500 auf Lampdusa
10. Januar 2009In der Nacht zum Samstag (10.01.2009) sind fast 500 Bootsflüchtlinge auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa eingetroffen. Die Küstenwache hatte die insgesamt 326 Menschen kurz nach Mitternacht etwa 60 Seemeilen von der Insel entfernt auf einem treibenden Boot entdeckt. Wenige Stunden später strandete ein zweites Boot mit 159 Personen an Bord auf der Insel.
Jedes Jahr machen sich Zehntausende Menschen von Afrika aus per Boot auf den Weg nach Europa. Der Großteil von ihnen fährt in nicht hochseetauglichen Booten über das Mittelmeer, weswegen immer wieder Menschen ums Leben kommen. Viele, die die gefährliche Überfahrt schaffen, landen auf der Insel Lampedusa, die rund 200 Kilometer südlich von Sizilien liegt.
Italien kündigt schnelle Abschiebung an
Seit Weihnachten verzeichnen die italienischen Behörden eine regelrechte Flüchtlingswelle. Das Auffanglager auf Lamepusa ist mit seinen 700 Betten chronisch überfüllt. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums kamen im vorigen Jahr insgesamt rund 36.500 Bootsflüchtlinge. Davon landeten etwa 31.000 auf Lampedusa. Damit nahm die illegale Einwanderung im Vergleich zu 2007 um 75 Prozent zu.
Italien will Flüchtlinge generell schnell abschieben. Das hatte erst am Freitag Innenminister Robert Maroni von der rechtspopulistischen Lega Nord bei einem Besuch in der Auffangunterkunft auf Lampedusa bekräftigt. Maroni hatte bereits nach Weihnachten angeordnet, viele Bootsflüchtlinge direkt wieder abzuschieben. Dafür war er international heftig kritisiert worden.
Libysch-italienische Zusammenarbeit
Maroni kündigte außerdem an, ein Abkommen mit Libyen werde 2009 "das Ende des Illegalen-Notstands" bringen. "Es kommen nur noch Touristen an, keine Flüchtlingsboote mehr", sagte er voraus. Italien und Libyen hatten bereits 2006 ein Abkommen geschlossen, um illegale Einwanderung nach Italien zu unterbinden. Vereinbart wurden gemeinsame Patrouillen der Küstenwachen. Umgesetzt wurde es bislang jedoch nicht.
Im Mai wollen sich die Innen- und Justizminister der G-8-Länder auf Lampedusa treffen, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. "Wir wollen den Ministern der anderen Länder klarmachen, was es heißt, mit dem Phänomen der illegalen Einwanderung zusammenzuleben", sagte Maroni. Er kündigte außerdem an, sich bereits in der kommenden Woche mit seinen Kollegen aus Malta, Zypern und Griechenland treffen zu wollen, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten. (det)