Fernzüge so pünktlich wie seit 2008 nicht mehr
12. Juli 2020In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren 83,5 Prozent aller Züge im Fernverkehr pünktlich unterwegs, wie die Deutsche Bahn mitteilte. "Das ist der beste Wert seit 2008", erklärte Bahnchef Richard Lutz. Im gleichen Zeitraum 2019 lag die Pünktlichkeit im DB-Fernverkehr noch bei 77,2 Prozent. Als pünktlich gilt ein Zug, wenn er nicht mehr als sechs Minuten nach der fahrplanmäßigen Zeit am Ziel ankommt.
"Zur deutlich gestiegenen Pünktlichkeit hat natürlich auch die geringe Anzahl der Züge während der Corona-Krise beigetragen", erklärte der bundeseigene Konzern. Die Schieneninfrastruktur sei seit März zum Teil erheblich weniger belastet gewesen.
Lutz sieht aber auch eigene Verdienste der Bahn: "Unsere Strategie der starken Schiene zeigt nach einem Jahr erste positive Wirkung." Mit "Rekordinvestitionen" in Infrastruktur und Fahrzeuge sei die Schiene robuster geworden, zudem seien die Voraussetzungen für mehr Kapazität geschaffen worden.
Nur 30 Prozent Auslastung
Nach Angaben der Bahn erholt sich die Auslastung im Fernverkehr nur langsam und liegt derzeit im Schnitt bei rund 30 Prozent. Zwischenzeitlich waren die Fahrgastzahlen um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Doch auch deutliche Fortschritte beim Baustellenmanagement, eine schnellere Instandsetzung von Zügen sowie generell weniger Störungen an der Infrastruktur hätten zu der Verbesserung beigetragen. "Größere Hallen, erweiterte Werkstätten sowie neue Behandlungs- und Abstellgleise sorgen dafür, dass die Züge schneller und besser instandgehalten und somit rascher zurück in den Betrieb geführt werden können."
Auch die fortlaufend verjüngte und modernisierte Fernverkehrsflotte sei ein Grund für mehr Pünktlichkeit, so die Bahn. Inzwischen seien zudem 49 Züge der neuen ICE-4-Reihe im Einsatz. Dieser Zugtyp könne genauso schneller beschleunigen und so Verspätungen leichter aufholen. Das Gleiche gelte für die Intercity-Doppelstockzüge auf der Linie Dresden Berlin Rostock.
Sparprogramm nach hohen Verlusten
Die niedrige Auslastung hilft zwar dabei, den Fernverkehr zuverlässiger fahren zu lassen. Doch weil das Angebot in der Krise nur maximal um ein Viertel reduziert worden war, hat der Konzern hohe Verluste eingefahren. Ein deftiges Sparprogramm und milliardenschwere Staatshilfen sind die Folge. An den Investitionen in Infrastruktur und den Personalaufbau will der Konzern aber festhalten. "Rund 12,2 Milliarden Euro fließen allein in diesem Jahr in Erhalt und Ausbau von Netz, Bahnhöfen und Energieanlagen", erklärte das Unternehmen.
kle/AR (dpa, afp, deutschebahn.com)