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Literatur

Friedenspreis des Buchhandels für Tsitsi Dangarembga

Nadine Wojcik
21. Juni 2021

Die Autorin und Filmemacherin sei eine weithin hörbare Stimme Afrikas, so die Jury. Dabei habe das einzigartige Erzählen der Simbabwerin stets einen universellen Blick.

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​Tsitsi Dangarembga spricht in ein Mikrofon.
In Simbabwe ein Star: Tsitsi Dangarembga, diesjährige Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen BuchhandelsBild: Daniel Roland/AFP/Getty Images

Die 62-Jährige sei "nicht nur eine der wichtigsten Künstlerinnen ihres Landes, sondern auch eine weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur", teilte der Stiftungsrat am Montag (21. Juni) mit. Bekannt wurde Tsitsi Dangarembga durch ihre Romantrilogie über eine heranwachsende Frau und deren Kampf auf weibliche Selbstbestimmung. An diesem Werk schrieb sie drei Jahrzehnte: Band eins erschien bereits 1988 und war damit der erste Roman einer schwarzen Autorin überhaupt, der in ihrem Heimatland Simbabwe erschien. Der abschließende dritte Band erschien erst 2018.

"Das Manuskript war von mehreren Verlagen abgelehnt worden. Irgendwann war ich so verzweifelt, dass ich anfing, Auszüge auf Facebook zu posten", erzählte Dangarembga. Als es letztendlich erschien, würdigte die "New York Times Book Review" den Roman als "Meisterwerk". Auch die Jury des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels überzeugte die Romantrilogie: "Dabei zeigt sie soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen", heißt es in der Begründung.

Produktive Autorin und Filmemacherin

Tsitsi Dangarembga wurde 1959 in Simbabwe, das damals noch Rhodesien hieß, geboren. In ihrem Heimatland studierte sie Psychologie und schrieb erste Theaterstücke. 1988 erschien ihr Debüt-Roman "Nervous Conditions" - die deutsche Übersetzung ("Aufbrechen") kam erst 2019 in die Buchhandlungen. 1989 wurde sie für das Fach Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin aufgenommen und promovierte anschließend an der Berliner Humboldt-Universität im Fach Afrika-Wissenschaften. Gleichzeitig schrieb sie das Drehbuch für den Film "Neria" (1991), der zum meist gesehenen Film Simbabwes wurde. Ein Jahr später gründete sie in Harare die eigene Filmproduktionsfirma "Nyeria".

Dangarembga drehte im Laufe ihrer Karriere auch eigene Dokumentationen und Spielfilme. Darunter "Everyone's Child" (1996), der erste Spielfilm einer schwarzen Simbabwerin. Und "Growing Stronger" von 2005. Ein Dokumentarfilm über zwei sehr unterschiedliche Frauen in Simbabwe, die mit HIV leben.

Eine Frau mit Brille und Mundschutz telefoniert und hält ein Plakat mit der Aufschrif: We want better reform our institutions.
Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga 2020 bei einer Demonstration gegen KorruptionBild: Zinyange Auntony/AFP

2000 kehrte Dangarembga mit ihrer Familie aus Deutschland nach Simbabwe zurück, und widmete sich verschiedenen Projekten: So gründete sie das Frauen-Film-Festival in Harare. Außerdem ist sie Direktorin des "Institute of Creative Arts for Progress" in Afrika, einer Organisation, die audiovisuelle Kunst in Simbabwe unterstützt.

Engagierte Frauenaktivistin

Tsitsi Dangarembga engagiert sich seit vielen Jahren als Aktivistin der Frauenbewegung und für politische Veränderung in Simbabwe. Nachdem sie im Juli 2020 zur Teilnahme an einer Anti-Korruptions-Demonstration aufrief, wurde sie inhaftiert. "Ich war eine der wenigen, die das Gefühl hatten, dass uns unser Recht genommen wurde, friedlich zu demonstrieren", sagte sie in einem Interview mit der DW. Sie wurde am Tag nach ihrer Verhaftung freigelassen, aber "beschuldigt, an einem Treffen teilgenommen zu haben mit der Absicht, zu öffentlicher Gewalt, Friedensbruch und Bigotterie anzustacheln", sagte die Autorin.

In Simbabwe gilt die engagierte Künstlerin längst als Star. 2019 kehrte sie als Kuratorin des African Book Festival nach Berlin zurück. International rückte sie in den vergangenen Jahren vermehrt in die Weltöffentlichkeit: 2020 war der letzte Teil ihrer Trilogie "This Mournable Body" für die Shortlist des renommierten Booker-Prize nominiert.2021 wurde sie mit dem PEN International Award for Freedom of Expression ausgezeichnet.

Im Oktober 2021 wird sie nun den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main in Empfang nehmen. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und wird traditionell in der Frankfurter Paulskirche zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse überreicht, einem der weltweit größten Branchentreffen. Im Vorjahr war der indische Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen ausgezeichnet worden. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Preisträger nur per Übertragung zugeschaltet werden. In diesem Jahr ist geplant, den Friedenspreis "unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Gesundheitsbestimmungen" in der Frankfurter Paulskirche persönlich zu überreichen.