Erstes Flugzeug bringt Nahrung nach Somalia
27. Juli 2011Im Kampf gegen die Hungerkatastrophe in Ostafrika hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen mit der Luftbrücke in die somalische Hauptstadt Mogadischu begonnen. Ein erstes Flugzeug mit Nahrungsmitteln startete am Mitwoch (27.07.2011) von Kenia aus.
Die Vereinten Nationen wollten eigentlich schon am Dienstag die Luftbrücke einrichten und mit der ersten Maschine 14 Tonnen Nahrung nach Mogadischu bringen lassen. Doch wegen einer ausstehenden Genehmigung der Zollbehörden konnte das Flugzeug nicht abheben, wie ein Sprecher des Welternährungsprogramms der UN mitteilte.
Die Flugzeuge hätten in Kenias Hauptstadt Nairobi gewartet, sagte David Orr vom Welternährungsprogramm. Doch jetzt seien die bürokratischen Hürden beseitigt. Der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel kritisierte die Verzögerungen: "Jetzt geht es nicht um Politik, sondern um die Rettung von Menschenleben", sagte er in Berlin.
Für die nächsten Tage sind weitere Flüge von Nairobi nach Mogadischu, aber auch in die äthiopische Stadt Dolo und ins kenianische Wadschi an der Grenze zu Somalia geplant. Dort sollen die Lebensmittel von vor Ort tätigen Nichtregierungsorganisationen und örtlichen Ausschüssen an die hungernde Bevölkerung verteilt werden.
Die Flüchtlingsströme lassen nicht nach
Vorrangig wollen die Vereinten Nationen mit Vitaminen und Mineralien angereicherte Nahrungsergänzungsmittel für die an Unterernährung leidenden Kinder auf den Weg bringen. "Eltern müssen ihren Kindern beim Sterben zusehen. Wir müssen endlich schnell handeln, damit diese Familien mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten versorgt werden", mahnte UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven.
Allein im Bürgerkriegsland Somalia leiden 3,7 Millionen Menschen akut Hunger. In diesem Monat flüchteten deshalb 40.000 Menschen nach Mogadischu. Etwa 30.000 weitere Flüchtlinge vegetieren in Lagern rund um die Hauptstadt.
Täglich passieren nach UN-Angaben etwa 3500 Somalier die Grenzen zu Kenia und Äthiopien. Allein in der Registrierungsstelle von Dagahali im weltweit größten Flüchtlingslager Dadaab in Kenia seien in der Nacht zum Dienstag mehr als 500 verzweifelte Menschen angekommen, sagte ein Mitarbeiter des Kinderhilfswerks UNICEF. Mittlerweile böte das Camp fast 400.000 Dürre-Flüchtlingen Zuflucht.
Die EU gibt mehr Geld
Die Europäische Union stockt ihre humanitäre Hilfe um 60 auf knapp 160 Millionen Euro auf. Hinzu kämen 50 Millionen Euro von den EU-Mitgliedsstaaten, teilte Nothilfekommissarin Kristalina Gerorgieva nach einem Besuch der Dürre-Regionen in Somalia und Kenia mit. Von der durch die Dürre ausgelösten Hungersnot sind mehr als elf Millionen Menschen betroffen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Golf-Staaten zu massiver Finanzhilfe für die Hungernden auf. Ban telefonierte mit dem saudischen König Abdullah, dem kuwaitischen Emir Scheich Sabah el Ahmed el Sabah, Katars Regierungschef Scheich Hamad bin Jassem bin Dschaber el Thani und dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Abdullah bin Sajed el Nahjan.
UN-Vertreter beziffern den Finanzbedarf zur Versorgung der Menschen am Horn von Afrika bis zum Jahresende auf rund zwei Milliarden US-Dollar. Bislang ging aber erst eine Milliarde Dollar an Hilfsgeldern bei den Vereinten Nationen ein.
Autoren: Susanne Eickenfonder / Martin Muno (dpa, epd, dapd, afp)
Redaktion: Marion Linnenbrink / Herbert Peckmann