Zeichner Tomi Ungerer gestorben
9. Februar 2019Der Buchillustrator wurde mit seiner Arbeit international berühmt, unter anderem mit seinen Bilderbüchern für Kindern. Bekannte Werke sind unter anderem "Der Mondmann" und "Die drei Räuber". Außerdem schuf er scharfzüngige Bilderbücher für Erwachsene.
Ungerer wurde 1931 in Straßburg geboren. Seit 1976 lebte er mit seiner dritten Frau in Irland. "Er starb in der Nacht. Es war seine Frau, die mich am Morgen angerufen hat", sagte Robert Walter, ehemaliger Berater und langjähriger Freund Ungerers, der Nachrichtenagentur AFP.
"Er war nicht nur ein großer Künstler, er verkörperte auch die Komplexität des Elsass, seiner Doppelkultur. Wir haben uns vorgestellt, dass es ewig ist, und jetzt verlässt er uns", sagte Alain Fontanel, erster stellvertretender Bürgermeister von Straßburg, wie die Zeitung "Les Dernières Nouvelles d'Alsace" berichtete.
Ungerer begann seine Zeichnerkarriere in New York und arbeitete dort zunächst als Werbeillustrator. Er wurde später nicht nur mit seinen Kinder- und Märchenbüchern berühmt, sondern auch mit sarkastischen Karikaturen und pornografischen Satiren. Sein 1970 erschienener Band "Fornicon" wurde in England verboten; Ungerer hatte darin Potenzwahn und Sexismus karikiert.
Professoren-Würde in Baden-Württemberg
Im vergangenen Oktober zeichnete der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann den elsässischen Grafiker und Autor mit der Professorenwürde aus. Kretschmann bezeichnete ihn damals als einen politischen Künstler, der der Gesellschaft nicht selten den Spiegel vorhielt. Der Autor bringe Kinder und Erwachsene zum Schmunzeln und Lachen, "auch wenn manchen das Lachen im Halse steckenblieb". Doch Kunst solle provozieren und zum Nachdenken bringen. "Sie soll etwas verändern", sagte der Ministerpräsident.
Sein Werk sei "geprägt von dem, was er als Elsässer und Europäer erlebt" habe. Zudem habe Ungerer sich vehement für freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen eingesetzt.
Seine Bücher prägten Generationen
Ungerers Bücher prägten und prägen Generationen von Kindern, obwohl er sie nicht schone, sondern mit der Wirklichkeit und dem echten Leben konfrontiere, sagte der Grünen-Politiker. Das habe dem Illustrator schon Kritik von Pädagogen eingebracht. Aber trotzdem oder gerade deswegen würden seine Kinderbücher auf der ganzen Welt gelesen und geliebt.
jmw/as (afp, dpa, epd)