Gaddafi-Sohn Saif al-Islam festgenommen
19. November 2011"Es sind fantastische Neuigkeiten; unerwartet! Er mag nicht so gefährlich gewesen sein wie manch anderer. Aber er war ein echter Stein im Schuh – und deshalb ist es ein siegreicher Moment für alle Libyer", sagte Hossam al-Gheriani vom Informationsbüro der libyschen Übergangsregierung am Samstag (19.11.2011). Er sprach dabei von der Festnahme Saif al-Islams, dem prominentesten Sohn Muammar Gaddafis im Süden des Landes in der Wüste bei Obari. Er sei von mehreren Leibwächtern begleitet gewesen. Saif sei unverletzt, teilte der amtierende Justizminister Mohammed Al-Alagi weiter mit.
Kämpfer aus Sintan haben den Lieblingssohn Gaddafis aufgegriffen. Ein Kommandeur der ehemaligen Rebellen sagte, in dieser Stadt solle Saif vorerst festgehalten werden, bis er an die Regierung übergeben werden könne.
Auslieferung an Internationalen Strafgerichtshof unwahrscheinlich
Saif al-Islam ist vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag zur Fahndung ausgeschrieben, ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Eine Sprecherin des Gerichts sagte, man stehe in Kontakt mit dem libyschen Justizministerium, um sicherzustellen, dass alles im Zusammenhang mit der Festnahme Saif al-Islams rechtmässig ablaufe. Dass der 39-Jährige an Den Haag übergeben wird, ist aber unwahrscheinlich. Libyens Regierungschef Abdulrahim Al-Kib erteilte Forderungen nach Auslieferung an den ICC eine Absage. Es sei das Recht des Volkes in Libyen, dass Saif hier auch vor Gericht gestellt werde.
Noch vor wenigen Tagen hieß es, dass der ICC über Mittelsmänner in Kontakt mit Saif al-Islam stünde und darauf dringe, dass er sich stellt. Man hatte aber auch Informationen erhalten, dass er womöglich aus Libyen zu fliehen versuche. Auch die Übergangsregierung hatte schon mehrfach verkündet, dass der Gaddafi-Sohn festgenommen oder getötet worden sei.
Der Scharfmacher im Libyenkrieg
Saif al-Islam hatte lange Zeit als das liberale Gesicht des Despotenclans Gaddafis gegolten und wurde als Kronprinz des autokratisch herrschenden Machthabers gehandelt. Nach dem Umsturz in Libyen radikalisierte er sich aber zusehends. Seinen letzten großen Auftritt hatte er Ende August im ähnlich wirren Duktus wie die Auftritte seines Vaters.
Damals tauchte er kurz nach der Eroberung Tripolis durch die Kämpfer des Übergangsrates mitten in der Nacht vor einem internationalen Hotel auf und verkündete vor Journalisten den Sieg des Gaddafi-Regimes. Mit kahl rasiertem Schädel und Vollbart wetterte er gegen die Oppositionskräfte und die Luftangriffe der NATO.
Mit der Festnahme Saifs ist nun der Verbleib aller sieben Söhne Gaddafis geklärt. Zwei Söhne flohen nach Algerien, einer ist in Niger. Zwei weitere starben bei den Kämpfen im Libyen-Krieg. Motassim Gaddafi wurde zusammen mit seinem Vater in der Nähe von dessen Geburtstadt Sirte getötet. Die genauen Umstände dieser Tat sind bis heute nicht vollständig geklärt.
Autorin: Sabine Faber (dpa, dapd, rtr)
Redaktion Stephan Stickelmann