Gazprom will nach Afrika
17. Januar 2008Anzeige
In Zeiten steigender Nachfrage und anhaltend hoher Preise für russisches Gas versucht der Gazprom sein Engagement im Ausland auszubauen. Nach Vorstößen in Venezuela, Libyen und Algerien will das Unternehmen nun laut einem Bericht der "Financial Times" in Nigeria einsteigen.
Nigeria als ein Baustein
Mit 16 Prozent der weltweiten Gasreserven in seinem Besitz kann es sich der Konzern leisten, Amerikaner, Briten und Chinesen zu überbieten. Das Angebot, das Gazprom der nigerianischen Regierung gemacht haben soll, ist einfach: Investitionen in die Energie-Infrastruktur gegen Förderrechte. Ob das Geschäft zustande kommt, ist noch unklar, das Ziel scheint jedoch festzustehen: Russlands staatlicher Gasriese will Weltkonzern werden. Nigeria ist nur ein Baustein der Expansion.
Hauptziel ist dabei nicht Afrika, sondern Europa. Hier würde sich Gazprom gerne einen Teil des lukrativen Endkundenmarkts sichern. Dort lässt sich das Zwei- bis Dreifache dessen verdienen, was Gazprom bekommt, wenn es das Gas wie bislang an der Grenze abliefert.
Gazprom auch in Deutschland im Geschäft
In Deutschland besitzt der Kreml-Konzern deshalb schon 50 Prozent der BASF-Wintershall-Tochter Wingas. Zudem ist Gazprom Germania mit fünf Prozent an der ostdeutschen Verbundnetz Gas beteiligt. Seit Dezember fördert die BASF gemeinsam mit Gazprom in Juschnoje-Russkoje im hohen Norden Sibiriens Gas für Deutschland. Es ist mit 35 Prozent die größte deutsche Beteiligung an einem russischen Gasfeld.
Auch in anderen europäischen Ländern konnte Gazprom Fuß fassen. Frankreich und Italien gewährten im Tausch gegen langfristige Lieferverträge Zugang zu den Endkundenmärkten. In Großbritannien blitzte der Gasriese dagegen beim Energieversorger Centrica ab. Zudem gibt es Gerüchte über einen möglichen Einstieg in Irland.
"Raffe zusammen, was du nur kannst."
Für Gazprom drängt die Zeit, so Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der Zeitschrift "Russland in der Weltpolitik". Denn bislang ringt die EU noch um eine einheitliche Position in Energiefragen.
"Mir scheint, dass es im Moment die folgende Strategie gibt: 'Raffe zusammen, was du nur kannst, so lange es die Möglichkeit dazu gibt.' Sol ange Geld und politischer Wille da sind." Wenn man sich jetzt Zugang zu strategischen Positionen verschaffe, sei es später einfacher zu operieren, selbst mit Schulden, meint der Journalist.
Verbindlichkeiten von über 50 Prozent des Jahresumsatzes soll Gazprom haben - über 20 Milliarden Euro. Zwei Mal musste das Unternehmen 2007 sein Budget revidieren. Wichtige Investitionen wurden teilweise verschoben. Trotzdem plant Gazprom neben Beteiligungen in der EU eine Reihe neuer Pipelines nach Europa.
Energiewirtschaft statt Außenpolitik
Der Kreml gibt diplomatische Rückendeckung, sagt der Moskauer Politologe Stanislaw Belkowski: "Alles, was in der russischen Außenpolitik passiert, ist Ausdruck der Interessen der Energiewirtschaft." Russland baue derzeit keine neue Supermacht auf, wie der Westen oft glaube, so der Politologe. Stattdessen nutzten die Energiekonzerne den Staat für ihre kommerziellen Ziele.
Neben der Ostseepipeline sind gleich zwei weitere neue Pipelines durch das Schwarze Meer geplant. Sie sollen vor allem Italien und den Balkan beliefern und eigenständige europäische Pläne durchkreuzen. "Der zweite Teil der Strategie von Gazprom besteht darin, Russland ein Monopol für die Gasversorgung des eurasischen Raums zu verschaffen. Also versucht man zu verhindern, dass Gas an Russland vorbei nach Europa strömt", sagt Lukjanow.
EU versucht, sich von Russland unabhängiger zu machen
Die EU will dagegen durch die geplante Nabucco-Pipeline Zugang zu kaspischen und iranischen Gasvorkommen bekommen. Das soll die Abhängigkeit von Russland senken. Zumal Präsident Wladimir Putin unverhohlen mit der Idee eines internationalen Gaskartells liebäugelt.
Doch Lukjanow hält das für eine rein politische Geste: "Wenn man genauer hinsieht, zeigt sich, dass das unmöglich ist, weil der globale Markt fehlt." Etwas anderes würde es sein, wenn sich der Flüssiggasmarkt gut entwickelt, dann würde sich ein globaler Gasmarkt ähnlich dem Ölmarkt bilden, auf dem man die Tanker jederzeit dahin schicken könne, wohin man wolle. "Am Flüssiggasmarkt hat Gazprom aber kaum Anteile", sagt Lukjanow.
