Erster EHEC-Todesfall in Schweden
31. Mai 2011Nachdem spanische Gurken seit Dienstag (31.05.2011) nicht mehr als Auslöser gelten, denken EHEC-Experten auf der Suche nach der Quelle jetzt wieder in alle Richtungen. „Es könnten Tiere infiziert sein. Es können aber auch Menschen als Überträger in Betracht kommen“, sagte Professor Helge Karch vom Universitätsklinikum Münster. Diese Möglichkeiten müssten nun überprüft werden. Karch sprach sich für rasche Sonderforschungsprogramme aus. Möglicherweise könnten Menschen den Keim in sich tragen, ohne dass es zum Ausbruch komme.
Karchs Team stellte einen Schnelltest vor. Er klärt innerhalb von vier Stunden, ob es sich um den gefährlichen EHEC-Erreger handelt. Der Test kann auch bei Lebensmitteln eingesetzt werden und gilt als sehr sicher.
Der EHEC-Stamm, der die aktuelle Erkrankungswelle ausgelöst hat, trat nach Angaben von Karch vor zehn Jahren bereits schon einmal in Deutschland auf. HUSEC041 sei im Jahr 2001 bei einem Geschwisterpaar in Köln festgestellt worden. Der Keim habe seither die Resistenz gegen Antibiotika ausgebaut. Er sei zwei- bis dreimal toxischer als der Ursprungsstamm von 2001.
Spanische Gurken nicht Epidemie-Auslöser
Die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks hatte zuvor neue Laborergebnisse bekannt gegeben, wonach die verdächtigten spanischen Gurken offenbar doch nicht der Auslöser der Erkrankungen in Deutschland sind. Zwar wurde auf zwei der vier sichergestellten Gurken zwar EHEC-Erreger festgestellt. Sie stimmten aber nicht mit dem Stamm überein, der bei erkrankten Patienten isoliert worden sei. Bei den anderen beiden Gurken liefen noch die Untersuchungen. Die Senatorin sagte, damit bleibe die genaue Ursache der Erkrankungen unklar.
Erkrankungen durch den lebensgefährlichen Darmkeim EHEC sind nun möglicherweise auch außerhalb Europas aufgetreten. In den USA gebe es drei Patienten mit dem Verdacht auf das durch den EHEC-Keim ausgelöste hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Auch in Europa breiten sich die Infektionen weiter aus. Demnach gibt es bestätigte oder vermutete HUS-Fälle außer in Deutschland auch in Schweden, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz. Auch ein Krankenhaus in Spanien meldete am Dienstag einen EHEC-Verdachtsfall.
Steigende Nervosität
Weil sich der Erreger immer mehr verbreitet und weil seine Quelle noch immer nicht bekannt ist, wächst bei Gesundheitsbehörden wie bei den Bauern die Nervosität. In Österreich haben Lebensmittelkontrolleure 33 Supermärkte auf möglicherweise kontaminiertes Gemüse überprüft. Zuvor war bereits der Verkauf von spanischen Gurken, Tomaten und Auberginen verboten worden, die von deutschen Firmen nach Österreich geliefert worden waren. Die französischen Gurkenbauern weisen verzweifelt darauf hin, dass ihre Anbaubedingungen andere seien als in Spanien. Die Landwirte fürchten, dass die Verbraucher aus Angst vor Ansteckung ihr Gemüse verschmähen. In Deutschland ist es längst soweit: Der Absatz von Gurken, Tomaten und Blattsalaten ist praktisch zum Erliegen gekommen.
Spanien prüft deshalb schon Schadensersatzansprüche gegen Deutschland. Deutsche Behörden hätten darüber spekuliert, dass die Infektionen ihren Ursprung in spanischen Gurken haben könnten, wird der spanische Agrarstaatssekretär Josep Puxeu zitiert. Das sei verantwortungslos und ungeheuerlich. Bauernverbände beziffern die Verluste, die dem spanischen Gemüseanbau entstünden, auf sechs bis acht Millionen Euro am Tag.
Der beste Schutz: Hände waschen!
Die Sorge der Bauern, die auf ihren Feldfrüchten sitzenbleiben, könne er gut verstehen, sagte der Präsident des zuständigen Robert-Koch-Instituts in einem Interview. Dennoch halte er an der Warnung fest, kein rohes Gemüse zu verzehren. Waschen allein biete keinen sicheren Schutz, sagte Reinhard Burger: "Erhitzen ist verlässlicher als Waschen". Dazu sollte das Gemüse zwei bis zehn Minuten lang bei 70 Grad gegart werden. Zudem raten alle Gesundheitsexperten dringend, bei der Zubereitung der Lebensmittel auf die Hygiene zu achten und sich auch darüber hinaus regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen.
Autor: Hajo Felten (rtr, dpa)
Redaktion: Marko Langer