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Urteil zur Super League: Niederlage für FIFA und UEFA

21. Dezember 2023

Nach Ansicht des Europäischen Gerichtshofs haben die Fußball-Spitzenverbände im Streit um die Super League ihre Monopolstellung missbraucht. Das Urteil bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Super League nun kommt.

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2020 Luxemburg | Schild und Logo des Gerichtshofs der Europäischen Union
Bild: John Thys/AFP/Getty Images

"Die Regeln der FIFA und der UEFA, die jedes neue Fußballprojekt auf Vereinsebene, wie das einer Super League, von ihrer vorherigen Zustimmung abhängig machen, und den Vereinen und Spielern verbieten, an solchen Wettbewerben teilzunehmen, sind rechtswidrig", teilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit: "Die FIFA und die UEFA missbrauchen ihre beherrschende Stellung."

Ihre Genehmigungs-, Kontroll- und Sanktionsregeln seien "willkürlicher Natur" und verstießen gegen die EU-Vorschriften für einen freien Dienstleistungsverkehr. "Das bedeutet nicht, dass ein Wettbewerb wie das Projekt der Super League zwangsläufig genehmigt werden muss", stellte die oberste Justizbehörde der Europäischen Union klar. Der EUGH habe allgemein über die FIFA- und UEFA-Regeln geurteilt, nicht speziell über die Super League.

Der Streit schwelt seit zweieinhalb Jahren. Zwölf europäische Topklubs hatten im Frühjahr 2021 versucht, eine Super League als Konkurrenz zur Champions League zu gründen. Das Projekt war nach wenigen Tagen krachend gescheitert - am Widerstand der UEFA und der Fans.  

Die UEFA und auch der Fußball-Weltverband FIFA hatten mit Sanktionen gedroht, unter anderem dem Ausschluss von Spielern, die an Super-League-Spielen teilnähmen. Die verbliebenen Super-League-Vertreter erwirkten vor einem Gericht in Madrid eine einstweilige Verfügung gegen mögliche Sanktionen, die in zweiter Instanz aber wieder aufgehoben wurde. Schließlich übergab das Madrider Gericht den Fall an den EuGH in Luxemburg, die höchste Justiz-Instanz Europas.

Geklagt hatten die in Spanien ansässige "European Super League Company" sowie die Sportmarketing-Agentur "A22", hinter der die drei Vereine stehen, die weiterhin an einer Gründung der Super League festhielten: die spanischen Topklubs Real Madrid und FC Barcelona sowie Italiens Rekordmeister Juventus Turin.

Reichart: "UEFA-Monopol beendet"

Chef der Agentur A 22 ist der Deutsche Bernd Reichart, der bis 2021 als Geschäftsführer den Medienkonzern RTL geleitet hatte. "Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen. Das UEFA-Monopol ist beendet", freute sich Reichert auf dem Internetportal X: "Der Fußball ist frei. Die Vereine müssen keine Sanktionen mehr fürchten und können ihre Zukunft nun selbst bestimmen."

Auch die spanischen Renommierklubs FC Barcelona und Real Madrid reagierten mit Genugtuung auf die Entscheidung aus Luxemburg. Real-Präsident Florentino Perez sagte, der europäische Klubfußball werde "nie wieder ein Monopol sein. Wir werden weiterhin für ein modernes Projekt eintreten, das voll und ganz mit den nationalen Wettbewerben vereinbar ist."

Die spanische Liga bekräftigte ihren Widerstand gegen eine Super League. "Mehr denn je erinnern wir daran, dass die 'Super League' ein egoistisches und elitäres Projekt ist", schrieb die Liga auf X. Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) lehnt nach eigenen Worten "Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab". Ähnlich äußerte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB). "Eine solche rein kommerziell ausgerichtete Liga würde sich von den bestehenden Strukturen des organisierten Sports abkoppeln und ein partnerschaftliches Miteinander im Fußball konterkarieren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

UEFA vertraut auf Solidarität von Fans und Vereinen

Die UEFA erklärte, das Urteil des EuGH bedeute "keine Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League. Wir vertrauen darauf, dass die solidarische europäische Fußballpyramide, die die Fans und alle Beteiligten zu ihrem unersetzlichen Modell erklärt haben, durch europäische und nationale Gesetze vor drohenden Abspaltungen bewahrt wird." 

Karl-Heinz Rummenigge hatte bereits  vor der Entscheidung des EuGH ausgeschlossen, dass deutsche Vereine an einer Super League teilnehmen würden. "Niemand in Deutschland würde in die Super League einziehen, das gäbe eine Revolution unter den Fans", sagte der langjährige Vorstandschef des FC Bayern München in einem Interview der italienischen Zeitung "Gazzetta dello Sport". Rummenigge sitzt seit 2021 als Vertreter der Europäischen Klubvereinigung (ECA) im Exekutivkomitee der UEFA, dem wichtigsten Gremium des Verbands.

Weitere UEFA-Regel möglicherweise unzulässig

Der UEFA droht derweil eine weitere juristische Niederlage. Der EuGH erklärte, die Regel des europäischen Verbands über eine Mindestzahl einheimischer Spieler "könnte sowohl gegen die Wettbewerbsregeln als auch gegen die Freizügigkeit der Arbeitnehmer [in der EU - Anm. d. Red.] verstoßen". Der belgische Erstligist Royal Antwerpen und ein Spieler hatten gegen die Regel geklagt, nach der mindestens acht Spieler eines Kaders vom Verein selbst ausgebildet worden sein müssen. Dies könne "zu einer mittelbaren Diskriminierung von Spielern aus anderen Mitgliedstaaten aufgrund der Staatsangehörigkeit führen", teilten die Richter in Luxemburg mit und verwiesen das Verfahren an ein belgisches Gericht zurück, das nun darüber urteilen soll. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter