1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Erneut Massenproteste gegen Orbán

21. April 2018

Den zweiten Samstag in Folge zieht es Zehntausende Ungarn gegen ihren Ministerpräsidenten auf die Straße. Sie wehren sich gegen seinen immer autokratischer werdenden Regierungsstil. Ihr Ziel: zurück zu mehr Demokratie.

https://p.dw.com/p/2wSSk
Anti-Regierungs-Proteste in Budapest
Bild: Reuters/B. Szabo

Zehntausende Menschen haben im Zentrum von Budapest gegen die rechtsnationale Regierung von Viktor Orbán demonstriert. Die Menge skandierte "Wir sind die Mehrheit!" und "Demokratie!". Organisatoren sprachen von mehr als 100.000 Teilnehmern. Die Redner riefen dazu auf, immer wieder auf die Straße zu gehen, wenn Orbáns Regierung mit repressiven Gesetzen und Maßnahmen gegen die Zivilgesellschaft, unabhängige Medien oder kritische Mitbürger vorgeht. Auch Oppositionsparteien quer durch das politische Spektrum nahmen an den Protesten teil.

Eine Luftaufnahme der Menschenmenge (Foto: Reuters)
Wie schon vor einer Woche füllten die Anti-Regierungsproteste die Straßen in BudapestBild: Reuters/B. Szabo

Einer der Organisatoren, Viktor Gyetvai, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Proteste würden "das System nicht über Nacht ändern", aber zielten darauf ab, eine "Bürgerbewegung" in Gang zu setzen, um Orbán herauszufordern. "Dies hier sind die ersten Schritte und ein Zeichen dafür, dass es viele Ungarn gibt, die in einer Demokratie mit unabhängigen Institutionen und freien Medien leben wollen", so der 20-Jährige.

Repressive Schritte nach der Wiederwahl

Es war die zweite Massenkundgebung in Folge, nachdem Orbáns Fidesz-Partei bei den Wahlen vor zwei Wochen eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit im Parlament gewonnen hatte. Auch am Samstag vor einer Woche hatten Zehntausende in Budapest für die Demokratie demonstriert. Als eine der ersten Maßnahmen der neuen Volksvertretung hatte Orbán Gesetze angekündigt, die die Arbeit von unabhängigen Zivilorganisationen unmöglich machen sollen.

Eine Flagge der EU in der Menschenmenge (Foto: Getty Images)
Einige Demonstranten zeigten mit der Flagge der EU ihre pro-europäische HaltungBild: Getty Images/AFP/A. Kisbenedek

Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass die Open-Society-Stiftung des US-Milliardärs George Soros​​​​​​​ ihr Büro in Budapest möglicherweise schließen wird​​​​​​​. Die Stiftung unterstützt Zivilorganisationen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, sowie wissenschaftliche Forschungen. Orbán hatte Soros im Wahlkampf zum angeblichen Staatsfeind aufgebaut und ihn beschuldigt, eine muslimische Masseneinwanderung nach Europa zu steuern. Beweise für diese Behauptung legte er keine vor. Eine regierungsnahe Zeitung veröffentlichte kürzlich eine Liste, in der rund 200 Angestellte von Nichtregierungsorganisationen, Universitäten und​​​​​​​ Journalisten​​​​​​​ als Teil des "Soros-Netzwerks" gebrandmarkt wurden.​​​​​​​

ust/rb (dpa, afp, ap, rtr)