Ein Opfer nach Axt-Attacke noch im Koma
22. Juli 2016Auch vier Tage nach der Axt-Attacke in einem Regionalzug in Würzburg schwebt noch immer eines der Opfer in Lebensgefahr. Der aus China stammende Mann werde bis auf Weiteres im künstlichen Koma gehalten, teilte die Universitätsklinik in Würzburg mit. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich um den 30 Jahre alten Freund der Tochter einer Hongkonger Touristenfamilie.
Der Zustand des anderen lebensgefährlich verletzten Patienten habe sich hingegen gebessert und stabilisiert, teilte die Klinik weiter mit. Bei ihm handelt es sich dem Vernehmen nach um den 62 Jahre alten Vater der Familie. Die ebenfalls verletzte 26 Jahre alte Tochter wurde inzwischen ins Würzburger Uniklinikum verlegt. Sie war zuvor in Nürnberg behandelt worden.
Ein jugendlicher Flüchtling hatte am Montagabend in einem Zug bei Würzburg vier Menschen mit einer Axt und einem Messer angegriffen. Unbestätigten Medienberichten aus Hongkong zufolge war der Attentäter als erstes auf den 30-Jährigen losgegangen. Dieser habe unter anderem schwere Hirnblutungen davongetragen, schrieb die Zeitung "Apple Daily". Insgesamt wurden in dem Zug und während der Flucht des Täters fünf Menschen schwer verletzt. Polizisten erschossen den jungen Mann. Nach bisherigen Ermittlungserkenntnissen hat er das Attentat aus politischen Motiven verübt. Die Terrormiliz IS bezeichnete den Heranwachsenden als einen ihrer Kämpfer.
Angst vor Anschlägen in Deutschland gestiegen
Der Anschlag wirkt sich wohl auch auf das Sicherheitsempfinden der Menschen im Land aus. So ist die Angst der Deutschen vor weiteren Anschlägen laut einer Umfrage gestiegen. 77 Prozent der Befragten des ZDF-Politbarometers befürchten, dass es in nächster Zeit in Deutschland Anschläge geben wird. Zwei Wochen zuvor waren es noch 69 Prozent gewesen. Der Umfrage zufolge sind 59 Prozent der Befragten der Meinung, dass in Deutschland genug zum Schutz vor Terroranschlägen getan wird. 31 sind hingegen der Ansicht, dass dies nicht der Fall ist.
Auch das Bundeskriminalamt (BKA) sieht einem Medienbericht zufolge die Anschlagsgefahr weiterhin hoch. Das Magazin "Focus" zitiert aus einem aktuellen Lagebild der Behörde. Demnach unterliege das Verkehrsmittel Bahn einer "hohen Bedrohungsqualität, die sich jederzeit in einem (erfolgreichen) Anschlag manifestieren kann". Der Gefährdung des Bahnverkehrs und seiner Einrichtungen müsse "weiterhin eine herausgehobene Stellung zugerechnet werden", zitiert der "Focus" mit Berufung auf das BKA-Papier.
Das Bundeskriminalamt wollte den Bericht nicht kommentieren. Es handle sich um einen internen Bericht, sagte eine BKA-Sprecherin. Sie verwies grundsätzlich darauf, dass sich die Lage seit Würzburg nicht geändert habe.
wo/jj (dpa, afp)