"Man muss den BVB unter Druck setzen"
28. Februar 2017DW: Sie treffen im DFB-Pokal-Viertelfinale auf Borussia Dortmund. Können Sie schon glauben, dass es jetzt gegen einen der besten Klubs in Deutschland geht?
Fernandez: Ich weiß auch nicht, wie wir das geschafft haben, aber wir haben es geschafft. Durch gute Leistungen, die wir gezeigt haben, und das Quäntchen Glück haben wir es auch verdient, denke ich. Aber was dann jetzt auf uns zukommen wird, ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Da werden wir sehen, wie wir das meistern werden.
Sie spielen mit Lotte in der dritten Liga, der BVB sogar in der Champions League. Welche Chancen haben die Sportfreunde gegen das Team von Thomas Tuchel?
Dortmund hat mit Ousmane Dembele, Pierre-Emerick Aubameyang oder Lukasz Piszczek extrem schnelle Leute, aber wir haben Chancen, wenn wir kompakt auftreten, dem Gegner wenige Räume lassen und nicht zu passiv agieren. Ich denke, genau das machen viele Mannschaften in der Bundesliga oft falsch. Man muss gegen den BVB aktiv spielen. Sie ständig unter Druck zu setzen, ist das A und O. So können wir selbst auch einmal in einer Pressing-Aktion den Ball erobern und nach vorne spielen.
Das klingt sehr selbstbewusst. Aber wie sehr glauben Sie wirklich an das Erreichen des Pokal-Halbfinales?
Das ist von Typ zu Typ sehr unterschiedlich. Ich bin nicht der optimistischste Mensch, aber es gibt schon viele in unserem Team, die Blut geleckt haben, und mittlerweile so eine breite Brust haben, dass sie sagen: Nothing is impossible. Aber ich glaube, wenn wir das Ganze realistisch betrachten, wird Dortmund das Spiel gewinnen, und wir werden uns hoffentlich so teuer wie möglich verkaufen.
Spinnen wir mal ein bisschen herum: Die Sportfreunde schlagen den BVB und ziehen ins Halbfinale ein. Wie klingt das?
(lacht) Das Spiel gegen Dortmund verursacht in diesem kleinen Ort hier schon eine ganze Menge. Gefühlt ist die Bevölkerungszahl um zehn Prozent gestiegen. Was hier alles bewegt werden muss in allen Bereichen, damit dieses Spiel überhaupt stattfinden kann, ist außergewöhnlich. Ich gehe davon aus, dass - egal wie das Spiel ausgeht - die Menschen uns hier Schulterklopfer geben werden für das, was wir erreicht haben.
Benedikt Fernandez war Torwart bei Bundesligist Bayer Leverkusen. Er spielte bei der "Werkself" mit einem halben Jahr Unterbrechung von 2000 bis 2011 und absolvierte sechs Bundesligaspiele. Sein internationales Debüt feierte Fernandez im UEFA-Pokal-Spiel beim FC Zürich (5:0). Am 19. Juli 2013 schloss er sich dem Meister der Regionalliga West der Saison 2012/13, den Sportfreunden Lotte, an. In der vergangenen Saison stieg der 32-Jährige mit Lotte in die dritte Liga auf.
Das Interview führte Thomas Klein.