Darknet - das düstere Internet
10. Oktober 2017Während Politiker oder Experten beim Internet gerne von einer "Datenautobahn" reden, ist das sogenannte "Darknet" die Seitenstraße - quasi der nicht ausgeschilderte Feldweg im Netz. Um den Weg hierein zu finden, muss man sich nicht nur mit der Technik auskennen, sondern auch selbst die Wege auskundschaften, die man dort nutzen will. Denn im Darknet gibt es kein Google und keine andere Suchmaschine, nur eine Art Katalog, in dem aber längst nicht alle vorhandenen Seiten verzeichnet sind. Und das ist von den Machern auch so gewollt: Denn das Darknet soll vor allem Anonymität bieten.
Das Darknet: Dezentral und anonym
Die beiden größten Unterschiede zwischen dem regulären Internet und dem Darknet: Das Darknet funktioniert dezentral und es ist vollständig anonymisiert. Das heißt im Wesentlichen, dass die beiden Netze von sehr unterschiedlichen Strukturen geprägt sind. Denn im Internet ist vieles zentral organisiert. Wer beispielsweise Facebook nutzt, loggt sich in das System ein und hinterlässt auf der Seite von Facebook seine Texte oder Bilder. Ein anderer Internetnutzer, der sich diese Informationen anschauen möchte, muss ebenfalls bei Facebook angemeldet und eingeloggt sein.
Zentraler Dreh- und Angelpunkt sind also die Server von Facebook, da dort alle von Nutzern hinterlassenen Informationen abgelegt werden. Und aus Datenschutzsicht ist dies auch der verwundbarste Teil des Netzes: Wer Zugriff auf die Server von Facebook, Google oder anderen großen Anbietern im Netz hat, kann die Nutzer der jeweiligen Dienste quasi durchleuchten - genau das soll der US-Geheimdienst NSA nach Angaben von Edward Snowden machen.
Das Darknet arbeitet dagegen ohne diese zentrale Struktur - jeder Computer ist zugleich Server, der aber immer nur einen Teil der benötigten Informationen – zudem verschlüsselt - speichert. Auch die Datenübertragung zwischen den einzelnen Rechnern im Darknet erfolgt anonymisiert, so dass Beobachter wie der Geheimdienst zwar Daten auffangen, mit diesen aber nichts anfangen können.
Auch die Meta-Daten können nichts verraten
Außerdem haben sich die Macher des Darknets noch einen weiteren Kniff überlegt, um das Netz zu anonymisieren: Die sogenannten Meta-Daten werden für Außenstehende ebenfalls unbrauchbar gemacht.
In der Regel sind in den Meta-Daten Empfänger- und Absende-PC notiert. Wer alle Kommunikation im regulären Internet auffängt, kann auf diese Art erkennen, welche Datenströme zwischen zwei Rechnern fließen. Und selbst wenn die eigentlichen Daten verschlüsselt sind, lässt sich so ermitteln, welche Rechner in Kontakt miteinander stehen und wie umfangreich der Datenaustausch ist - viel Spielraum für Lauschangriffe.
Im Darknet dagegen wird jedes Datenpaket über drei zufällig ausgewählte Rechner verschickt. Mit jeder Zwischenstation erhält das Datenpaket auf diese Weise eine andere Absende-Adresse - es ist am Ende nicht mehr nachvollziehbar, von welchem Rechner aus die Daten losgeschickt wurden. Allerdings wird das Darknet dadurch deutlich langsamer als das reguläre Internet.
Beliebt bei Oppositionellen - und Kriminellen
Mit dem Darknet hat sich ein Parallel-Netz etabliert, das vor allem Kriminelle anzuziehen scheint: Es gibt hier Marktplätze, wie "Silk Road" oder "Black Market Reloaded", auf denen bevorzugt Waffen, Drogen oder illegale Dienstleistungen angeboten werden. Wer keine Viren selbst programmieren kann, findet hier Hilfe. Auch anonymes Bezahlen ist möglich: Dazu nutzen Käufer und Verkäufer meist die Internet-Währung Bitcoin. Dabei werden Dateien anonym ausgetauscht; die Währung besteht aus eben diesen Dateien, die nicht beliebig vermehrt werden können, die sich aber ganz legal in reales Geld umtauschen lassen.
Auch bei Regierungsgegnern ist das Darknet beliebt. Jeder, der Zugang zum regulären Internet hat, kann sich - beispielsweise über die "Tor"-Software - mit dem Darknet verbinden. Auch Edward Snowden soll durch das Darknet Kontakt zu den Reportern des "Guardian" aufgenommen haben.
Zurück zu den traditionellen Ermittlungsmethoden
Für Geheimdienste oder die Polizei gibt es nur wenige Möglichkeiten, Nutzer im Darknet aufzuspüren. Daten abzufangen und zu analysieren, bringt hier nichts. Stattdessen versucht die Polizei, beispielsweise Drogendealern, auf andere Weise auf die Schliche zu kommen: Die Beamten treten selbst als Käufer auf; von den Verkäufern verschickte Pakete können zahlreiche Spuren für die Rückverfolgung bieten. Oder die Polizei versucht, ein Vertrauensverhältnis zum Drogenverkäufer aufzubauen und diesen dann irgendwann aus der Anonymität zu locken, zum Beispiel, indem man statt des Postversands der Drogen eine persönliche Übergabe einfordert.