Die Frau fürs Klima
2. Juli 2010Eine Mammutaufgabe für eine kleine, zierliche Frau: Christiana Figueres soll die Klimaverhandlungen, die seit dem Kopenhagener Fiasko-Gipfel feststecken, wieder auf Fahrt bringen. Wohl die größte Herausforderung in der beruflichen Karriere der 53-Jährigen, die am Donnerstag (01.07.2010) die Leitung des UN-Klimasekretariats (UNFCCC) übernommen hat. Figueres Vorgänger, der Niederländer Yvo de Boer hatte im Februar überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben.
"Frischen Wind" brauche es nach den gescheiterten Verhandlungen von Kopenhagen, sagte der Verhandlungsführer von Bangladesch, und auch der französische Delegationsleiter forderte einen "Wechsel der Gesichter und der Ideen" hinzu.
Frischer Wind aus Mittelamerika
Diesen "frischen Wind" könnte die Lateinamerikanerin bringen. Sie wäre die erste Frau an der Spitze des Klimasekretariats und zudem die erste Vertreterin der südlichen Hemisphäre. Es fehle bei den Klimaverhandlungen an Vertrauen zwischen den Wissenschaftlern, dem Weltklimarat, den Regierungen sowie zwischen den Ländern des Nordens und des Südens, erklärte Figueres. Denn selbst wenn die Behörde offiziell als neutral gelte, ständen sich die Interessensvertreter des Nordens und des Südens oft misstrauisch gegenüber. Dieses Vertrauen gelte es wieder herzustellen, "auch wenn das nicht über Nacht geschehen kann".
Es gebe aber kein wichtigeres oder dringenderes Thema, "als das Klima auf unserem Planeten für unsere Kinder und Enkel zu schützen", heißt es in einer Erklärung der neuen Chefin. Eine "tiefe Demut", empfinde sie gegenüber ihrer neuen Aufgabe, sagte die Costaricanerin, deren Heimat in Sachen Klimaschutz als vorbildlich gilt.
Kennerin des Klimazirkus
Die Tochter des dreimaligen costaricanischen Präsidenten José Figueres Ferrer kennt den internationalen Klimazirkus. "Frau Figueres ist eine international anerkannte Führungspersönlichkeit in der Klimapolitik", sagte UN-Sprecher Martin Nesirsky. Sie bringe "Leidenschaft und tiefe Kenntnisse" mit ins Amt. Seit 15 Jahren beteiligt sich Christiana Figueres als Delegationsleiterin Costa Ricas an den UN-Klimaverhandlungen und hat sich auch als Leiterin von Verhandlungsgruppen oder als Sprecherin Lateinamerikas in den Verhandlungen einen Namen gemacht.
Auch die Fallstricke der Vereinten Nationen kennt sie nur zu gut: "Ja, die UNO ist langsam. Ja, die UNO ist komplex, aber ich sehe keine Alternative", weist Figueres Kritiker zurück, die die Weltorganisation für das falsche Forum für Klimafragen halten. Nun komme es auf ihre strategischen Fähigkeiten an, sagt Martin Kaiser von Greenpeace. Neben einer gewissen Sensibilität für die Empfindlichkeiten vor allem von Entwicklungsländern sei es wichtig, dass "da wirklich ein strategischer Kopf sitzt, der oder die es versteht die Länderinteressen wirklich so zu bündeln, das hinterher ein globales Abkommen herauskommt.“
Autorin: Anne Herrberg (dpa, afp, ap)
Redaktion: Oliver Pieper