor allem davon, dass sie weniger Geld für faule Kredite zurücklegte. Die Risikovorsorge hat sich binnen Jahresfrist von 537 Millionen Euro auf 257 Millionen Euro im zweiten Quartal mehr als halbiert.
Zudem zahlt sich die Offensive im Privatkundengeschäft aus: Der operative Gewinn der lange schwächelnden Sparte stieg auf 115 (54) Millionen Euro. Netto gewann die Bank im zweiten Vierteljahr 95.000 Kunden. Dabei zahlte sich auch die fast 25 Millionen Euro teure Werbekampagne mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aus.
Kundenzahl nimmt zu
Bereits im ersten Quartal hatte die Kundenzahl um 43.000 zugenommen. Die Kosten stiegen trotz des laufenden Sparprogramms um 1,6 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. Allein für die Bankentests der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet die Commerzbank mit Ausgaben im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Der Vorstand betonte erneut, für die Überprüfung gut gerüstet zu sein.
Die Commerzbank fürchtet die Folgen der Ukraine-Krise und der Sanktionen gegen Russland fürs eigene Haus nicht. Ende Juni war die Bank mit 5,4 Milliarden Euro in Russland und 100 Millionen Euro in der Ukraine investiert. Diese Kredite seien aber alle - etwa durch staatliche Exportgarantien - abgesichert.
wen/sti (rtr, dpa)