Fiat Chrysler und Peugeot beschließen Fusion
18. Dezember 2019Nach wochenlangen Verhandlungen haben die Führungsgremien der Autokonzerne PSA und Fiat Chrysler der angepeilten Mega-Fusion zugestimmt. Das teilten die Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Konzerne wollen den viertgrößten Autohersteller der Welt schmieden. Beide Seiten hatten sich bereits Ende Oktober auf offizielle Fusionsgespräche verständigt und damit Wirbel in der Branche ausgelöst. Der Zusammenschluss muss noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden.
Die Branche steht unter einem enormen Druck, so dass der Schulterschluss der Hersteller kein Zufall ist. Derzeit und in naher Zukunft müssen Autobauer Milliardensummen in autonome Autos und Elektromobilität investieren. Fiat Chrysler (FCA) hat zudem besondere Probleme. Denn der Hersteller hatte unter der Führung des verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich.
Viertgrößter Autohersteller
Der neue Konzern strebt an, jährlich 8,7 Millionen Fahrzeuge abzusetzen. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund wären größer als der neue Auto-Gigant. Er käme auf einen Jahresumsatz von knapp 170 Milliarden Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als elf Milliarden Euro - ohne die Marken der Zulieferer Magneti Marelli und Faurecia. Beschäftigt werden nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen. Ein Name für den neuen Konzern steht noch nicht fest, sagten Unternehmensvertreter in einer Telefonkonferenz.
PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler umfasst die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia und Maserati. Der deutsche Autobauer Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird seitdem mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.
50:50-Fusion
Im neuen Unternehmen wird ein Zusammenschluss "unter Gleichen" mit einem ausgewogen besetzten Vorstand angestrebt. PSA-Chef Carlos Tavares wird Vorstandsvorsitzender. Der Portugiese hat sich als knallharter Sanierer sowohl bei Peugeot als auch bei der Tochter Opel einen Namen gemacht. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann (43) übernimmt diese Rolle auch in dem neuen Unternehmen. Der 43-Jährige ist der Enkel des legendären Fiat-Bosses Giovanni "Gianni" Agnelli (1921-2003) und Ururenkel des Fiat-Gründers Giovanni Agnelli senior (1866-1945). Das italienische Traditionsunternehmen war 2014 in Fiat Chrysler Automobiles aufgegangen.
Mit der Fusion sollen Spareffekte von 3,7 Milliarden Euro erzielt werden, ohne eine Fabrik zu schließen. Die Effizienzgewinne soll sich unter anderem aus Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf ergeben. FCA kann vor allem ein gut ausgebautes Vertriebsnetz in Nordamerika einbringen. Das dürfte den Markteinstieg von Peugeot dort erheblich erleichtern. PSA ist dafür in Europa stärker. Auch bei der Entwicklung von Hybrid- und Batterie-Fahrzeugen sind die Franzosen weiter als die Italoamerikaner.
Auftakt zu weiterer Fusionsrunde?
Für den Autoanalysten Frank Schwope von der NordLB kommt die jetzige Fusion nicht überraschend. "Fiat Chrysler und der PSA-Konzern stehen in der gegenwärtigen Automobil-Welt relativ allein auf weiter Flur und hinken insbesondere bei Zukunftstechnologien wie der Elektromobilität und dem Autonomen Fahren weit hinter der Konkurrenz her", schreibt Schwope in einer aktuellen Einschätzung.
Grundsätzlich mache eine Fusion von Fiat Chrysler und PSA absolut Sinn. "Ob tatsächlich Synergien von 3,7 Milliarden Euro pro Jahr gehoben werden können, darf bezweifelt werden, ebenso, dass die Fusion ohne Werksschließungen auskommt." Die Fusion zwischen FCA und PSA könne der Auftakt zu weiteren Fusionsrunden in der Automobilindustrie sein.
kle/hb/stu (dpa, rtr, ape, afpe)