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Genfer Autosalon ganz bodenständig

7. März 2017

Die Autobranche befindet sich in einer Zeit fundamentalen Umbruchs. Nicht nur der Verkauf von Opel wird den europäischen Markt verändern. Auf dem Genfer Autosalon besinnt man sich in diesem Jahr wieder auf den Fahrer.

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Peugeot Instinct Concept
Bild: PSA

Neuanfang für Volkswagen

Warum findet die größte jährliche Automesse Europas ausgerechnet in Genf statt, könnte man sich fragen, wo die Schweiz noch nicht einmal eine eigene Autoindustrie hat. Gerade deshalb aber bietet die Schweiz den internationalen Autobauern einen neutralen Boden, um ihre Neuheiten zu präsentieren. Anders bei den Automessen in Paris, Frankfurt oder Detroit - hier präsentieren sich die jeweiligen lokalen Autohersteller regelmäßig besonders dominant.

Traditionell ist der Genfer Autosalon eine glamouröse Veranstaltung mit schillernden Luxuswagen von Lamborghini, Ferrari und McLaren. In diesem Jahr fokussiert man sich aber eher darauf, Autos für den alltäglichen Gebrauch zu präsentieren. Die großen Automessen werden seit einigen Jahren von Schlagworten wie Connectivity (zu deutsch: Vernetzung), Automation, Elektrifizierung beherrscht. In Genf dagegen stehen in diesem Jahr nicht die futuristische Konzepte wie das fahrerlose Auto im Fokus, vielmehr geht es um Autos, die den Fahrer "wieder in den Sitz setzen".

Ford Fiesta ST
Kleinwagen von Ford auf dem Autosalon in Genf.Bild: Ford Europe

Opel-Übernahme im Fokus

Eins der bestimmenden Themen in Genf ist die Opel-Übernahme durch den französischen Autobauer PSA Peugeot Citroën. Am Montag wurde in Paris der 1,3 Milliarden Euro teure Zusammenschluss verkündet. Doch schon vorher gab es Anzeichen für den Verkauf. Opel hatte seine ursprünglichen Pläne, den Insignia Grand Sport und den Insignia Sports Tourer zu präsentieren und präsentierte dafür den Crossland X, einem Gemeinschaftsprodukt von Opel und PSA, die bereits vor fünf Jahren eine Partnerschaft beschlossen hatten.

Durch den angekündigten Zusammenschluss der beiden Autobauer entsteht nun der zweitgrößte europäische Autohersteller, was weitreichende Folgen für den europäischen Markt haben kann. "Erstmal wird nicht viel passieren", meint aber Andreas Bremer, Automobil-Experte vom IfA-Institut für Automobilmarktforschung. "Es werden neue Modelle entwickelt  und Aufgaben verteilt, wer für welche Entwicklung verantwortlich ist. Das braucht Zeit", so Bremer. "Mittelfristig könnte Volkswagen aber einen echten Wettbewerber bekommen, wenn bei dem Zusammenschluss von PSA und Opel alles gut läuft."

VW könnte durch PSA-Opel neue Impulse bekommen, glauben andere Analysten. Ein neuer großer Konkurrent könnte den deutschen Platzhirsch dazu bringen, sich wieder auf seine Kernkompetenzen, nämlich das Auto bauen zu konzentrieren. Zurzeit kämpft der Konzern immer noch mit den Folgen der Dieselgate Affäre und den Vorwürfen gegenüber der Führungsspitze.

Genfer Autosalon - VW Konzernabend
Bodenständig hin oder her - VW präsentiert in Genf ein Konzept zum autonomen Fahren.Bild: picture alliance/dpa/U. Deck

Viele Unwägbarkeiten in der Zukunft

Mit der Trennung von Opel und Vauxhall zieht sich General Motors aus dem europäischen Markt zurück und konzentriert sich auf Nordamerika und Asien. Dabei haben die Autoverkäufe in Europa jüngst angezogen. Im vergangenen Jahr stiegen sie um über 6 Prozent auf 14,6 Millionen Fahrzeuge.

Manche sehen der Opel-Verkauf als ein Zeichen dafür, dass der europäische Markt schwieriger wird. Nicht so Ian Fletcher, Analyst bei IHS Automotive. Er bezweifelt, dass es in anderen Märkten einfacher ist. "Ich glaube nicht, dass Europa grundsätzlich ein hoffnungsloser Fall ist", so Fletcher. "Asien ist auch nicht unbedingt die Goldmine, die es mal war. Man muss sich nur anschauen, was in China gerade passiert." In China sei der Wettbewerb zwischen lokalen Produzenten groß, meint Fletcher, aber es gebe auch ein großes Wachstumspotential.

Für weitere Unsicherheit, sorgt der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU. Der Brexit soll in diesem Monat eingeleitet werden. Für die Autobauer kann das bedeuten, dass sie ihre Zuliefererketten ändern müssen und sie sich unter Umständen veränderten Emmissions-Bestimmungen gegenüber sehen. Viele Unvorhersehbarkeiten, mit denen die europäischen Autobauer konfrontiert werden - aber vielleicht auch ein Grund, warum sich der Genfer Autosalon in diesem Jahr entschieden hat, das Beste aus dem Hier und Jetzt zu zeigen.