Frauen-Bundesliga muss sichtbarer werden
9. November 2020Bayern München gilt es zu schlagen!
Acht Spieltage sind in der Frauen-Bundesliga absolviert - und nicht der VfL Wolfsburgsondern der FC Bayern steht ganz oben in der Tabelle. Die Bayern sind die Mannschaft, die es derzeit zu schlagen gilt. Achtmal haben die FCB-Frauen bisher gewonnen, 26 Tore haben sie erzielt und kein einziges kassiert.Wolfsburg dominiert die Liga seit vier Jahren, aber die Titelchancen der Bayern scheinen in diesem Jahr so gut wie nie zuvor. Nach ihrem 3:0-Sieg gegen Aufsteiger SV Meppen haben die FCB-Frauen an der Tabellenspitze weiterhin einen Vorsprung von zwei Punkten auf Wolfsburg.
Die Mannschaft von Trainer Jens Scheuer meint es ernst. Nach den Abgängen von Spielerinnen wie Kathrin Hendrich und Melanie Leupolz ist es dem Klub gelungen, ein neues und stärkeres Fundament aufzubauen. Mit dem Einstieg von Top-Talenten wie Lea Schüller, Klara Bühl, Sarah Zadrazil und der erfahrenen Marina Hegering, die sich sofort in der Abwehr durchgesetzt hat, ist Bayern stark geblieben.
Die Ergebnisse sprechen momentan für sich, die Fortschritte auf dem Platz ebenfalls. Im Vorfeld der Saison sprach der Münchner Klub von einem Vierjahresplan, um wieder die Nummer eins in Deutschland zu werden. Am kommenden Wochenende treffen die Bayern auf Wolfsburg - das Spiel mag zwar nicht die Liga entscheiden, aber das direkte Duell bietet den Bayern in jedem Fall die Chance, zu zeigen, dass ihr Plan eher früher als später aufgehen könnte.
Verlängerung mit Lohmann als gutes Zeichen
Sydney Lohmann vom FC Bayern ist eines der am schnellsten aufsteigenden Talente im deutschen Frauenfußball. Zwar steht die Mittelfeldspielerin bei all den anderen großen Namen im Kader der Münchnerinnen nicht oft im Rampenlicht, aber Lohmann ist schon seit einiger Zeit ein wichtiger Faktor. Die 20-Jährige hat in dieser Saison bisher sechs Tore in sieben Spielen erzielt - ihre Form beeindruckt umso mehr durch ihre Geschichte.
Nachdem sie 2016 aus der Jugend des SC Fürstenfeldbruck in die zweite Mannschaft der Bayern wechselte, absolvierte Lohmann einige Einsätze bei der U17 und in der zweiten Mannschaft der Bayern, bevor sie ein Jahr später ihr Debüt in der ersten Mannschaft gab. Ihre Leistungen waren so beeindruckend, dass sie sich 2018 eine Berufung in die Nationalmannschaft verdiente.
Seitdem hat sich Lohmann stark entwickelt und könnte in dieser Saison ihren endgültigen Durchbruch erleben. Erst vor wenigen Tagen gab der FC Bayern bekannt, dass der Vertrag mit ihr bis 2024 verlängert werde. Eine vielversprechende Spielerin wie Lohmann ist sicher gut beraten, ihre Zukunft an den Münchner Verein und die Frauen-Bundesliga zu binden.
Hey DFB, bitte lass uns zuschauen!
Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat eine Reihe von Problemen, aber eines, das er sehr einfach beheben könnte, ist die TV-Empfangbarkeit der Frauen-Bundesliga. Trotz vieler namhafter Spielerinnen und einer der besten Mannschaften überhaupt, ist die Liga für deutsche und internationale Zuschauer kaum zugänglich.
Der Sportsender Eurosport und das deutsche Pay-TV-Angebot Magenta Sport zeigen an jedem Spieltag in Deutschland nur ein oder zwei Spiele, der DFB stelle zusätzlich von jeder Partie die Höhepunkte ins Netz. Aber das war es auch schon.
Noch vor wenigen Wochen hat Eurosport nicht wie versprochen ein Frauen-Fußballspiel gezeigt, sondern ein Tennismatch, das ursprünglich wegen Regens verschoben worden war. Offenbar wusste der DFB schon vorher von der möglichen Umstellung, vergaß aber, die Öffentlichkeit zu informieren. Erst später postete er einige Tweets, was viele Fans verwirrte. Die Frauen-Bundesliga hat keine eigene Homepage. Fans und Reporter sind oft auf Live-Blogs angewiesen, um das Neueste zu erfahren, und Social-Media-Updates erfolgen nur über den Account der Nationalmannschaft.
Gemessen an der Spielqualität gehört die deutsche Liga immer noch zu den besten der Welt, aber dass man die Teams und Spieler nicht regelmäßig im TV sehen kann, hilft niemandem. Der Ehrgeiz und das Geld, die in England in den Frauenfußball investiert werden, sind wahrscheinlich einige der Gründe, warum Spielerinnen wie Pernille Harder, Tobin Heath, Christen Press und Sam Kerr dort spielen. Vor allem aber wissen diese Spielerinnen, dass ihre Auftritte dort von einem großen Publikum gesehen werden können. Solange der DFB das nicht erkennt, wird die Frauen-Bundesliga Mühe haben, zu wachsen und die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdient.
Heißes Rennen um Rang drei
Es ist noch zu früh für verlässliche Vorhersagen, aber wohl nicht nur das Titelrennen wird in dieser Saison in der Frauen-Bundesliga spannend. Wer als Dritter ins Ziel kommt, hat einen Champions-League-Qualifikationsplatz sicher. Damit bietet sich die Chance auf etwas mehr Geld und das helle Rampenlicht - ein großer Anreiz für potentielle Neuverpflichtungen.
Trotz einer 0:5-Niederlage gegen Wolfsburg gehört Potsdam definitiv zu den Anwärtern auf diesen dritten Platz. Mit fünf Siegen nach acht Spielen sind die Potsdamerinnen derzeit mit 16 Zählern Dritte, aber sie müssen sich vor Eintracht Frankfurt (14) und Hoffenheim (13) in Acht nehmen, die auf den Plätzen vier und fünf folgen. Beflügelt durch die Tore von Laura Freigang (zehn Treffer in acht Spielen) stellt Frankfurt für Potsdam eine echte Gefahr im Rennen um Platz drei dar. Hoffenheim ist weniger vorhersehbar, hat sich aber stabilisiert und hofft auf eine Wende mit einem neuen Cheftrainer.
Zeit, die Stars wertzuschätzen
An diesem Fußball-Wochenende gab es eine ganze Reihe großartiger Auftritte: Bethany England lieferte für Chelsea in der Women's Super League (WSL) eine Top- Leistung ab und traf beim 4:0-Sieg gegen Everton doppelt. Svenja Huth zeigte beim 5:0-Kantersieg des VfL Wolfsburg in Potsdam als allgegenwärtige Antreiberin ihre Klasse.
Von Vivianne Miedema bis Sara Däbritz, von Pernille Harder bis Alex Morgan hat der Frauenfußball viele Stars, die teilweise noch dabei sind, sich zu entwickeln, teilweise aber bereits ihren Leistungshöhepunkt erreicht haben. Es ist ein Privileg, sie spielen zu sehen, und wann immer wir über die größten Spielerinnen oder aufstrebende Talente sprechen, müssen wir Namen wie Bethany England, Sam Kerr oder Nicole Anyomi mit einbeziehen. Dies nicht zu tun, bedeutet, nur über einen Teil des Fußballs zu sprechen und nicht über das ganze schöne Spiel.