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Politik

Corona-Lockdown: Frauen übernehmen zusätzliche Betreuung

14. Mai 2020

In Corona-Zeiten teilen sich Eltern den zusätzlichen Betreuungsaufwand für Kinder nicht gerecht auf. Das sagt eine Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, die auch vor einem Rückfall in alte Rollenmuster warnt.

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Eine Mutter im Homeoffice während der Coronakrise
Bild: Imago/U. Grabowsky

"Die Pandemie legt nicht nur problematische Ungleichheiten in den wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten offen, sie verschärft sie oft noch", sagt Bettina Kohlrausch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die ungleiche Aufgabenverteilung könne die Lohnungleichheit langfristig verstärken.

Frauen reduzieren Arbeitszeit

Die Forscherinnen ließen für die Auswertung im April mehr als 7600 Erwerbstätige online befragen. Weil Kitas und Schulen wochenlang geschlossen waren und der Regelbetrieb noch in weiter Ferne liegt, müssen Kinder zuhause betreut und unterrichtet werden. Es sind der Studie zufolge vor allem Frauen, die ihre Arbeitszeit reduzieren, um dieser Aufgabe nachzukommen - nämlich 27 Prozent der befragten Mütter mit Kindern unter 14 Jahren, aber nur 16 Prozent der Väter.

Kinderarmut in Deutschland
Die Gleichberechtigung leidet in der Corona-Krise: Nur zehn Prozent der Männer übernehmen mehr BetreuungsaufgabenBild: picture-alliance/dpa

Bei Haushalten mit kleinen oder mittleren Einkommen ist dieser Effekt den Forscherinnen zufolge besonders stark ausgeprägt. Die Schlussfolgerung der Studie lautet: Familien mit wenig Geld könnten es sich häufig nicht leisten, auf das - meist höhere - Gehalt des Mannes zu verzichten. "Paare, die sich so verhalten, handeln individuell unter dem Druck der Krisensituation kurzfristig oft rational. Sie sehen ja derzeit keine Alternative", so Kohlrausch.

Ungleichheit steigt mit sinkendem Einkommen

Dies könnte sich auch langfristig auswirken, wenn die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise noch länger spürbar bleiben und Frauen möglicherweise nicht wieder zur vorherigen Arbeitssituation zurückkehren können. Auch die Gleichberechtigung bei der Kinderbetreuung hat durch Corona der Studie zufolge spürbar gelitten: Von Paaren, die vor der Krise die Betreuung fair geteilt hatten, gaben nun nur noch rund 60 Prozent an, das weiterhin zu tun. Bei 30 Prozent übernahmen hingegen die Frauen mehr Sorgearbeit und nur bei 10 Prozent die Männer. Auch hier ist die Ungleichheit bei Haushalten, die netto weniger als 2000 Euro zur Verfügung haben, noch stärker ausgeprägt.

nob/uh (afp, dpa)