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Politik

Demos in Chemnitz blieben weitgehend friedlich

2. September 2018

Tausende Rechte und deren Gegner hatten sich zu Protesten versammelt. Die Stimmung war aufgeheizt. Die vorläufige Bilanz nach dem Ende der Kundgebungen: Mindestens 18 Verletzte und 37 Strafanzeigen.

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Deutschland AfD-Kundgebung und Gegenproteste in Chemnitz ziehen tausende Demonstranten an
Block der Rechtspopulisten steht der Polizei gegenüberBild: Getty Images/S. Gallup

Die Sorge vor neuen Ausschreitungen war groß, als am Samstagnachmittag mehr als 8000 Menschen in der sächsischen Stadt je nach Lager gegen Fremdenhass oder gegen die Flüchtlingspolitik auf die Straße gingen. Mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften versuchte die Polizei, die Lage unter Kontrolle zu halten.

Die Stadt kommt zur Ruhe - vorerst

Nach Abschluss der Kundgebungen wurde die Lage zunehmend angespannter. Linke und rechte Gruppen trafen mehrfach aufeinander und lieferten sich kleinere Auseinandersetzungen. Am Abend hieß es dann von Seiten der Polizei: "Wir haben die Lage voll im Griff", die meisten Demonstranten seien friedlich abgereist, ein Teil der Beamten werde abgezogen. Die Polizei sei aber die ganze Nacht über mit Streifen in der Stadt unterwegs.

Die Polizei hatte seit dem Mittag mit 1800 Mann starke Präsenz gezeigt, außer mit Wasserwerfern auch mit berittenen Beamten und gepanzerten Fahrzeugen. Sie wurde von Kräften aus mehreren Bundesländern und von der Bundespolizei unterstützt.

Nach einer Bilanz der Polizei wurden 18 Menschen verletzt. Zudem lägen mindestens 37 Strafanzeigen vor. Bei den Straftaten handelte es sich den Angaben zufolge um Sachbeschädigungen, Körperverletzungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Deutschland AfD-Kundgebung und Gegenproteste in Chemnitz ziehen tausende Demonstranten an
Massive PolizeipräsenzBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Insgesamt gingen nach Angaben der Versammlungsbehörden knapp eine Woche nach den tödlichen Messerstichen auf eine 35-jährigen Deutschen und den folgenden ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz rund 8500 Menschen auf die Straße. Rund 4500 nahmen an einem gemeinsamen Marsch der AfD und des ausländerfeindlichen Bündnisses Pegida teil, unter ihnen auch der thüringische AfD-Chef Björn Höcke.

Deklariert hatten die Rechten ihren Protestzug als "Trauermarsch".  In dem Aufruf zu der Demonstration hieß es, man trauere "um die Toten und Opfer der illegalen Migrationspolitik" in Deutschland. Diese Kundgebung wurde größer, weil sich ihr Teilnehmer einer Veranstaltung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz anschlossen. Viele Menschen riefen: "Wir sind das Volk."

"Herz statt Hetze" will anderes Chemnitz zeigen

Gleichzeitig kamen zu einer Veranstaltung für Frieden und gegen Ausländerfeindlichkeit den Angaben zufolge knapp 4000 Menschen bei der Chemnitzer Johanniskirche zusammen. Rund 70 Vereine, Organisationen und Parteien hatten dazu aufgerufen. Das Motto lautete "Herz statt Hetze". Auf Plakaten der Teilnehmer war etwa zu lesen "Kein Platz für Nazis", "Gebt Sachsen nicht auf" oder "Hass ist krass. Liebe ist krasser".

Chemnitz Kundgebung des Bündnisses Chemnitz Nazifrei unter dem Motto «Herz statt Hetze»
Die Gegner der Rechtspopulisten wenden sich gegen Hetze und GewaltBild: picture alliance/dpa/M. Skolimowska

Viele Politiker kamen, um die Demonstranten zu unterstützen: Darunter die Bürgermeisterin von Chemnitz, Barbara Ludwig, mehrere sächsische Landespolitiker, aber auch Bundespolitiker von SPD, Grünen und Linken. Darunter waren die SPD-Vizechefin Manuela Schwesig, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock und der Linken-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch. 

Angriff auf SPD-Besuchergruppe

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sören Bartol berichtet davon, dass eine Besuchergruppe von Rechtsradikalen überfallen wurde. "Meine Gruppe aus Marburg wurde gerade auf dem Weg zum Bus von Nazis überfallen", schrieb der hessische SPD-Politiker bei Twitter. Alle SPD-Fahnen seien "zerstört", einige seiner Begleiter "sogar körperlich angegriffen" worden.

qu/ie (dpa, rtr, afp)