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Grenell: VW zieht sich aus Iran zurück

20. September 2018

Der US-Botschafter sprach und VW schwieg zunächst: Der deutsche Autobauer wolle fast alle Geschäfte im Iran einstellen, so Amerikas Botschafter in Berlin. Volkswagen befand schließlich: Es gibt eigentlich nichts Neues.

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Iran VW-Geschäfte
Bild: VW

Es dauerte eine Weile, bis Volkswagen sich zunächst zu einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg äußerte. Die Agentur hatte gemeldet, US-Botschafter Richard Grenell selbst habe mit VW verhandelt. Nach wochenlangen Gesprächen werde der Automobilkonzern wegen der neuen US-Sanktionen gegen den Iran nahezu alle seine Aktivitäten in Iran einstellen, so Grenell. VW habe eine entsprechende Vereinbarung am Dienstag mit der US-Regierung getroffen.

Das Vorhaben, wieder Autos im Iran zu verkaufen, will VW dem Bericht zufolge nun aufgeben. "Aus humanitären Gründen" könne der Konzern aber einige Geschäfte im Iran weiterführen, hieß es weiter. Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Richard Grenell US-Botschafter in Deutschland
Richard Grenell, US-Botschafter in BerlinBild: Reuters/A. Schmidt

Volkswagen wies die Darstellung am Donnerstag zurück. Ein Sprecher sagte, an der Position der letzten Monate habe sich nichts geändert. Volkswagen halte sich an alle geltenden Gesetze und Export-Regularien und beobachte die Entwicklung im Iran sehr genau.  "Dabei berücksichtigen wir auch mögliche Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Wiedereinsatz der US-Sanktionen."

Die Äußerungen des US-Botschafters in Deutschland klingen da anders: "Volkswagen hat uns mitgeteilt, sich an die US-Sanktionen gegen den Iran zu halten", zitierte Bloomberg Grenell. Man sei erfreut über diese Entscheidung, weil der Iran seine ökonomischen Ressourcen nicht für seine Menschen einsetze, sondern um weltweit Gewalt und Instabilität zu verbreiten.

Kritik aus der EU

US-Präsident Donald Trump hatte im Mai den Austritt seines Landes aus dem 2015 abgeschlossenen Atomabkommen mit dem Iran und die Wiedereinführung von Wirtschaftssanktionen verkündet. Mit den Sanktionen gegen das islamistisch geführte Land will Washington Neuverhandlungen über ein strikteres Abkommen erzwingen.

In der Europäischen Union wurde die Kündigung des Atomabkommens scharf kritisiert. Die EU hält an dem Abkommen fest und sucht derzeit nach Wegen, trotz der US-Sanktionen die Geschäftsbeziehungen mit dem Iran aufrecht zu erhalten.

Wegen des Inkrafttretens der Wirtschaftssanktionen Anfang August haben allerdings bereits mehrere europäische Unternehmen ihre Projekte im Iran auf Eis gelegt, darunter auch der Autobauer Daimler. Die Deutsche Bahn und die Deutsche Telekom lassen ihre Aktivitäten im Iran ebenfalls auslaufen. Im Rahmen der neuerlichen Sanktionen, die allein Washington gegen das Land verhängt hat, drohen europäischen Firmen, die weiterhin Geschäfte mit dem Iran machen, Probleme auf dem US-Markt.

VW Iran
VW-Modell für den iranischen MarktBild: jamejamonline

Der Diesel-Skandal

Nach Plänen aus dem Sommer 2017 wollte VW mit lokalen Partnern zusammen zunächst Autos der Modelle Tiguan und Passat auf dem iranischen Markt anbieten. Der Autokonzern hatte sich 17 Jahre zuvor wegen internationaler Sanktionen aus Iran zurückgezogen. Seit der Aufdeckung von Betrügereien VWs mit Abgastests in den USA im Jahr 2015 hatte der Autokonzern mehrfach mit der US-Justiz zu tun. Der Diesel-Skandal kostete VW bisher mehrere Milliarden Euro.

ar/bea (dpa, rtr)