Gasproms mangelnde Erfahrung beim Flüssiggasgeschäft könnte den Konzern auch bei dem angestrebten Einstieg in Nigeria bremsen. Von dort kann er das Gas nämlich praktisch nur gekühlt und flüssig per Schiff abtransportieren.
Nigeria als ein Baustein
Mit 16 Prozent der weltweiten Gasreserven in seinem Besitz kann es sich der Konzern leisten, Amerikaner, Briten und Chinesen zu überbieten. Das Angebot, das Gazprom der nigerianischen Regierung gemacht haben soll, ist einfach: Investitionen in die Energie-Infrastruktur gegen Förderrechte. Ob das Geschäft zustande kommt, ist noch unklar, das Ziel scheint jedoch festzustehen: Russlands staatlicher Gasriese will Weltkonzern werden. Nigeria ist nur ein Baustein der Expansion.
Hauptziel ist dabei nicht Afrika, sondern Europa. Hier würde sich Gazprom gerne einen Teil des lukrativen Endkundenmarkts sichern. Dort lässt sich das Zwei- bis Dreifache dessen verdienen, was Gazprom bekommt, wenn es das Gas wie bislang an der Grenze abliefert.
Gazprom auch in Deutschland im Geschäft
In Deutschland besitzt der Kreml-Konzern deshalb schon 50 Prozent der BASF-Wintershall-Tochter Wingas. Zudem ist Gazprom Germania mit fünf Prozent an der ostdeutschen Verbundnetz Gas beteiligt. Seit Dezember fördert die BASF gemeinsam mit Gazprom in Juschnoje-Russkoje im hohen Norden Sibiriens Gas für Deutschland. Es ist mit 35 Prozent die größte deutsche Beteiligung an einem russischen Gasfeld.
Auch in anderen europäischen Ländern konnte Gazprom Fuß fassen. Frankreich und Italien gewährten im Tausch gegen langfristige Lieferverträge Zugang zu den Endkundenmärkten. In Großbritannien blitzte der Gasriese dagegen beim Energieversorger Centrica ab. Zudem gibt es Gerüchte über einen möglichen Einstieg in Irland.
"Raffe zusammen, was du nur kannst."
Für Gazprom drängt die Zeit, so Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der Zeitschrift "Russland in der Weltpolitik". Denn bislang ringt die EU noch um eine einheitliche Position in Energiefragen.
"Mir scheint, dass es im Moment die folgende Strategie gibt: 'Raffe zusammen, was du nur kannst, so lange es die Möglichkeit dazu gibt.' Sol ange Geld und politischer Wille da sind." Wenn man sich jetzt Zugang zu strategischen Positionen verschaffe, sei es später einfacher zu operieren, selbst mit Schulden, meint der Journalist.
Verbindlichkeiten von über 50 Prozent des Jahresumsatzes soll Gazprom haben - über 20 Milliarden Euro. Zwei Mal musste das Unternehmen 2007 sein Budget revidieren. Wichtige Investitionen wurden teilweise verschoben. Trotzdem plant Gazprom neben Beteiligungen in der EU eine Reihe neuer Pipelines nach Europa.
Energiewirtschaft statt Außenpolitik
Der Kreml gibt diplomatische Rückendeckung, sagt der Moskauer Politologe Stanislaw Belkowski: "Alles, was in der russischen Außenpolitik passiert, ist Ausdruck der Interessen der Energiewirtschaft." Russland baue derzeit keine neue Supermacht auf, wie der Westen oft glaube, so der Politologe. Stattdessen nutzten die Energiekonzerne den Staat für ihre kommerziellen Ziele.
Neben der Ostseepipeline sind gleich zwei weitere neue Pipelines durch das Schwarze Meer geplant. Sie sollen vor allem Italien und den Balkan beliefern und eigenständige europäische Pläne durchkreuzen. "Der zweite Teil der Strategie von Gazprom besteht darin, Russland ein Monopol für die Gasversorgung des eurasischen Raums zu verschaffen. Also versucht man zu verhindern, dass Gas an Russland vorbei nach Europa strömt", sagt Lukjanow.
EU versucht, sich von Russland unabhängiger zu machen
Die EU will dagegen durch die geplante Nabucco-Pipeline Zugang zu kaspischen und iranischen Gasvorkommen bekommen. Das soll die Abhängigkeit von Russland senken. Zumal Präsident Wladimir Putin unverhohlen mit der Idee eines internationalen Gaskartells liebäugelt.
Doch Lukjanow hält das für eine rein politische Geste: "Wenn man genauer hinsieht, zeigt sich, dass das unmöglich ist, weil der globale Markt fehlt." Etwas anderes würde es sein, wenn sich der Flüssiggasmarkt gut entwickelt, dann würde sich ein globaler Gasmarkt ähnlich dem Ölmarkt bilden, auf dem man die Tanker jederzeit dahin schicken könne, wohin man wolle. "Am Flüssiggasmarkt hat Gazprom aber kaum Anteile", sagt Lukjanow.
Gasproms mangelnde Erfahrung beim Flüssiggasgeschäft könnte den Konzern auch bei dem angestrebten Einstieg in Nigeria bremsen. Von dort kann er das Gas nämlich praktisch nur gekühlt und flüssig per Schiff abtransportieren.
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